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Die Debatte um den Astrazeneca-Impfstoff: Sollte man sich damit impfen lassen?

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Ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens bereitet eine Dosis des AstraZeneca-Impfstoffs vor.Bild: ap / Alessandra Tarantino
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Die Debatte um den Astrazeneca-Impfstoff: Sollte man sich damit impfen lassen?

18.02.2021, 08:5718.02.2021, 09:04
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Über den Impfstoff von Astrazeneca wird derzeit viel diskutiert. Er verursache mehr Nebenwirkungen und sei weniger wirksam als andere Präparate. Impfdosen von Astrazeneca bleiben inzwischen liegen, einige Impfberechtigte in Nordrhein-Westfalen haben sogar ihre Termine platzen lassen. Die Bedenken gegenüber des Impfstoffs scheinen groß.

Experten wie der Virologe Drosten halten die Sorgen für unbegründet. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unterstrich, dass der Impfstoff von Astrazeneca sicher sei. Er selbst würde sich impfen lassen, sagte er dem TV-Sender "RTL". "Ausdrücklich auch mit Astrazeneca. Das ist ein sicherer und wirksamer Impfstoff", unterstrich er. Sollte man sich damit impfen lassen? Watson hat die wichtigsten Informationen gesammelt.

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Bild: watson

Wie gut wirkt der Impfstoff von Astrazeneca?

Der Impfstoff von Astrazeneca hat eine geringere Wirksamkeit als die beiden anderen in Deutschland zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Biontech/Pfizer und Moderna konnten 95 Prozent der Covid-19-Erkrankungen verhindern, die Schutzwirkung bei AstraZeneca lag laut europäischer Arzneimittelbehörde (EMA) bei 60 bis 70 Prozent. Zudem schütze das Astrazeneca-Präparat bei einer zunächst in Südafrika entdeckten Variante wohl weniger vor milden und schweren Verläufen von Covid-19.

Neue Daten der Universität Oxford deuten aber darauf hin, dass auch der Astrazeneca-Impfstoff wirksamer sein könnte. Und zwar dann, wenn die erste und zweite Dosis mindestens zwölf Wochen auseinander liegen.

Ist der Impfstoff in der EU bereits zugelassen?

Ja, und damit folgt die EU der Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA. In Deutschland empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) die Anwendung allerdings nur für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahre. Laut Stiko liegen für die Beurteilung der Impfeffektivität bei älteren Menschen bisher keine ausreichenden Daten vor.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt den Impfstoff von Astrazeneca für den Einsatz. Sie erteilte am Montag eine Notfallzulassung und folgte damit der Empfehlung ihres unabhängigen Impfrats (SAGE). Für Länder wie Großbritannien, die USA oder die Mitglieder der EU und viele weitere spielt die WHO-Notfallzulassung keine Rolle. Sie machen selbst Risikoanalysen und entscheiden über eine Zulassung.

Welche Nebenwirkungen hat der Impfstoff von Astrazeneca?

Derzeit häufen sich Berichte zu Nebenwirkungen des Astrazeneca-Präparats. In einigen Regionen in Schweden wird der Impfstoff nicht mehr ausgegeben, da viele der Geimpften Probleme meldeten. Allerdings handelte es sich dabei um Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen. Nebenwirkungen, die das Unternehmen bereits selbst nannte und die auch so im Beipackzettel stehen. Dort sind auch alle anderen bekannten Nebenwirkungen mitsamt ihrer möglichen Häufigkeit erfasst.

So kann es bei mehr als einem von zehn geimpften vorkommen, dass dieser ein allgemeines Unwohlsein empfindet. Auch Schüttelfrost, Übelkeit oder Gelenk- und Muskelschmerzen können sehr häufig auftreten. Bei bis zu einem von zehn Geimpften könnte es zu Fieber, Erbrechen und Durchfall kommen. Deutlich seltener kommen Schläfrigkeit, Schwindel, verminderter Appetit, vergrößerte Lymphknoten sowie übermäßiges Schwitzen, juckende Haut oder Ausschlag vor. Diese Nebenwirkungen können einen von 100 Geimpften treffen.

Keine Angst vor Fieber oder Abgeschlagenheit

Der Allgemeinmediziner Wolfgang Kreischer ergänzt gegenüber watson: "Es können auch Schmerzen, Blutergüsse, Rötungen, Schwellungen oder auch Schmerzen an der Injektionsstelle auftreten. Das ist aber bei Spritzen keine Seltenheit und hat nicht viel mit dem Impfstoff selbst zu tun." Auch diese Informationen stehen im Beipackzettel von Astrazeneca. Bei allergischen Reaktionen gibt Kreischer Entwarnung, die seien sehr selten.

Zur Veranschaulichung: Die US-Centers of Disease Control and Prevention sowie die Food and Drug Administration haben die Häufigkeit von schweren allergischen Reaktionen (Anaphylaktischer Schock) beim Impfstoff von Biontech/Pfizer mit 11,1 Fällen pro einer Million Impfungen angegeben. Wie es sich beim Vakzin von Astrazeneca verhält, ist noch ungeklärt. Bisher sind keine Fälle dazu bekannt.

Wer Fieber oder Abgeschlagenheit nach einer Dosis vom Astrazenca-Impfstoff verspürt, sollte sich laut Kreischer erstmal nicht sorgen: "Solche Begleiterscheinungen sind nach einer Impfung erstmal kein schlechtes Zeichen. Sie weisen darauf hin, dass das Immunsystem arbeitet."

Was sagen Wissenschaftler zu den Bedenken um das Vakzin?

Der Virologe Christian Drosten hält grundsätzliche Bedenken gegen den Astrazeneca-Impfstoff für unbegründet und ist für einen breiten Einsatz des Präparats. Er sehe keine Veranlassung, das Vakzin nicht zu spritzen, sagte der Charité-Virologe im Podcast "Coronavirus-Update" vom Dienstag bei "NDR-Info".

Der Immunologe und Infektiologe Leif Erik Sander sagte gegenüber der "Zeit Online": "Im Alltag wird es für die meisten Menschen keinen nennenswerten Unterschied machen, welchen Impfstoff sie bekommen haben". Wichtig sei, dass sie überhaupt geimpft sind.

Was sagen Ärzte dazu?

Der Virchowbund der niedergelassenen Ärzte hat den Impfstoff von Astrazeneca als elementaren Baustein zum Weg aus der Pandemie bezeichnet. "Wer aus Gründen des Populismus und der Selbstdarstellung den Impfstoff von Astrazeneca schlechtredet, indem er die Wirksamkeit anzweifelt (...), macht sich mitschuldig daran, wenn der Lockdown länger dauert als nötig und gerade die älteren Menschen weiter an COVID-19 sterben", erklärte der Vorsitzende des Verbandes, Dirk Heinrich, am Mittwoch.

Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, hatte am Dienstag auf Skepsis bei medizinischem Personal und Pflegekräften gegen das Astrazeneca-Präparat hingewiesen und empfohlen, sie nicht mit diesem Impfstoff impfen zu lassen. Die geringere Wirksamkeit sei nicht wegzudiskutieren, sagte er. Diese Äußerungen nannte SPD-Politiker Karl Lauterbach verantwortungslos. "Wie wollen wir Bürger für diesen lebenswichtigen Impfstoff gewinnen, wenn Ärztekammerpräsident ihn für Ärzte für nicht gut genug hält?", schrieb er auf Twitter.

Sollte man sich mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen?

Epidemiologen Timo Ulrichs von der Akkon-Hochschule in Berlin sagte gegenüber watson: "Konventionelle Impfstoffe, auch der gegen die saisonale Influenza, haben einen Schutz wie der Impfstoff von Astrazeneca. Daraus ergibt sich, dass man sich bedenkenlos auch mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen kann. Das sieht man auch an der Anwendung in Großbritannien."

(pas/tkr/ mit Material von dpa)

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