Deutschland
Musik

NS-Blackmetal im Backstage? München wehrt sich gegen Auftritt rechtsextremer Bands

Bild
deus mortem/getty images/Montage
Musik

2 NS-Blackmetal-Bands wollen in Münchner Top-Location spielen – die Stadt wehrt sich

29.04.2019, 08:11
Mehr «Deutschland»

UPDATE, 29.04.2019: Das Backstage hat mitgeteilt, dass die beiden NS-Blackmetal-Bands "Deus Mortem" und "Mgla" am ersten Mai nicht in der Münchner Kult-Location spielen wird. Die Gründe könnt ihr in folgendem Text nachlesen.

Gezückte Schwerter, satanische Amulette, schwarz verschmierte Schminke, Blastbeats. So präsentiert sich die polnische Band "Deus Mortem" im Video zu ihrem aktuellen Song "Destroyer", der von einem seelenvernichtenden Monster handelt. So weit, so Black Metal. Aber das ist offenbar gar nicht der düsterste Aspekt von Deus Mortem. Die Band, die jetzt zusammen mit den Musikern von "Mgla" auf der Münchner Kultbühne "Backstage" auftreten will, hat offenbar einen rechtsextremen Hintergrund.

Gegen den geplanten Auftritt am 1. Mai stämmt sich dehalb gerade das "Linke Bündnis gegen Antisemitismus München". Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Grüner- und Linksjugend, sowie weiteren antifaschistischen Gruppen der Stadt. In einem offenen Brief bezeichnet das Bündnis die beiden Metal-Bands als rechtsradikal und fordert das Backstage auf, den Auftritt abzusagen.

Der offene Brief fällt mitten in eine ohnehin angespannte Lage in der bayerischen Hauptstadt. Im Vorfeld des Jahrestags der Befreiungs des Konzentrationslagers Dachau häufen sich die antisemitischen Vorfäller innerhalb Münchens. Etwa haben bisher Unbekannte ein Mahnmahl für deportierte Juden über Ostern mit dem Spruch "Leiden Christi" beschmiert. Außerdem finden sich vermehrt weiße SS Runen in der Stadt verteilt. Die Polizei ermittelt.

National Socialist Black Metal

Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen ein Bandmitglied von Deus Mortam, Pawel Petrzak. Der spiele auch bei der polnischen Rechtsrock-Band Honor. Und er ist offenbar Mitglied bei der National Socialist Black Metal Band "Infernal War".

NSBM-Bands behandeln in ihren Song-Texten nationalsozialistische Themen und nutzen nazi-ikonische Bildsprache. In Interviews identifizieren sich Musiker der Szene immer wieder mit NS-Ideologie und -Rassenlehre.

So soll der Infernal War Sänger in einem Interview gesagt haben:

"Ist es Politik, über den judeo-christlichen Völkermord und die Vernichtung der heutigen, degenerierten, multikulturellen Welt zu singen? Ich denke nicht. Es ist keine Sache des Kompromisses, es ist eine Frage des Konzepts. Wir haben unsere Ansichten über nichts geändert. Sieg heil! […] Die moderne Gesellschaft mit all ihren 'Werten' verdient die Gaskammer."

In der Tat wird die Band seit Jahren von antifaschistischen Recherche-Seiten der NSBM-Szene zugeordnet.

Auch Mikołaj Żentara von MGLA veröffentlichte mit seinem früheren Musikprojekt "Leichenhalle" offenbar einen Song namens "Judenfrei". Im offenen Brief heißt es dazu: "Eine Distanzierung von dieser antisemitischen Veröffentlichung ist uns nicht bekannt."

So reagiert das Backstage in München

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte Backstage-Geschäftsführer die Vorwürfe sofort prüfen zu wollen. "Wenn das stimm, dann wird das Konzert nicht stattfinden", sagte er. Von der Agentur der Bands habe er eine Stellungnahme angefordert.

(mbi)

Eurovision: Die besten Outfits durch die Jahre
1 / 13
Eurovision: Die besten Outfits durch die Jahre
Frisuren, oder: Cindy & Bert. Der deutsche Beitrag 1974.
quelle: dpa / horst ossinger picture alliance / dpa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diese vier Vorurteile füttern Rechtspopulisten
Video: watson
Nach Genderverbot in Bayern: Sextoy-Hersteller macht sich über Markus Söder lustig

Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und selbstbewusster Verfechter von konservativen Werten, lässt kaum eine öffentliche Rede verstreichen ohne zumindest am Rande gegen die "woke" Bubble zu schießen. Seine CSU-Partei wirbt mittlerweile auf der eigenen Website schon mit dem Slogan "Weiß-blau statt Woke".

Zur Story