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Apple ist gegen einheitlich Ladekabel – kommt mit lächerlichen Argumenten daher

Mit Iphone-Ladekabel und Ipad-Ladegerät scheffelt Apple für seine Aktionäre bares Geld €€€. Die Lightning-Technologie macht es aber erforderlich oft auf Adapter angewiesen zu sein, wenn gängige Stecke ...
Apple-Chef Tim Cook machte mit Apple Milliarden.Bild: dpa/Jill Johnson/gettyimages/watson
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Apple ist gegen einheitliche Ladekabel – und kommt mit lächerlichen Argumenten

28.01.2020, 15:40
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Bereits seit elf Jahren diskutiert die EU-Kommission über einheitliche Ladekabel für Elektrogeräte wie Smartphones oder Tablets. Bei der Schnelllebigkeit der Elektroindustrie scheint das wie ein schlechter Scherz – mit lahmer Pointe.

Das Thema schien längst in der Versenkung verschwunden, da holte es jetzt der Vizepräsident der EU-Kommission Maroš Šefčovič wieder neu hervor. Sogar eine Studie zum Nutzen eines Standards für Elektrogeräte möchte er demnächst vorlegen.

Auch wenn es zunächst logisch ist, dass einheitliche Ladekabel für Nutzer (weniger Kabelsalat) und Umwelt (weniger Elektroschrott) sinnvoll ist, scheint sich nicht jeder mit der Idee anfreunden zu wollen. Der Technik-Konzern Apple stellt sich quer – und liefert nur unbefriedigende Argumente für seine Blockade.

Apple will Innovationen unterstützen

Apple veröffentlichte zur Stecker-Debatte ein Statement, in dem es hieß, dass Regeln zu einheitlichen Steckertypen Innovationen ersticken könnten. Zudem sollen sie den Verbrauchern mehr schaden, denn nutzen. Was zunächst altruistisch klingt, entpuppt sich beim genauerem Hinsehen als reine Profitgier.

So macht Apple seine Kunden bereits seit Jahren von sich abhängig, in dem es AUX- sowie USB-Anschlüsse entfernt und fortan nur noch auf das eigens entwickelte Lightning-System setzt.

Witzig ist, dass die EU bereits 2009 eine freiwillige Verpflichtung für einheitliche Kabel einführte. 80 Prozent der Hersteller einigt sich auf diese – Apple gehörte nicht dazu.

Apple und die Nutzerfrundlichkeit

Apple strebte stets nach Individualität. Und genau das könnte dem Konzern um die Ohren fliegen – sofern das EU-Parlament für ein Gesetz zu einheitlichen Steckern stimmt. Sollte das der Fall sein, wären alle älteren Produkte in Europa künftig nicht mehr zu gebrauchen.

Hier erscheint Apples Argumentation zunächst sinnvoll. Müssten doch alle Nutzer schlimmstenfalls umrüsten, sobald ihre alten Ladekabel den Geist aufgeben. Allerdings könnten sie sich diese auch einfach außerhalb Europas besorgen. Dem Internet sei Dank.

Apple geht es dabei nicht um die Verbraucher, sondern nur um sich selbst. Schließlich müssten alle Produkte an die europäischen Vorgaben angepasst werden. Wie viel Verluste und zusätzlichen Arbeitsaufwand das bedeutet: unklar. Klarer hingegen ist, dass Apple Verluste unbedingt vermeiden will.

Apple und die Wissenschaft

Um das zu erreichen, nutzt das Unternehmen nicht nur alberne Argumente, sondern auch eine Studie, für die der Konzern extra den Dienstleiter Copenhagen Economics engagiert hat. Die Ergebnisse sprechen zunächst für Apple: Für die Verbraucher würde demnach ein Schaden von geschätzt 1,5 Milliarden Euro entstehen. Wie diese Zahl zusammenkommt, wird in der Studie nicht erläutert.

Außerdem laden laut der Studie ein Großteil aller europäischen Haushalte gleichzeitig mehr als ein Gerät auf. Sie brauchen also mehrere Kabel. Für die Autoren der Studie steht daher fest: Das EU-Gesetz wäre sinnlos. Am Grundproblem ändert sich dadurch allerdings nichts. Der EU geht es um Anschlüsse, nicht um die Anzahl von Kabeln in einem Haushalt.

Apples erstaunliche Doppelmoral

Natürlich ist Apple mit dem Verkauf immer neuer "Innovationen" nicht allein. Auch andere Anbieter generieren regelmäßig neue vermeintliche Bedürfnisse, in dem sie Anschlüsse weiterentwickeln oder Updates für Betriebssysteme einstellen, sodass sich Verbraucher neue Geräte kaufen müssen. So funktioniert der Markt nun mal.

Zu sagen, dass es dabei nur um den Kunden geht, ist allerdings heuchlerisch. Eigentlich beachtlich, mit was für einer Scheinheiligkeit die Apple-Verantwortlichen argumentieren. Elektroschrott produzieren sie fortwährend selbst. Das EU-Gesetz könnte diesen zumindest reduzieren.