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Diätmythos: Kohlenhydrate am Abend machen dick

Young woman wearing pajamas looking for a snack in the refrigerator late night
Mitternachtssnack ohne Kohlenhydrate? Dürfte euren Diät-Zielen nicht gerade helfen. Bild: Getty Images
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Diätmythos: Machen Kohlenhydrate am Abend dick?

26.05.2020, 07:58
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Schnelle Wege zum Abnehmen sind im Zeitalter der Selbstoptimierung wahrscheinlich ähnlich beliebt wie Bücher über Achtsamkeit oder Motivationsseminare. Ein Klassiker unter den Abnehmtipps: Verzichte abends auf Kohlenhydrate. Überflüssige Pfunde würden so im Schlaf quasi wegschmelzen. Ganz falsch ist das nicht, allerdings gibt es einen Haken.

Denn die Theorie vermittelt, dass es wichtig ist, wann wir Kohlenhydrate essen. Für den Abnehmprozess ist das aber nicht wirklich entscheidend. Doch der Reihe nach.

Kohlenhydrate sind deine Freunde

Fangen wir erstmal damit an, dass wir über unsere Nahrung Energie aufnehmen. Kohlenhydrate spielen dabei eine wichtige Rolle. In unserem Körper lassen sie vereinfacht unseren Blutzuckerspiegel steigen. Darauf wird das Hormon Insulin freigesetzt, das dafür sorgt, dass Zucker, besser gesagt Glukose, aus dem Blut in die Zellen gelangt. Gut fürs Gehirn, gut für die Muskulatur, gut für uns.

Insulin hat jedoch den Nachteil, dass es die Fettbildung fördert und den Fettabbau gleichzeitig hemmt. Das klingt zunächst schlimmer als es eigentlich ist. Bloß weil Insulin für den Fettabbau nicht förderlich ist, heißt das nicht, dass wir per se zunehmen, sobald wir bei Nudeln, Reis oder Brot über die Stränge schlagen.

Auch bedeutet es nicht, dass wir sofort Fett verlieren, wenn wir alle Kohlenhydrate aus unserem Ernährungsplan tilgen. Am Ende entscheidet weniger was, sondern wie viel wir gegessen haben.

Der Tagesbedarf entscheidet

Damit der Körper tagsüber gut funktioniert, braucht er eine gewisse Energiemenge – den Tagesbedarf. Den decken wir normalerweise über unsere Nahrung ab. Natürlich ist der Körper nicht dumm.

Wohl wissend, dass auch mal Zeiten, in denen es weniger gibt, anbrechen können, hat er überall kleine Energiereserven versteckt, auf die er zugreifen kann. Dabei handelt es sich um Fettpölsterchen. Die bildet unser Körper dann, wenn wir zu viel essen.

Einen Versuch wert

Schlagen wir uns also tagsüber den Bauch voll und schießen weit über unseren täglichen Bedarf hinaus, hilft es auch nicht, abends auf Brot oder Nudeln zu verzichten. Dennoch sagt die Ernährungswissenschaftlerin Susanne Klaus bei der "Apotheken Umschau":

"Weniger Kohlenhydrate essen, um abzunehmen, ist durchaus einen Versuch wert."

Das sei eine Abnehm-Methode, die leicht umzusetzen ist. Immerhin müssten dabei nicht mühselig Kalorien gezählt werden. Ein wenig verzichten reicht. Klaus bezieht sich dabei aber auf den ganzen Tag, nicht den Mitternachtssnack.

Denn bekommt der Körper keine Energie in Form von Zucker mehr, stellt er den Stoffwechsel auf Fettsäuren (Keto-Körper) um. Das wird auch als Ketose bezeichnet. Das benötigte Fett kann er nicht nur aus der Nahrung, sondern auch aus den eingelagerten Fettpolstern ziehen. Die Folge: Wir nehmen ab.

Es kommt auf die Person an

Doch auch wenn wir auf Kohlenhydrate verzichten und unseren Kalorienbedarf mit anderen Nährstoffen überschreiten, führt das zur Gewichtszunahme. Außerdem soll eine fettbasierte Diät keinen langfristigen Effekt nach sich ziehen, wie eine Auswertung mehrerer Studien der Universität Padova zeigt. Zwar nahmen die Probanden nach einer Ernährungsumstellung schnell ab, ihr neues Gewicht konnten sie aber nicht lange halten.

Eine Studie aus Stanford zeigt, dass der Diäterfolg zudem von der Person abhängt. Der eine nimmt etwa effektiv und nachhaltig mit einer kohlenhydratreduzierten Ernährung ab. Andere haben mit einer fettreduzierten Ernährung Erfolg, sofern der Tagesbedarf nicht überschritten wird. Allerdings soll eine gesunde Ernährung (wenig Zucker, viel Gemüse) allen Probanden geholfen haben.

Also: Abends Kohlenhydrate weglassen, kann nicht schaden. Ein Garant für den Gewichtsverlust ist der Verzicht aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn wir täglich über die Stränge schlagen. Wer mit der Methode abnehmen will, muss Disziplin zeigen – und darf die bei Kohlenhydraten gesparten Kalorien nicht über Fett wieder drauf-futtern.

(tkr)

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