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"Werden eure Namen finden": Attila Hildmann droht Journalisten – Kritik an Polizei

Bei einer Kundgebung vor der Berliner Messe mit Attila Hildmann kam es zu Angriffen auf Journalisten.
Bei einer Kundgebung vor der Berliner Messe mit Attila Hildmann kam es zu Angriffen auf Journalisten. Bild: Screenshot Twitter/ Jüdisches Forum
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"Wir werden eure Namen finden": Attila Hildmann bedroht Journalisten

30.06.2020, 09:12
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Am Samstag rief Vegan-Koch und Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann zu einer Kundgebung vor dem Berliner Messegebäude auf. Zuvor hatte er einen Autokorso vom Olympischen Platz bis zur Messe angemeldet. Laut Polizeiangaben nahmen etwa 200 Menschen in 80 Fahrzeugen teil. Am Rande der Demonstration "für Grundrechte und Menschenrechte, gegen die Pharmamafia und Großkonzerne, die Deutschland verraten haben" kam es zu Angriffen und Einschüchterungen gegen Journalisten.

Das Jüdische Forum dokumentierte den Vorfall und postete ihn auf Twitter. In dem Video ist zu sehen, wie Attila Hildmann auf den Journalisten zu kommt. "Ihr denkt, ihr seid Antifaschisten. Das einzige, was ihr macht, ihr seid Faschisten", so Hildmann.

Er fügt hinzu:

"Wir werden eure Namen finden und dann gucken wir mal weiter."

Anschließend knüpft sich Hildmann weitere Pressevertreter vor. "Und wer bist du? Machst hier auch Welle, ja? Zisch mal ab", sagt er zu einem anderen Mann. "Ich weiß genau wer ihr alle seid. Ihr kleinen Internetgangster." Hildmann teilt daraufhin weitere Beleidigungen aus: "Die Damenbinde, die du da in der Fresse hast."

Die Stimmung wird zunehmend aggressiver, der Pressevertreter weicht zurück, wird aber von Hildmanns Anhängern weiterhin bedrängt, dann schlägt eine Person aus der Gruppe gegen die Kamera.

Kritik am Vorgehen der Polizei

Der Journalist fordert die Polizisten auf, mehr Beamte hinzuzuziehen. Daraufhin fragt einer aus Hildmanns Gruppe: "Haben Sie Angst?" Erst danach greifen die Polizisten, die bis dahin daneben standen und die Drohungen ignorierten, zögerlich ein. Auf Twitter wurde das Vorgehen der Polizei kritisiert. Sie hätten den Pressevertreter früher schützen müssen, heißt es.

In einer Antwort der Polizei Berlin heißt es: "Wir haben die Pflicht, Versammlungen ungeachtet ihres Themas & die Pressefreiheit zu schützen. Provokantes oder aggressives Verhalten aus Versammlungen heraus wird immer auch strafrechtlich bewertet. Wir lassen den Fall mit in die Vorbereitung künftiger Einsätze einfließen."

Die Messe Berlin distanzierte sich von der Veranstaltung vor dem Gebäude.

Staatsschutz ermittelt gegen Hildmann

Bereits seit einigen Monaten fält der Vegan-Koch mit irren Verschwörungsmythen auf. Vor allem in Telegram-Gruppen hatte Hildmann antisemitische und holocaustverharmlosend Aussagen gepostet. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei schlimmer als Adolf Hitler, hatte er beispielsweise gesagt, was kürzlich den Staatsschutz veranlasste, gegen Hildmann zu ermitteln.

(lau)

Militärische Reform: Was Pistorius mit der Bundeswehr plant

"Kriegstüchtigkeit" ist das erklärte Ziel für die Bundeswehr, auch wenn der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) das Wort während seiner Pressekonferenz am Donnerstagmittag nicht mehr explizit erwähnte. Verabschiedet habe er sich von dem Wort allerdings keineswegs, betonte er auf Nachfrage eines Journalisten. "Ich verstehe, dass sich einige an dem Wort reiben", er werde es aber dennoch weiter benutzen.

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