Ein geschlossener Adidas-Laden. Der Konzern bittet nun öffentlich um Vergebung, weil er Miete nicht bezahlen wollte.Bild: reuters / MICHELE TANTUSSI
Deutschland
01.04.2020, 15:3902.04.2020, 08:26
Solidarität sieht anders aus, Corona hin, Krise her. Der Sportarikelhersteller Adidas wollte seine Mietzahlungen stunden lassen und hat dafür einen veritablen Shitstorm kassiert. Nun bittet das Unternehmen, das sich Fairness und Teamgeist groß auf die Fahnen schreibt, öffentlich um Entschuldigung.
"Wir haben einen Fehler gemacht und damit
viel Vertrauen verspielt", räumte der weltweit zweitgrößte
Sportartikelkonzern am Mittwoch ein. Adidas reagiert damit auf
den Sturm der Entrüstung, der auf das Unternehmen und
Vorstandschef Kasper Rorsted niedergegangen war. Der Konzern aus
Herzogenaurach hatte vor knapp einer Woche angekündigt, die
Mietzahlungen für seine Ladenlokale auszusetzen, nachdem diese
in vielen Ländern aufgrund behördlicher Anordnungen wegen der
Coronakrise verwaist sind.
"Wir haben unseren Vermieter/innen
die Miete für April bezahlt", erklärte Adidas nun. "Fairness und
Teamgeist sind seit jeher eng mit Adidas verknüpft und sollen es
auch bleiben."
Ein offener Brief mit dem Titel "Adidas sagt Entschuldigung"
soll nach Angaben des Konzerns am Donnerstag auch in wichtigen
Zeitungen als Anzeige veröffentlicht werden.
Darin heißt es:
"Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von Adidas enttäuscht. Deshalb möchten wir uns bei Ihnen in aller Form entschuldigen"
Führende Politiker, darunter Bundesarbeitsminister Hubertus Heil
(SPD) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), hatten Adidas
wegen der verlangten Mietstundungen hart kritisiert, Prominente
und Kunden hatten in den sozialen Medien sogar zum Boykott
aufgerufen. Linken-Chefin Katja Kipping geißelte den Konzern im watson-Interview für eine "total egoistische Profitgier".
Die Bundesregierung habe die gesetzliche Möglichkeit
zu Mietstundungen in der Coronakrise nicht für Großkonzerne
geschaffen, so die Kritik aus Politik und Gesellschaft einhellig.
Bild: reuters / KAI PFAFFENBACH
Konzern bittet um Verständnis
Kaspar Rorsted, Vorstand der Adidas AG, war bereits am Sonntag zum Teil zurückgerudert und
hatte versprochen, den wenigen kleinen Vermietern die fälligen
Mieten zu zahlen.
Adidas wirbt in dem Brief auch um Verständnis
für den Vorstoß: "Fast auf der gesamten Welt findet kein
normales Geschäft mehr statt. Die Läden sind zu. Das hält selbst
ein gesundes Unternehmen wie Adidas nicht lange aus." Um Geld zu
sparen, habe man bereits Kurzarbeit angemeldet, der Vorstand und
die zweite Führungsebene lassen sich die Gehälter vorerst nur
zum Teil auszahlen. Trotzdem werde Adidas Kredite brauchen.
(pcl/rts)
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