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Pizza, Brötchen, Gemüse: Die Tiefkühlkost wird 90 Jahre alt

Ein Tiefkühlregal in einem Supermarkt.
Ein Tiefkühlregal in einem Supermarkt. Bild: dpa / Julian Stratenschulte
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90 Jahre: Deine Tiefkühlpizza feiert Geburtstag

Tiefkühlpizza und Fischstäbchen gehören heute ganz selbstverständlich zum Alltag. Doch der Siegeszug gefrorener Lebensmittel begann erst vor 90 Jahren in einer kleinen amerikanischen Stadt.
06.03.2020, 14:15
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Egal ob Fischstäbchen, Fertigpizza oder eine Torte zum Auftauen: Tiefkühlkost ist heute aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Rund 47 Kilogramm davon konsumiert jeder Bundesbürger durchschnittlich im Jahr, hat das Deutsche Tiefkühlinstitut errechnet – mit steigender Tendenz. Die Erfolgsgeschichte der tiefgefrorenen Produkte begann vor 90 Jahren.

Als Geburtsstunde der Tiefkühlkost gilt der 6. März 1930, als in zehn Lebensmittelgeschäften in der Kleinstadt Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts erstmals verpackte Lebensmittel in tiefgekühlter Form verkauft wurden, wie in den Archiven des Lebensmittelkonzerns Unilever zu lesen ist. Das Angebot war damals eher bescheiden. Es gab Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch.

Idee kam in der Arktis

Auf die Idee mit der Tiefkühlung war der amerikanische Meeresbiologe Clarence Birdseye wenige Jahre zuvor auf einer Forschungsreise in die Arktis gekommen. Dort hatte er erlebt, wie die Inuit die Kälte im Winter nutzten, um Fisch und Fleisch lange haltbar zu machen. Dazu hängten sie frischen Fang oder die gerade erlegte Beute in den eisigen, bis zu minus 45 Grad Celsius kalten Wind und konnten die so haltbar gemachten Lebensmittel über Monate hinweg konsumieren.

Birdseye entwickelte die erste Schockgefrieranlage, die es ihm erlaubte, das nachzuahmen und gab damit den Startschuss für eine bis heute boomende Industrie. Sie wurde so erfolgreich, dass US-Präsident Ronald Reagan 1984 den 6. März zum "Frozen Food Day" (Tiefkühlkost-Tag) proklamierte. Die Tiefkühlindustrie habe das Leben der Menschen erleichtert und viele bislang nur saisonal angebotene Produkte dauerhaft verfügbar gemacht, lobte der Präsident.

Bis die Tiefkühlkost auch nach Deutschland kam, dauerte es allerdings noch Jahrzehnte. Im Jahr 1955 wurden laut Tiefkühlinstitut auf der Lebensmittelmesse Anuga in Köln erstmals solche Produkte präsentiert. Ein Jahr später startete im Rheinland der sogenannte "Köln-Bonner-Truhentest". In der Region wurden 400 Kühltruhen aufgestellt, in denen die Händler ihren Kunden erstmals die ungewohnte Ware anbieten konnten.

Der Erfolg kam langsam – aber gewaltig.

Lag der Pro-Kopf-Verbrauch 1960 noch bei durchschnittlich 400 Gramm Tiefkühlkost im Jahr, so hat er sich seitdem mehr als verhundertfacht. Hatten die Verbraucher anfangs die Wahl zwischen gerade einmal fünf Produkten, so sind heute rund 17 000 Artikel im Angebot, wie Sabine Eichner, die Geschäftsführerin des Deutschen Tiefkühlinstituts berichtet.

Im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen des Tiefkühlinstituts in Deutschland insgesamt fast vier Millionen Tonnen an Tiefkühllebensmitteln konsumiert – etwa die Hälfte wurde über den Lebensmittelhandel verkauft, der Rest wurde an Restaurants und Kantinen geliefert. Der Umsatz dürfte rund 15 Milliarden Euro betragen haben.

"Rund 98 Prozent der Verbraucher kaufen heutzutage Tiefkühlprodukte."
Sabine Eichner

Der Trend geht dabei immer mehr weg von tiefgefrorenen Grundprodukten wie Fischfilet oder Gemüse hin zu Fertigprodukten, die nur noch im Backofen oder in der Mikrowelle aufgewärmt werden müssen. Den größten Zuwachs verzeichnete die Branche in den vergangenen Jahren bei Tiefkühl-Fertiggerichten, Pizzen und Backwaren.

Ist Tiefkühlkost nachhaltig?

Dabei greifen die Tiefkühlkost-Hersteller Trends im Lebensmittelhandel wie Bio oder Regionalität gerne auf. Und als nachhaltig sieht sich die Branche sowieso. Eine Studie des Öko-Instituts bescheinigte der Tiefkühlkost bereits 2012, trotz des Energieverbrauchs bei der Kühlung zumindest nicht klimaschädlicher als ihre ungekühlten Vergleichsprodukte zu sein.

Sie sei gesund, weil die Vitamine beim Schockfrosten erhalten blieben. Außerdem könnten die Produkte bedarfsgerecht portioniert werden, was der Lebensmittelverschwendung entgegenwirke. Und sogar der Kochprozess sei in der Großküche wesentlich energieeffizienter, als in den eigenen vier Wänden, so das Umweltforschungsinstitut.

(dpa/lin)

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