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CDU-Politiker erntet Spott bei "Hart aber fair"

Kristina Dunz (2.v.l.) hält Markus Söder (CSU) nicht unbedingt für den besseren Kandidaten.
Kristina Dunz (2.v.l.) hält Markus Söder (CSU) nicht unbedingt für den besseren Kandidaten.bild: screenshot ard
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"Hart aber fair": Journalistin über Söder: "Macht aus Mist Marmelade"

13.04.2021, 09:50
Dirk krampitz
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Es war eigentlich kaum anzunehmen, dass ein Alpha-Politiker wie der CSU-Vorsitzende Markus Söder sich wirklich folgsam mit dem Platz in der zweiten Reihe bescheiden würde. Auch wenn der CDU-Vorsitzende Armin Laschet seine Kanzlerkandidaten-Kandidatur erklärt hat. Aber so hatte es Markus Söder ja immer gesagt: Die CDU hat das Vorschlagsrecht und man würde das gemeinsam klären und wenn Laschet breiten Rückhalt hat, ziehe er sich ohne Groll zurück. Nachdem sich das CDU-Präsidium am Montag für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten ausgesprochen hatte, sagte Söder dann allerdings, dass er sich nicht zurückziehe, weil "Parteien in dieser Zeit nicht einfach nur von oben geführt werden" könnten. Söder verweist auf seine besseren Umfragewerte und baggert nun bei der Basis um Zustimmung.

Und so hat "Hart aber fair" das Thema kurzfristig geändert. Statt über die Corona-Maßnahmen und die Änderung des Infektionsschutzgesetzes ging es um die Rivalität von Laschet und Söder. "Showdown der Kandidaten – verstolpert die Union das Kanzleramt?", fragt Frank Plasberg folgende Gäste:

  • Herbert Reul, Mitglied des CDU-Bundesvorstands, Innenminister des Landes NRW
  • Lars Klingbeil, SPD-Generalsekretär
  • Alexander Graf Lambsdorff, stellv. FDP-Fraktionsvorsitzender
  • Kristina Dunz, Journalistin, stellv. Leiterin des Hauptstadtbüros des Redaktionsnetzwerks Deutschland
  • Albrecht von Lucke, Publizist und Politikwissenschaftler
  • Markus Blume, CSU-Generalsekretär

NRW-Innenminister Herbert Reul gehört zum engeren Kreis um seinen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Und er ist ein Mann der offenen Worte. "Mich hat‘s überrascht, mir passt‘s auch nicht, ich weiß auch nicht, was das soll", ereifert er sich über Söders unsauberen Vorstoß. "Ist ihr Ministerpräsident zu redlich?", pikst Plasberg Reul an. Natürlich verneint dieser. Armin Laschet sei eben integrierend, jemand, der die Leute zusammenbringt. "Ich halte das für ein Riesenpfund, gerade in Krisenzeiten."

Herbert Reul bei "Hart aber fair".
Herbert Reul bei "Hart aber fair".Bild: Screenshot ARD

Und auch wenn Laschet in den Umfragen hinten liege, sei das kein Grund, der gegen ihn spreche. "Ich kann mich nicht erinnern, dass unsere Kanzler immer die Umfragehelden waren." Die Qualität messe sich auch nicht an Umfragen, sondern an der Politik. Und Laschet sei dort eben breiter als Söder. "Wir können da nicht Klientelpolitik machen." Aber insgesamt nimmt sich Reul zurück, meckert nicht zu viel gegen Markus Söder, denn für den Polit-Profi steht fest. "Gewinnen können wir nur, wenn wir es gemeinsam machen. Darum darf man sich auf der Strecke nicht beschädigen."

CDU-Politiker erntet Spott: Baerbaum vs. Baerbock

Aber an ein gutes Wahlergebnis für die Union glaubt Reul wohl so sehr, dass ihm andere Kanzlerkandidaten gedanklich offenbar sehr fremd sind. Als er einmal über die mögliche grüne Kanzlerkandidatin spricht, nennt er sie "Baerbaum" und im Studio bricht Heiterkeit aus. Die Gäste grinsen, es folgen hörbare Lacher.

Frank Plasberg klärt Herbert Reul auf.
Frank Plasberg klärt Herbert Reul auf.Bild: Screenshot ARD

Der sichtlich amüsierte Plasberg erklärt dem verdutzten Reul. "Hier gab es ein bisschen Spott, weil Sie ‚Baerbaum‘ gesagt haben, sie heißt ‚Baerbock‘." Reul sagt nur "Tschuldigung." Dann muss er selbst lachen.

Die SPD hat gut lachen

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil scheint an diesem Abend das Lachen geradezu ins Gesicht gemeißelt. Er ist bester Laune. Vermutlich, weil sich ja nun schon seit einiger Zeit die Union zerlegt und nicht wie sonst so oft zuvor die SPD. Er findet den Machtkampf von Laschet und Söder jedenfalls ziemlich brisant für die Politiker der Unions-Parteien.

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat beste Laune.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat beste Laune.bild: screenshot ard
"Eine Person wird Schwierigkeiten haben, noch im Amt zu bleiben nach dieser Entscheidung."
Lars Klingbeil

Und da wir uns ja nun offiziell im Wahlkampf befinden, gibt er dem Koalitionspartner mit seinen Personal-Problemen auch so noch einen mit vor den morgigen Sitzungen zum Infektionsschutzgesetz: "Wir haben Sitzungswoche im Bundestag, eine der wichtigsten Sitzungen. Es glaubt doch niemand, dass die Union morgen über Sachthemen reden wird." Man müsse sogar fragen, ob die Union "in diesem Zustand noch Regierungsverantwortung tragen kann".

Die Irritation über die Unions-Situation hat er mit Alexander Graf Lambsdorff, stellv. FDP-Fraktionsvorsitzender, gemeinsam. "Ehrlich gesagt: ich fand es ziemlich krass", urteilt der ehemalige Diplomat über Söders Vorstoß. Dass Söder nun aber noch Kanzler-Kandidat wird, hält er für unwahrscheinlich. "Dann müsste es zu einer Revolution kommen", in der CDU-Bundestagsfraktion oder der Basis. "Ich schaue das nicht mit Häme an, ich bedauere das", stellt er noch klar.

Journalistin Kristina Dunz sieht beide Kandidaten beschädigt.
Journalistin Kristina Dunz sieht beide Kandidaten beschädigt.bild: screenshot ard

Eher entsetzt ist Journalistin Kristina Dunz vom Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Es ist ein ziemliches Drama, was da passiert bei der Union." Ihre Einschätzung: "Das wird beiden Parteien sehr schaden." Und die Kandidaten seien "beschädigt". Das, was Markus Söder da aktuell treibe, sei eine "klare Kampfansage" und habe das Potenzial, "die Union in die Spaltung zu treiben", sodass sie auch die Wahl zu verlieren droht. Für Dunz ist Markus Söder auch nicht der Erfolgspolitiker, als der er sich inszeniert.

"Eine Stärke von Herrn Söder ist, aus Mist Marmelade zu machen und damit zu glänzen."
Kristina Dunz

Sie meint damit zum Beispiel sein Auftreten als strenger Macher in der Corona-Krise, während die Infektions-Zahlen in Bayern diesem Image nicht gerecht werden. Laschet könne von Söder lernen sich besser dazustellen als er wirklich ist. Söder habe vielleicht "bessere Chancen" aber er sei nicht unbedingt der bessere Kanzler. Laschets Stärken seien das Integrieren und die Solidarität. Und das wird er dann wohl auch gefordert sein. Denn Dunz glaubt, dass Söder auch nach der Wahl keine Ruhe geben werde.

Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke sieht ein Führungsversagen.
Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke sieht ein Führungsversagen.bild: screenshot ard

"Es ist ein absolutes Führungsversagen in beiden Parteien", sagt der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke. Seiner Einschätzung nach habe Markus Söder auf die Präsidiumsmitglieder der CDU gehofft und "inständig gehofft, dass sich die großen Köpfe der CDU von Laschet abwenden". Da sie das nun aber nicht getan haben, schwenke er mit der Taktik um und setze auf die breite Basis. Dass Söder seine Kandidatur nicht früher erklärt habe, sei im Rückblick ein Fehler. Söder habe ja ein Jahr lang "wie ein Berserker" in jeder Talkshow aufgelaufen und sich als Kandidat etabliert, ohne es auszusprechen. Und Lucke findet ihn eigentlich auch geeignet.

"Wenn es wirklich darum ginge, den besten Kandidaten von CDU und CSU zu wählen, wäre es Markus Söder. Wären beide in derselben Partei, würde man keine Sekunde zögern. Das ist das Dilemma von Laschet: Er bleibt ein schwacher Kandidat."
Albrecht von Lucke

Luxusproblem der zwei Kandidaten

CSU-Generalsekretär Markus Blume bemüht sich um Schadensbegrenzung.
CSU-Generalsekretär Markus Blume bemüht sich um Schadensbegrenzung.bild: screenshot ard

Für die halbe Sendung ist auch CSU-Generalsekretär Markus Blume aus München zugeschaltet und bemüht sich, Stimmung für seinen Chef zu machen. Und er fängt gleich ganz groß und bedeutungsvoll an. "Es geht um Schicksalsjahre für Deutschland und es geht auch Schicksalsjahre für die Union." Und da könne man sich ja auch mal eine Woche Zeit für die Entscheidung nehmen. Geschickt vermeidet er die Frage, ob sich Söders Verhalten politisch schickt, indem er betont, alles sei noch im gänzlich offenen Entscheidungsprozess. Die Lage wäre nicht "debakulös". Ganz im Gegenteil, es sei doch ein "Luxusproblem", dass die Unionsparteien gleich zwei gute Kandidaten habe.

Und das ist als Behauptung so dreist, dass vermutlich selbst Markus Söder rot werden würde.

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