Der US-Präsident Donald Trump nimmt ein Medikament ein, dass eigentlich als Malaria-Medikament deklariert ist. Bild: ap / Alex Brandon
Gesundheit & Psyche
19.05.2020, 12:5119.05.2020, 20:57
US-Präsident Donald Trump nimmt nach
eigenen Angaben ein Malaria-Medikament als Corona-Prophylaxe. Er
nehme seit etwa eineinhalb Wochen Hydroxychloroquin ein, sagte Trump
am Montag im Weißen Haus. Er habe "sehr gute Dinge" über das seit
Langem zugelassene Malaria-Präparat gehört, sagte Trump. Das Weiße
Haus veröffentlichte am Abend ein Schreiben von Trumps Leibarzt Sean
Conley, wonach Trump und er nach zahlreichen Diskussionen zu dem
Schluss gekommen seien, dass mögliche Vorteile einer Behandlung mit
Hydroxychloroquin die damit verbundenen Risiken überwiegen. Es gibt
bislang keine belastbaren wissenschaftlichen Belege für eine
Wirksamkeit des Medikaments im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Warnung vor dem angeblichen Wundermittel
Trump hatte im März und April immer wieder für Hydroxychloroquin
als Therapie für die vom neuartigen Coronavirus verursachte
Erkrankung Covid-19 geworben. Das Medikament sei ein "Geschenk
Gottes" und könne einer der größten Durchbrüche der Medizingeschichte
werden, schwärmte er. Ende April warnte die US-Lebensmittel- und
Arzneibehörde (FDA) allerdings vor dem angeblichen Wundermittel: Es
gebe keine belastbaren Beweise einer Wirksamkeit gegen Covid-19, das
Mittel erhöhe aber das Risiko lebensgefährlicher
Herzrhythmus-Störungen. Zuvor hatte eine Studie bei Einnahme des
Medikaments in Kombination mit einem Antibiotikum eine höhere
Sterblichkeit bei Patienten festgestellt.
Auf Nachfrage nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Nutzen
einer solchen Prophylaxe behauptete Trump, er habe dazu viele Anrufe
bekommen und viele Ärzte und Krankenschwestern nähmen es auch
vorsorglich ein. Es blieb zunächst unklar, ob Trump mit dem
Medikament einer Infektion mit dem neuartigen Virus vorbeugen will,
oder er die Hoffnung hat, dass damit mögliche Covid-Symptome milder
ausfallen würden. Trump erklärte, er habe die Einnahme des
Medikaments mit dem Arzt des Weißen Hauses abgestimmt. Er nehme auch
Zink ein, um sein Immunsystem zu stärken. Der 73-Jährige betonte, er
werde alle paar Tage auf das Virus getestet und sei stets negativ.
Anfang Mai hatte es im Weißen Haus zwei bestätigte
Corona-Infektionen gegeben, darunter die Sprecherin von Vizepräsident
Mike Pence. Mit Blick darauf erklärte Trumps Leibarzt nun: "Der
Präsident ist sehr guter Gesundheit und ist symptomfrei geblieben."
Nutzen des Medikaments gegen Corona unklar
Hydroxychloroquin ist in den USA neben Malaria zum Beispiel auch
zur Behandlung der Autoimmunkrankheit Lupus und von Arthritis
zugelassen. Derzeit untersuchen mehrere Studien einen möglichen
Nutzen des Medikaments im Zusammenhang mit Covid-19. Das nationale
Gesundheitsinstitut der USA hatte erst am Donnerstag erklärt, es gebe
nun eine klinische Studie mit rund 2000 Probanden, in der geklärt
werden soll, ob die Einnahme von Hydroxychloroquin gemeinsam mit dem
Antibiotikum Azithromycin im frühen Stadium einer Covid-19-Erkrankung
Krankenhausaufenthalte und Todesfälle reduzieren kann.
Es gibt bislang keine Impfung gegen das Coronavirus Sars-CoV-2
und keine nachweislich effektive Behandlung für Covid-19. Das
ursprünglich für Ebola entwickelte Medikament Remdesivir hat in einer
größeren Studie zumindest die durchschnittliche Krankheitsdauer
verringert. Das Medikament hat daher eine Ausnahmegenehmigung zur
Behandlung von Covid-19 in Krankenhäusern in den USA erhalten.
Der Präsident, das Vorbild
Aussagen des Präsidenten in medizinischen Belangen haben Gewicht – selbst wenn er einschränkt, dass er kein Arzt sei. Nach seinem
anhaltenden Werben für den Wirkstoff Chloroquin etwa stieg die Zahl
der Verschreibungen in den USA trotz Warnungen von Experten um das
46-fache an, wie eine Analyse der "New York Times" Ende April zeigte.
Suchanfragen bei Google nach Kaufmöglichkeiten gingen
einer anderen Studie zufolge durch die Decke.
Ende März hatte die FDA auch gewarnt, dass Menschen
Hydroxychloroquin mit Chloroquinphosphat verwechselten, das für
Aquariumfische eingesetzt werde. Mindestens eine Person sei daher
nach der Einnahme des vermeintlichen Covid-Medikaments gestorben,
erklärte die FDA.
Trumps pseudo-medizinisches Gedankenspiel
"Achtung: Das Befolgen von Ratschlägen von Donald Trump gefährdet
Ihre Gesundheit", schrieb der demokratische Senator Chris Van Hollen
auf Twitter. "Das ist derselbe Quacksalber, der vorgeschlagen hat,
Desinfektionsmittel zu injizieren." In der Tat hatte Trump mit einem
Gedankenspiel für einen Aufschrei im ganzen Land gesorgt: Der
Präsident spekulierte, ob nicht das direkte Spritzen von Bleich- oder
Desinfektionsmittel in den Körper eine gute Coronavirus-Therapie sein
könnte. Das zu prüfen, sei Ärzten überlassen, schränkte er ein. "Aber
es klingt für mich interessant", sagte er im Weißen Haus.
Experten waren entsetzt, weil eine Injektion oder das Schlucken
von Bleich- und Desinfektionsmitteln lebensgefährlich sein kann.
Gesundheitsbehörden im ganzen Land sowie Hersteller der Mittel sahen
sich gezwungen, teils drastische Warnungen auszusprechen. Angesichts
der Empörung behauptete Trump einen Tag danach, seine Vorschläge seien "Sarkasmus" gewesen.
"Die ganze Welt wurde infiziert"
Nach weiteren Angriffen auf China und die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) legte Trump am Abend (Ortszeit) mit
einer empfindlichen Drohung nach: Sollte sich die WHO innerhalb der
kommenden 30 Tage nicht zu "wesentlichen Verbesserungen"
verpflichten, werde er Zahlungen endgültig stoppen und die
Mitgliedschaft der USA in der Organisation überdenken, heißt es in
einem Schreiben an WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus, das Trump auf
Twitter veröffentlichte. Er hatte die WHO zuvor als "Marionette"
Chinas bezeichnet.
In den USA hat die Zahl der Toten nach einer Corona-Infektion
einen Wert erreicht, mit dem einige Wissenschaftler noch vor wenigen
Wochen erst im Hochsommer gerechnet hatten: Nach Angaben der
Universität Johns Hopkins starben bereits mehr als 90.000 Menschen
nach einer Infektion. Mehr als 1,5 Millionen Infektionen sind
nachgewiesen.
(lin/dpa)
Aus seiner homophoben Einstellung macht der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, schon lange keinen Hehl mehr. Bereits in den frühen 2010er Jahren machte der belarussische Machthaber mit schwulenfeindlichen Aussagen Negativschlagzeilen. So richtete er etwa an den früheren Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Bemerkung "lieber Diktator als schwul".