Deutschland
Politik

Sommerinterview: AfD-Landeschef Björn Höcke weicht Frage zu seiner Vergangenheit aus

Der Landeschef der Thüringer AfD Björn Höcke im MDR-Sommerinterview.
Der Landeschef der Thüringer AfD Björn Höcke im MDR-Sommerinterview.Bild: screenshot mdr
Politik

Sommerinterview: Bei Frage zu Vergangenheit eiert Höcke herum

25.08.2020, 13:15
Mehr «Deutschland»

Schon vor der Ausstrahlung wurde das Sommerinterview mit Björn Höcke vielfach kritisiert. Der MDR hat sich aber trotz der Kritik in sozialen Netzwerken, man gebe damit einem Faschisten die Gelegenheit, seine Ansichten zu verbreiten, nicht davon abbringen lassen, ein Gespräch mit dem Chef des Thüringer AfD-Landesverbandes zu führen.

Das Ergebnis: Höcke weicht in dem Interview kritischeren Fragen aus, indem er statt darauf einzugehen über seine Lieblingsthemen spricht. So zum Beispiel ganz zum Schluss des Interviews, als ihn der Moderator auf seine Vergangenheit anspricht.

Unter dem Namen "Landolf Ladig" soll Höcke 2011 mehrere Artikel für NPD-nahe Zeitschriften verfasst haben. Er selbst bestreitet das, allerdings verwendet er in seinen Reden seit 2013 auffällig oft exakt dieselben Sprachwendungen wie Ladig. Darunter zum Beispiel Begriffe wie "organische Marktwirtschaft", "Versöhnungswerk von Ökologie und Ökonomie", "tatzeugende Kraft einer Vision", "Werte-, Sitten- und Normengefüge".

Moderator Lars Sänger spricht ihn nun darauf an, allerdings extrem vorsichtig. Höcke habe ja schon viel dazu gesagt – wie sehr ihn das Thema denn nerve, will der Moderator wissen.

Höcke eierte herum. Anstatt die Frage zu beantworten, sagte er. die Menschen beschäftigten ganz andere Themen: "Das Land geht gerade vor die Hunde, Freiheitsrechte sind ausgesetzt und die Wirtschaft wird vor die Wand gefahren", behauptet Höcke. Die Landolf-Ladig-Artikel seien "uralte Geschichten".

Der Moderator merkt an, dass solche uralte Geschichten seinem ehemaligen Parteifreund Andreas Kalbitz gerade auf die Füße gefallen seien. Kalbitz war AfD-Fraktionschef in Brandenburg und wurde wegen seiner nachweisbaren rechtsradikalen Vergangenheit aus der Partei ausgeschlossen. Höcke bleibt bei seiner Taktik. Ausweichen, herumeiern, nicht konkret werden:

"Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder dazu geäußert, das muss doch auch mal reichen."

Moderator fragt nach Rente – Höcke spricht über Zuwanderung

Diese Linie zieht sich durch das gesamte Interview. Der Moderator fragt Höcke, ob er angesichts der Tatsache, dass viele Parteifreunde ihn für abschreckend für gemäßigtere Wähler hielten, noch haltbar sei in der AfD. Höcke spricht lieber davon, dass er den Verfassungsschutz für eine "Skandalbehörde" halte. Der Moderator fragt nach Rente, Höcke spricht über Zuwanderung. Details zum "hochkomplexen" Rentenkonzept seiner Partei könne man ja der Internetseite entnehmen.

Es war dem Moderator durchaus anzumerken, dass er sich bemühte, auch kritisch nachzufragen, gelingen wollte ihm das allerdings kaum. Einerseits, weil Höcke sich nicht davon abbringen ließ, stets nur auswendig gelernt klingende Parolen statt konkreter Antworten zu geben. Und andererseits, weil der Moderator auch zweifelhafte Interpretationen Höckes meist unwidersprochen zur Kenntnis nahm – etwa seine Aussage, es sei egal, ob Deutschland noch weitere Kohlekraftwerke ans Netz nehme, weil das Land nur für einen Bruchteil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sei. Oder seine Ausführungen darüber, wie ungefährlich Corona sei. Oder seine Behauptung, es kämen keine ausländischen Fachkräfte nach Deutschland.

So konnte Höcke relativ ungestört seine Botschaften verbreiten, die grob zusammengefasst lauteten: Corona ist vorbei, Corona-Leugner werden "stigmatisiert", ob der Klimawandel menschengemacht ist, wissen wir nicht, Zuwanderung ist schlecht. Ziemlich erwartbare AfD-Kost.

(om)

Cannabis-Legalisierung: JuLis schießen gegen CDU – "dürfen Spiel nicht mitmachen"
Nemir Ali ist 27 Jahre alt und stv. Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen (JuLis). Die Freigabe von Cannabis liegt den JuLis als FDP-nahe Nachwuchsorganisation besonders am Herzen.

"Cannabis ist gefährlich!" So ließe sich die Rede von Stephan Pilsinger (CSU) am 23. Februar im Bundestag zusammenfassen. Ganz Unrecht hat er nicht. Nur gilt das natürlich auch für Alkohol. Den liebt Pilsinger, der das Pils bereits im Namen trägt, so sehr, dass er sich für den Wahlkampf 2017 ein eigenes Bier brauen ließ.

Zur Story