In Beirut hat es am Abend eine riesige Explosion gegeben. Bild: dpa / Marwan Naamani
International
05.08.2020, 06:3805.08.2020, 11:28
Nach der gewaltigen Detonation in Beirut mit
mehr als 70 Toten und 3000 Verletzten beginnt im Libanon die Suche
nach möglichen Ursachen.
2750 Tonnen Ammoniumnitrat sind nach Angaben der libanesischen Regierung der Grund für die verheerenden Explosionen in Beirut. Das Material, das auch zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden kann, sei seit sechs Jahren ohne Vorsichtsmaßnahmen in einem Lager im Hafen von Beirut gelagert worden, sagte der libanesische Regierungschef Hasan Diab am Dienstagabend in Beirut.
Dass die Lieferung jahrelang ohne jede Sicherheitsvorkehrung in einem Lagerhaus untergebracht gewesen sei, sei "inakzeptabel", sagte Diab laut einem Sprecher während eines Treffens des Verteidigungsrats. "Wir können dazu nicht einfach schweigen", fügte er hinzu.
Was ist Ammoniumnitrat?
Ammoniumnitrat, das auch zur Herstellung von Sprengsätzen dient,
kann bei höheren Temperaturen detonieren. Die Substanz dient zum
Raketenantrieb und vor allem zur Herstellung von Düngemittel. Die
farblosen Kristalle befanden sich auch in dem Gefahrgutlager der
chinesischen Hafenstadt Tianjin, wo 2015 nach einer Serie von
Explosionen 173 Menschen getötet wurden. In Deutschland fällt die
Handhabung von Ammoniumnitrat unter das Sprengstoffgesetz.
Woher stammt dieser Stoff?
Der Stoff könnte von einem Frachtschiff stammen, dem libanesische
Behörden laut Berichten im Jahr 2013 wegen verschiedener Mängel die
Weiterfahrt untersagt hatten. Das Schiff war demnach von Georgien aus
ins südafrikanische Mosambik unterwegs. Der Besatzung gingen dann
Treibstoff und Proviant aus, der Inhaber gab das Schiff offenbar auf.
Der Crew wurde nach einem juristischen Streit schließlich die
Ausreise genehmigt. Das Schiff blieb zurück mit der gefährlichen
Ladung, die in einem Lagerhaus untergebracht wurde.
Bei der Detonation hatte sich eine riesige Pilzwolke am Himmel
gebildet. Eine Druckwelle breitete sich blitzschnell kreisförmig aus.
Noch Kilometer weiter gab es Schäden. Beschädigt wurden der
Regierungspalast, die finnische Botschaft und die Residenz von
Ex-Ministerpräsident Saad Hariri. Am Suk Beirut, einer modernen
Einkaufsgegend, zerbarsten Fensterscheiben. Auch ein Schiff der
UN-Friedenstruppen im Libanon (Unifil) wurde beschädigt. Es seien
Blauhelm-Marinesoldaten verletzt worden, teilte die Mission mit.
Ursachen sollen geklärt werden
Präsident Michel Aoun rief für Mittwoch eine
Dringlichkeitssitzung des Kabinetts ein, um die Ursachen der
Explosion zu klären.
"Ich werde nicht ruhen, ehe ich den Verantwortlichen kenne und ihm die härteste Strafe gebe."
Michel Aoun
Regierungschef Diab
erklärte den Mittwoch zum Tag landesweiter Trauer in Gedenken an die
Opfer. Für die Stadt wurde ein zwei Wochen langer Notstand verhängt.
Kurz nach der Explosion in Beirut. Bild: dpa / Marwan Naamani
Weltweite Bestürzung
Regierungen anderer Länder zeigten sich betroffen und stellten
rasche Unterstützung in Aussicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel
zeigte sich "erschüttert", wie die stellvertretende
Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Kanzlerin zitierte.
Deutschland stehe dem Libanon in der "schweren Stunde zur Seite",
twitterte Außenminister Heiko Maas. Auch Mitarbeiter der Deutschen
Botschaft seien unter den Verletzten.
Auch die Europäische Union und Frankreich – frühere Mandatsmacht
des Libanon – stellten Hilfen in Aussicht. UN-Generalsekretär António
Guterres reagierte bestürzt und drückte den Familien der Opfer sein
"tiefstes Beileid" aus. US-Präsident Donald Trump schien den Vorfall
als Anschlag einzustufen: Seine "Generäle" gingen von einer Art Bombe
aus, sagte Trump im Weißen Haus. Die Explosion deute nicht auf einen
Unfall hin, sagte Trump unter Berufung auf seine Militärberater.
Selbst Israel, das mit dem benachbarten Libanon keine
diplomatischen Beziehungen pflegt, bot über ausländische Kanäle
"medizinische humanitäre Hilfe" an. Offiziell befinden sich beide
Länder noch im Krieg. Spekulationen, dass Israel hinter der Explosion
stecken könnte, räumte Außenminister Gabi Aschkenasi aus.
(lin/dpa)
Aus seiner homophoben Einstellung macht der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, schon lange keinen Hehl mehr. Bereits in den frühen 2010er Jahren machte der belarussische Machthaber mit schwulenfeindlichen Aussagen Negativschlagzeilen. So richtete er etwa an den früheren Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Bemerkung "lieber Diktator als schwul".