Nach fast siebenjährigem Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London ist WikiLeaks-Gründer Julian Assange festgenommen worden. Die britische Polizei teilte am Donnerstag mit, sie habe Erlaubnis bekommen, die Botschaft zu betreten, nachdem die Regierung in Quito ihr Asyl für Assange zurückgezogen habe.
Wikileaks befürchtet, dass die Behörden in den USA Assange wegen der Enthüllung brisanter Informationen den Prozess machen und ihn womöglich lebenslang hinter Gittern bringen wollen.
Ecuadors Präsident Lenin Moreno sagte, sein Land habe das diplomatische Asyl wegen wiederholter Verletzungen internationaler Konventionen zurückgezogen. Spannungen zwischen Assange und seinem Gastland entstanden vor allem, weil Ecuador ihm vorwarf, Informationen über Morenos Privatleben veröffentlicht zu haben.
Moreno erklärte, man habe die Garantie der britischen Regierung, dass Assange nicht an ein Land ausgeliefert werde, in dem ihm die Todesstrafe drohen könnte. Aus dem britischen Außenministerium hieß es, nun müssten Gerichte entscheiden, wie es weiter gehe.
Ein möglicher Verlust des Botschaftsasyls war bereits in der vergangenen Woche im Gespräch – da hatte das ecuadorianische Außenministerium entsprechende Meldungen noch als reine Spekulation bezeichnet. "Die Regierung wird sich nicht zu den aktuellen Gerüchten äußern, die außerdem beleidigend sind", schrieb Außenminister José Valencia am Freitag auf seinem Twitter-Account. Ecuador treffe seine Entscheidungen souverän und unabhängig von anderen Staaten.
Die Enthüllungsplattform hat den Entzug des diplomatischen Asyls für ihren Gründer als "illegal" und Verletzung internationalen Rechts gebrandmarkt. In einer am Donnerstag unmittelbar nach der Verhaftung des 47-Jährigen bei Twitter veröffentlichten Erklärung hieß es, der ecuadorianische Botschafter habe die britische Polizei "eingeladen", Assange zu verhaften.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks verspricht ihren Nutzern Einblick in unethisches Verhalten von Regierungen und Unternehmen. Der 46 Jahre alte Julien Assange war bei der Gründung der Plattform im Jahr 2006 eine zentrale Figur. Der Australier ist in der Hackerszene jedoch auch umstritten. Neben den Vorwürfen des sexueller Vergehens wird auch immer wieder sein autoritärer Führungsstil thematisiert.
Bekannt wurde Wikileaks unter anderem durch die Veröffentlichung von brisanten US-Dokumenten aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Zuletzt war Assange in die Kritik geraten, nachdem während der heißen Wahlkampfphase in den USA vertrauliche E-Mails von Servern der Demokraten gestohlen und teils auf Wikileaks veröffentlicht wurden. Das wurde als gezielte Störaktion gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gewertet.
(pb/afp/rtr/dpa)