Ein Gespenst geht um in Deutschland. Und dieses Mal scheint es grün zu sein. Der grüne Höhenflug bei der Europawahl und in Umfragen erzeugt nicht nur bei grünen Politikern ein Dauergrinsen, sondern hat vor allem auch einen Effekt auf die politische Konkurrenz.
Ein bisschen hilflos schaut die nämlich auf den grünen Nachbarn, der gerade dabei scheint, sich auf Volksparteigröße aufzublasen.
Die Folge: Das Abarbeiten an der grünen Konkurrenz hat gerade unter allen nicht-grünen Parteien Konjunktur.
Aber auch bisher unverdächtige Parteien haben Antigrünes-Potential entdeckt. Zwar hat die Kritik inhaltlich mitunter einen Punkt, wirkt aber dann doch ein bisschen panisch in diesen Tagen.
Er soll die SPD retten – kommissarisch zumindest. Thorsten Schäfer-Gümbel. Schäfer, wer? Genau. Er führt die Partei nach dem Rücktritt von Andrea Nahles übergangsweise zusammen mit den Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer und Manuela Schwesig.
Gümbel warf den Grünen nun eine populistisch vereinfachende Politik nach Art der AfD vor.
Das sei genauso falsch wie die Politik der AfD, die die Migrationsfrage zum Übel der Welt erklärt habe. "Beides verkürzt Politik in grotesker Weise."
Die soziale Frage sei ihnen dagegen "schnurzegal", hielt Gümbel den Grünen vor. Sie seien in politischen Prozessen eher "autoritär". "Sie präsentieren sich als fortschrittliche Kraft, aber sie sind keine fortschrittliche Kraft."
Am nächsten Morgen wollte Schäfer-Gümbel allerdings seine Aussagen etwas anders verstanden wissen und ruderte zurück:
Das zieht nämlich immer. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak mag es pointiert und sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", die Grünen stünden...
FDP-Chef Christian Lindner fürchtet aufgrund des grünen Höhenflugs sogar um sein Schnitzel. Das wolle er sich nämlich auf gar keinen Fall verbieten lassen.
Lindners Botschaft: Jetzt nehmen die uns auch noch unser Schnitzel weg.
Auch Annegret Kramp-Karrenbauer ist der grüne Aufschwung nicht geheuer. Weil sie in Zukunft aber das Land regieren würde und dazu vermutlich noch die Grünen brauchen wird, formulierte sie vorsichtiger als so manch ihrer Kollegen. Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Linke und Grünen nach der Wahl in Bremen sagte sie: "Der Fall Bremen zeigt: Im Zweifel entscheiden sich die Grünen nicht für bürgerliche Politik, sondern für links", sagte Kramp-Karrenbauer.
Die Grünen gingen mit dem Vorschlag viral, Amazon und Co. das Vernichten neuwertiger Retourware zu verbieten.
Für den Vizechef der FDP-Fraktion Michael Theurer Grund genug, um einen Klassiker hervorzuholen. Er warnte im Handelsblatt von einer "Verbotskeule".
Und Unionsfraktionsvize Georg Nüßlein (CSU) sagte der Rheinischen Post, die Grünen würden nur das Reaktionsmuster "Problem - Verbot" kennen.
(ts mit dpa)