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Maybrit Illner: Schulz macht Witze über Merkel und keilt dann gegen von der Leyen

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Schulz macht bei Illner Witze über Merkel und Ziemiak – und schießt gegen von der Leyen

05.07.2019, 10:3005.07.2019, 15:11
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In Brüssel und auch in Berlin knirscht es: Dass sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf Ursula von der Leyen (CDU) als Kandidatin für den Job der EU-Kommissionschefin geeinigt haben, sorgt für Streit in der Großen Koalition.

  • Am Donnerstagabend stritten der frühere SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, der CDU-Generaksekretär Paul Ziemiak und die Grünen-Chefin Annalena Baerbock bei Maybrit Illner erbittert über die Zukunft Europas.
  • Das Thema des ZDF-Talks: "Scherbenhaufen Europa - Krise von Brüssel bis nach Berlin?" Ebenfalls zu Gast in der Sendung: die Journalisten Dirk Schümer und Elisabeth Cadot, sowie der Migrationsexperte Gerald Knaus.

Martin Schulz, früher mal Präsident des Europäischen Parlaments, drückte bei Illner gleich gut aufs rhetorische Gaspedal: Die Verhandlungen über von der Leyen als EU-Komissionschefin nannte er das "Beerdigen einer Demokratisierungsoffensive" der EU. Anders als Sigmar Gabriel sieht Schulz die Ereignisse in Brüssel jedoch nicht als Grund für die SPD, die GroKo zu verlassen.

Ziemiak spricht bei "Maybrit Illner" von "großer Krise": Aber was bedeutet das Ergebnis der Europawahl?

CDU-Politiker Paul Ziemiak drosch direkt auf seinen Koalitionspartner ein: "Ich hab in den ganzen Tagen nicht ein Wort der Unterstützung von Ihrer Partei für Manfred Weber gehört." Da das Europäische Parlament sich nicht auf einen Spitzenkandidaten habe einigen können, sei Ursula von der Leyen die beste Lösung gewesen. Ziemiak: "Jetzt bringt die SPD die europäische Union in eine große Krise." Von der Leyen sei eine "großartige Kandidatin".

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bei Maybrit Illner.
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bei Maybrit Illner. zdf

Grünen-Chefin Annalena Baerbock wirft der GroKo Postengeschacher vor. Die EU-Bürger hätten für mehr Demokratie gestimmt, stattdessen "kreisen wir hier jetzt nur um Köpfe", betonte sie. Die Grünen haben sich noch nicht entschieden, ob sie in Brüssel für von der Leyen abstimmen werden. Ihre Partei wolle zunächst über Inhalte sprechen, Baerbock wollte sich an dem Abend nicht auf von der Leyen festlegen lassen.

Bei Illner wurde deutlich, wie unterschiedlich das Ergebnis der Europawahl verstanden wird. Die französische Journalistin Elisabeth Cadot berichtet aus ihrem Land: "Die Leute in Nîmes oder Montpellier haben natürlich nicht für Herrn Weber oder Herrn Timmermans gestimmt, die haben dafür gestimmt, dass man Klimaprobleme angeht, dass man Migrationsprobleme angeht, dass Europa zusammenbleibt."

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Die Kritik des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macrons an den Spitzenkandidaten Weber und Timmermanns ärgerte Schulz: "Diese Arroganz hinzugehen, und zu sagen, dass ein Parlamentarier, der erfolgreich ist, nicht Regierungschef werden kann."

Auch der Journalist Dirk Schümer beklagte die Schwächung des europäischen Parlaments: "Jetzt wird mehr nationale Politik gemacht in Europa gemacht denn je." Das neue Führungsteam um von der Leyen habe keine Brüssel-Erfahrung – das sei "eine richtige Katastrophe."

Und auch Schulz stellte der Verteidigungsministerin von der Leyen ein schlechtes Zeugnis aus: "Ihre Leistungsbilanz ist schlecht." Da sprang Ziemiak von der Leyen zur Seite: "Sie hat sehr viel Erfahrung, sie hat einen europäischen Lebensweg." Nicht nur die Rechtspopulisten aus Ungarn und Polen hätten sich für die Deutsche stark gemacht, von der Leyen genieße das Vertrauen der Mehrzahl der Staats- und Regierungschefs.

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Der Journalist Dirk Schümer meinte: "Alle Leute, die jetzt vorgeschlagen werden, sind über 60." Und er schob nach nach: "Das klingt so nicht nach dem jugendlichen Aufbruch." Da musste SPD-Politiker Schulz grinsen – und schlug im Spaß Ziemiak als Komissionspräsidenten vor. Lacher in der Runde.

Sagte Schulz, und gab Ziemiak bei "Illner" einen Schulterklopfer mit.
Sagte Schulz, und gab Ziemiak bei "Illner" einen Schulterklopfer mit.zdf

Schulz bekam da seine gute Laune zurück: Und als er Angela Merkel dafür lobte, dass sie sich für den Kandidaten der europäischen Sozialdemokraten in Brüssel, Frans Timmermans eingesetzt habe, meinte er glatt: "Das hat sie wunderbar gemacht. Manchmal hat die auch gute Seiten." Gegen Merkel verlor Schulz vor zwei Jahren krachend die Bundestagswahl.

Und es ging weiter: Von der Leyen erklärte Schulz zur "unpopulärsten Ministerin ihrer Regierung, nur noch getoppt von Herrn Scheuer." Schulz meinte den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Ziemiak saß neben Schulz und schaute etwas bedröppelt auf den Talk-Tisch.

Ziemiak konterte: "Ich weiß nicht, was Martin Schulz alles beim Friseur hört." Schulz stütze sich lediglich auf Hörensagen.

Am Ende ging es bei Illner somit dann doch vor allem nur um Köpfe, und nicht um die von allen Politikern versprochenen Inhalte.

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