Der brasilianische Präsident zeigte sich mit Corona-Infektion, aber ohne Maske.Bild: X00514 / BRAZILIAN GOVERNMENT TV
International
08.07.2020, 07:0508.07.2020, 08:15
Seit Monaten hat er sein Schicksal
herausgefordert, jetzt hat es Jair Bolsonaro erwischt: Der
brasilianische Präsident hat sich mit dem Coronavirus infiziert. "Das
Testergebnis ist positiv", sagte er am Dienstag vor Journalisten.
"Ich fühle mich vollkommen gut. Ich habe sogar Lust, spazieren zu
gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun."
Als er das der Presse mitteilte, sorgte er gleich für den nächsten Aufschrei. Der brasilianische Präsident nahm vor den Kameras der Reporter seine Maske ab. "Schaut euch mein Gesicht an, es geht mir gut", sagt Bolsonaro.
Am Tag zuvor hatte der Staatschef über Fieber und
Gliederschmerzen geklagt. Daraufhin sagte er einige Termine ab und
machte in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Brasília einen
Coronatest.
"Tropen-Trump" legt mit nächster Aktion nach
Wer glaubt, dass Bolsonaro nach seinem positiven Corona-Test nun in seiner Politik umschwenkt und angesichts seiner gesundheitlichen Situation nun vielleicht sogar der Wissenschaft vertraut, der liegt falsch.
Denn Bolsonaro verkündete prompt, nach dem positiven Ergebnis nun das
umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen zu wollen. Die Wirksamkeit des
Malaria-Mittels gegen die Lungenerkrankung Covid-19 ist bislang nicht
bewiesen.
In einem Video zeigt Bolsonaro sich seinen Anhängern grinsend, wie er das Medikament einnimmt. "Wir wissen, dass die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. Aber ich glaube daran. Und Sie?"
Genau wie sein Vorbild in Washington hält auch der
"Tropen-Trump" das Medikament aber für ein Wundermittel. Bolsonaro kämpft also auch nach seiner Infektion gegen alles Rationale an.
Situation in Brasilien ist ernst
Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der
Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem größten Land
Lateinamerikas 1.6 Millionen Menschen nachweislich mit dem
Coronavirus infiziert, 65.487 Patienten sind im Zusammenhang mit der
Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass
die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien
nur recht wenig getestet wird.
"Ich hoffe, dass sich der Präsident vom Coronavirus erholt, damit
er Rechenschaft über seine Aktionen während der Pandemie ablegen
kann", schrieb der Politologe Maurício Santoro von der Universität
Rio de Janeiro auf Twitter. "Die Zehntausenden Toten und ihre
Angehörigen verdienen diese Geste des Respekts."
Bolsonaro sagte, er müsse sich wegen Corona keine Sorgen machen
Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an
heruntergespielt. Bolsonaro selbst bezeichnete das Coronavirus immer
wieder als "leichte Grippe" und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen.
Immer wieder zeigte er sich ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit,
ließ sich von seinen Fans feiern, löste Massenaufläufe aus und machte
Selfies mit Anhängern.
"In meinem speziellen Fall, aufgrund meines sportlichen
Hintergrunds, müsste ich mir keine Sorgen machen, wenn ich mit dem
Virus infiziert wäre", sagte er einmal. Tatsächlich war Bolsonaro in
seiner Militärzeit ein guter Fünfkämpfer. Mit 65 Jahren gehört er
mittlerweile allerdings zur Risikogruppe. Zudem war er in den
vergangenen Jahren mehrfach operiert worden, nachdem er während des
Wahlkampfs 2018 von einem Attentäter schwer mit einem Messer verletzt
worden war.
Maske trägt Bolsonaro quasi nie
Auch am Wochenende war Bolsonaro wieder viel unter Menschen,
teilweise ohne Maske: Am Samstag nahm er gemeinsam mit mehreren
Ministern und einem seiner Söhne an einem Essen anlässlich des
amerikanischen Unabhängigkeitstages in der US-Botschaft teil. Zudem
flog er in den Bundesstaat Santa Catarina, um sich nach den schweren
Unwettern ein Bild der Lage zu machen.
Im Streit um den richtigen Umgang mit der Pandemie warfen bereits
zwei Gesundheitsminister das Handtuch. Zuletzt legte Bolsonaro sein
Veto gegen eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wie Kirchen,
Geschäften und Schulen ein. Der rechte Staatschef fürchtete vor allem
die wirtschaftlichen Schäden eines Lockdowns. "Das Leben geht weiter.
Brasilien muss produzieren", sagte er am Dienstag. "Müssen wir uns
wegen des Virus Sorgen machen? Ja. Aber auch wegen der
Arbeitslosigkeit, die es ebenfalls gibt."
Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene
Faust Schutzmaßnahmen ergriffen, allerdings werden die
Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der
Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und
Bars wieder, auf der Strandpromenade an der Copacabana tummeln sich
bereits wieder zahlreiche Menschen.
(hau/dpa)
Aus seiner homophoben Einstellung macht der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, schon lange keinen Hehl mehr. Bereits in den frühen 2010er Jahren machte der belarussische Machthaber mit schwulenfeindlichen Aussagen Negativschlagzeilen. So richtete er etwa an den früheren Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Bemerkung "lieber Diktator als schwul".