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Vier Tote und mehr als ein Dutzend Verletzte: Autofahrer rast in Trierer Fußgängerzone

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Ein Polizeifahrzeug am Abend steht in der weihnachtlich beleuchteten Simeonstrasse. Am Nachmittag war ein Mann mit einem Auto durch die Fußgängerzone von Trier gefahren und hat dabei Menschen verletzt und getötet.Bild: dpa / Harald Tittel
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Fünf Tote und 14 Verletzte: Autofahrer rast in Trierer Fußgängerzone

01.12.2020, 14:4302.12.2020, 08:12
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Dienstagnachmittag kam es zu einem Vorfall mit einem Auto in der Innenstadt von Trier. Ein 51 Jahre alter Deutscher aus dem Kreis Trier-Saarburg steuerte mit einem SUV durch die Fußgängerzone und fuhr wahllos Menschen an. Mehrere Menschen wurden verletzt und kamen ums Leben

Der Mann, der in Trier mit einem Sportgeländewagen durch die Fußgängerzone gerast ist, hat dabei fünf Menschen getötet, darunter ein neun Monate altes Baby. 14 weitere Menschen wurden verletzt. Zuvor war lange von zwei Toten die Rede gewesen, dann von vier. Erst am späten Dienstagabend kam die Nachricht, dass ein weiteres Opfer, eine 52-jährige Frau, ihren Verletzungen erlag.

Der Fahrer wurde bei einem Großeinsatz der Polizei festgenommen und das Auto sichergestellt.

Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier sagte:

"Es ist der schwärzeste Tag der Stadt Trier seit dem zweiten Weltkrieg. Ich glaube, wir denken immer, so was passiert nur an anderen Orten. Nein. Es passiert bei uns. Und anderswo. Ich bin zutiefst erschüttert. Die ganze Stadt ist erschüttert. Und ich habe tiefstes Mitgefühl mit den Angehörigen."

Der Oberbürgermeister berichtete, dass Hinterbliebene des Anschlags vom Berliner Breitscheidplatz sich bei ihm gemeldet hätten, um ihre Solidarität auszudrücken. Leibe kündigte Trauerbeflaggung in Trier an. "Die Menschen brauchen Solidarität." Er rief die Trierer dazu auf, zusammenzustehen in dieser Situation. An der Porta Nigra, dem Wahrzeichen Triers, werde ein Trauerort eingerichtet.

"Ich war fünf Minuten nach der Tat in der Innenstadt und habe die toten Menschen gesehen", sagte der OB. Die Polizei habe dann gesagt, er müsse vorsichtig sein, man wisse noch nicht, ob die Stadt sicher seien. Zwei Minuten später sei der Fahrer des SUV verhaftet worden und die Polizei ging dann davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelte.

Auch Roger Lewentz (SPD), rheinland-pfälzischer Innenminister, äußerte sich zur Tat. Er sagte, der Dienstag sei ein schrecklicher Tag für das Land Rheinland-Pfalz. Der Täter habe gezielt versucht, Menschen Leid zuzufügen. Am Dienstagabend berichtete er von vier Todesopfern, vier Schwerstverletzten, fünf weiteren erheblich verletzten Menschen, sechs Leichtverletzten und mehr als zwei Dutzend Menschen, die traumatisiert seien.

"So viele Menschen haben sofort als Helfer dagestanden ... Wir alle versuchen, an der Seite der Menschen zu stehen, mit ihnen zu fühlen, mit ihnen zu leiden, die ihre Liebsten verloren haben, die verletzt sind."

Lewentz sagte, 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW, 450 Polizeibeamte, inklusive Spezialkräften seien vor Ort gewesen: "Es galt, Trier zu sichern." Lewentz betonte, man habe ein klares Bild von dem Verdächtigen: Ein Mann mit deutschem Hintergrund. Die Bundeskanzlerin habe die Ministerpräsidentin Malu Dreyer angerufen und ihre Solidarität bekundet.

"Was in Trier geschehen ist, ist erschütternd", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert zuvor auf Twitter. "Die Gedanken sind bei den Angehörigen der Todesopfer, bei den zahlreichen Verletzten und bei allen, die in diesem Moment im Einsatz sind, um die Betroffenen zu versorgen."

Täter stand unter Alkoholeinfluss

Der Beschuldigte von Trier war alkoholisiert, Sein Atemalkohol betrug dem Oberstaatsanwalt zufolge 1,4 Promille. Es sei noch nicht klar, ob Haftbefehl beantragt werden wird oder ein Antrag auf Unterbringung in der Psychiatrie. Der Mann habe zuletzt keine feste Wohnadresse gehabt, sondern in seinem Auto gewohnt.

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Ein Absperrband der Polizei nahe der Fußgängerzone, in der ein Auto mehrere Menschen erfasst und nach ersten Erkenntnissen zwei von ihnen tödlich verletzt hat.Bild: dpa / Harald Tittel

"Eine derart sinnlose Tat mit so vielen Toten ist mir noch nicht untergekommen", sagte Peter Fritzen, Leitender Oberstaatsanwalt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes in vier Fällen sowie der gefährlichen Körperverletzung in weiteren Fällen. "Wir gehen davon aus, dass er das Fahrzeug als Waffe eingesetzt hat und heimtückisch gehandelt hat."

Gestorben sind den Behörden zufolge eine 25-jährige Frau, ein 45-jähriger Mann, ein neun Monate altes Baby, eine 52-jährige Frau und eine 73-jährige Frau. Nach Kenntnis der Polizei befindet sich die Mutter des bei der Tat getöteten Babys mit Verletzungen im Krankenhaus.

Tatmotiv noch unklar

Das Motiv der Tat sei noch völlig unklar, die Vernehmung des Mannes laufe derzeit. "Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass ein politisches, religiöses oder terroristisches Motiv eine Rolle gespielt haben könnte", so der Leitende Oberstaatsanwalt. Es gebe allerdings Anzeichen dafür, dass es ein psychiatrisches Krankheitsbild geben könnte. Ein Amtsarzt habe den Mann kurz begutachtet, dies sei aber nur ein vorläufiger Eindruck und werde noch genauer untersucht werden.

Ein Sprecher der Berufsfeuerwehr betonte, wie besonnen und solidarisch die Anwohner und Zeugen sich um Verletzte gekümmert hätten, keiner hätte unversorgt auf der Straße gelegen, als die Feuerwehr zum Tatort kam.

Am Nachmittag war ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften im Einsatz. Der ADAC schickte Rettungshubschrauber. Große Teile der Innenstadt waren abgesperrt. Nach der Festnahme bestehe keine Gefahr mehr für die Bevölkerung, teilte die Polizei mit.

Die Innenstadt bleibe vorerst für die Spurensicherung weiträumig gesperrt, wie Oberbürgermeister Leibe dem SWR sagt. Dies sei wichtig: "Dieser Mensch steht irgendwann vor Gericht – je mehr Aufwand wir jetzt betreiben, desto gerechter wird es hinterher."

Polizei bittet um Hinweise

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), äußerte sich am Nachmittag betroffen: "Ich bin schockiert und tief erschüttert über die Tat in meiner Heimatstadt Trier", teilte sie bei Twitter mit. "Mein tiefes Beileid gilt den Angehörigen der Toten. Allen Verletzten wünsche ich, dass sie bald und schnell genesen. Danke an alle Einsatzkräfte." Sie traf am Nachmittag in Trier ein.

Die Polizei hat ein Hinweisportal eingerichtet.

(mse/mit Material der dpa)

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