International
Politik

Polen setzt nahezu vollständiges Abtreibungsverbot in Kraft

27.01.2021, Polen, Warschau: Andrzej Duda (2.v.l.) , Pr
Andrzej Duda (2.v.l.) , Präsident von Polen, und Mariusz Blaszczak, Verteidigungsminister von Polen.Bild: dpa / Marcin Obara
Politik

Polen setzt nahezu vollständiges Abtreibungsverbot in Kraft

27.01.2021, 17:1927.01.2021, 18:56
Mehr «International»

In Polen sind Schwangerschaftsabbrüche künftig in fast allen Fällen verboten. Die polnische Regierung setzt dazu ein umstrittenes Urteil des Obersten Gerichts vom Oktober um, mit dem die bisherige Erlaubnis zur Abtreibung schwer fehlgebildeter Föten gekippt wurde. Die Neuregelung werde noch am Mittwoch im Gesetzesblatt veröffentlicht, teilte die nationalkonservative Regierung auf Twitter mit.

Gegen die geplanten Verschärfungen hatte es wiederholt Proteste gegeben. Auch für Mittwochabend seien nun eine Demonstration vor dem Gerichtsgebäude in Warschau sowie weitere Aktionen in den größeren polnischen Städten geplant, kündigte die Organisation Allpolnischer Frauenstreik am Mittwoch an.

Das Oberste Gericht hatte die Abtreibung schwer fehlgebildeter Föten als "unvereinbar" mit der polnischen Verfassung bezeichnet. Damit gaben die Richter grünes Licht für die von der rechtsnationalen PiS-Regierung geforderten Verschärfungen.

Schätzungen gehen von 200.000 illegalen oder im Ausland vorgenommene Abtreibungen jährlich aus

Polen hat bereits eine der restriktivsten Abtreibungsgesetzgebungen in Europa. Frauen durften schon bislang Schwangerschaften nur abbrechen, wenn diese Folge von Inzest oder Vergewaltigung sind, ihr Leben in Gefahr ist oder der Fötus schwere Fehlbildungen aufweist. Ein Verbot von Abtreibungen in letzterem Fall kommt nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen einem vollständigen Abtreibungsverbot gleich.

In Polen gibt es jährlich weniger als 2000 legal vorgenommene Schwangerschaftsabbrüche. Frauenrechtsorganisationen schätzen jedoch, dass pro Jahr etwa 200.000 Polinnen illegal abtreiben oder dafür ins Ausland gehen. Frauenrechtlerinnen befürchten, dass diese Zahl noch steigt, wenn das Urteil des Obersten Gerichts umgesetzt wird.

(om/afp)

Barbecue – wie der haitianische Ex-Polizist zum Anführer wurde
Jimmy "Barbecue" Chérizier ist in Haiti eine berüchtigte Figur, die auch über die Landesgrenzen hinweg immer mehr Schlagzeilen macht. In dieser zweiteiligen Serie werden im ersten Teil sein Aufstieg zur Macht und im zweiten Teil die Motive hinter seinem Kampf genauer beleuchtet.

Liest man dieser Tage etwas über die Lage in Haiti, begegnet man unweigerlich seinem Namen: Barbecue, mit bürgerlichem Namen Jimmy Chérizier. Er soll derzeit einen Großteil der gesetzlosen haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren. Ein zweifellos mächtiger Mann, dem immer wieder dieselben Dinge nachgesagt werden: verantwortlich für diverse Massaker, isst das Fleisch seiner Feind:innen, ein brutaler Gangleader.

Zur Story