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Interview

In Europa werden die Uhren umgestellt. Matti Hietanen will das ändern.

Matti Hietanen kämpft für ein Ende der Sommerzeit. In Finnland. Und in der EU.
Matti Hietanen kämpft für ein Ende der Sommerzeit. In Finnland. Und in der EU.
Interview

Ein Finne kämpft für dich gegen die Sommerzeit

24.03.2018, 14:19
von lars wienand
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Wenn über das EU-weite Aus für die Zeitumstellung diskutiert wird, liegt das auch an einer Petition, die der Finne Matti Hietanen 2016 gestartet hat. 70.000 Menschen haben im 5,5 Millionen-Einwohner-Land unterschrieben, bei einer vergleichbaren Beteiligung in Deutschland wären das mehr als eine Million Unterzeichner.
Finnland konnte zwar nicht im Alleingang die Zeitumstellung kippen, aber das Land kämpft seither bei der EU formal dafür, dass die Uhren in Europa nicht mehr zwei Mal im Jahr umgestellt werden. Der 57-Jährige Hietanen, der arbeitslos ist, seit er 2012 seinen Job als Techniker bei Nokia verloren hat, beantwortete die Fragen per Mail.

Soll die Sommerzeit abgeschafft werden?

Herr Hietanen, wann stellen Sie am Wochenende Ihre Uhren um und wie viele müssen Sie umstellen?
Matti Hietanen:
Wir machen das im Laufe des Sonntags und haben etwa 25 Uhren, von denen sich etwa zehn nicht automatisch umstellen. Die stelle ich um.

Das ist aber nicht das, was Sie an der Zeitumstellung stört?
Die vielen Uhren sind ein Grund, nicht zwei Mal im Jahr die Zeit umstellen zu müssen. Was mich aber mehr stört, ist, dass es nichts bringt, nur Probleme etwa bei Verkehrsmitteln mit Fahr- und Flugplänen beschert und viele Menschen auch negative gesundheitliche Folgen spüren. Ich habe mehr als 100 Anrufe von Menschen bekommen, die mir unterschiedliche Geschichten erzählten, was die Zeitumstellung bei ihnen auslöst.

Wann haben Sie dann beschlossen, die Petition zu starten?
Als ich 2016 in Alanya in der Türkei war, wurde dort gerade beschlossen, dass man im Herbst bei der Zeitumstellung nicht mehr mitmacht und die Sommerzeit bleibt. Das klang für mich so einleuchtend, dieses überflüssige Drehen an der Zeit zu stoppen.

Und hatten Sie auch die Erwartung, dass das viel Finnen auch so sehen?
Es werden 50.000 Unterschriften gebraucht und ich hatte schon gedacht, ich kann das vergessen, weil so viele Unterzeichner noch fehlten und bis zum Stichtag 10. April nur noch wenig Zeit übrig war. Aber plötzlich hagelte es Unterstützung und Unterzeichner, und mein Name und auch mein Foto waren in jedem finnischen TV-Programm. Innerhalb von zwei Tagen war ich als ganz gewöhnlicher Mensch in ganz Finnland bekannt.

Daran ist die Zeitumstellung ausnahmsweise mal nicht schuld

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Bild: dpa

Es ist genau ein Jahr her, dass die Petition durch die Decke schoss. Hat Ihnen das nur Zustimmung eingebracht?  
Nun, ich habe viel Zuspruch bekommen dafür, dass ich die Initiative gestartet habe. Aber ich habe das ja auf finnischer Ebene gemacht und das Thema ist eine EU-Regelung. Ich habe also zuerst gedacht, dass nichts passiert. Das finnische Parlament hat es deshalb zunächst verworfen, weil es auf EU-Ebene geklärt werden muss. Aber die Verkehrsministerin hat es dann ja an die EU geschickt und wirbt dafür. Ich bin auch zweimal von finnischen Parlamentsabgeordneten gebeten worden, mit ihnen zum Europaparlament nach Straßburg zu kommen, um auch mit anderen Abgeordneten darüber zu reden. Entscheiden muss dann aber ja die EU-Kommission, was sie damit macht. Aber ich habe gehört, dass auch andere EU-Länder finden, dass mit diesem Uhr-Umstellen Schluss sein muss.

Und wenn dann vielleicht irgendwann doch die Abschaffung kommt, haben Sie das mit ausgelöst?
Ich denke nur daran, dass ich es versucht habe. Und wenn es der EU-Kommission nicht passt, ist das so, Ich kann nicht mehr machen. Es hängt jetzt alles an der Kommission.

Wenn Sie entscheiden müssten: Winter- oder Sommerzeit abschaffen?
Meiner Meinung nach wäre es besser, dauerhaft bei der Sommerzeit zu bleiben, auch wenn ich in meiner Petition geschrieben hatte, die Normalzeit sollte in Finnland beibehalten werden. Die Hauptsache ist aber, die Zeitumstellung hört überhaupt auf!

Dieser Text erschien zuerst im Nachrichtenportal t-online.de

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