Seit Monaten kommt es in den USA zu Protesten gegen rassistische Polizeigewalt. Unter anderem fordern die Demonstranten Gerechtigkeit für Breonna Taylor, eine Schwarze US-Amerikanerin, die im März bei einem Polizeieinsatz von Polizeibeamten erschossen wurde. Nun kam es zur Anklage, was abermals Proteste und Ausschreitungen auslöste. Dabei sind in Louisville zwei Polizisten angeschossen worden.
Die Verletzungen seien nicht lebensgefährlich, sagte der amtierende Polizeichef Robert Schroeder am späten Mittwochabend (Ortszeit) vor Journalisten in der Stadt im US-Bundesstaat Kentucky. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden. Die beiden verletzten Polizisten würden im Krankenhaus behandelt.
Kentuckys Justizminister Daniel Cameron hatte zuvor verkündet, dass wegen Taylors Tod im März keiner der drei an dem Einsatz beteiligten Polizisten direkt angeklagt wird – was bei den Demonstranten für Empörung sorgte. Gegen einen der Polizisten wird zwar Anklage erhoben, allerdings deswegen, weil er andere Bewohner in dem Mehrfamilienhaus gefährdet haben soll.
Die Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass die beiden anderen Polizisten sich selbst verteidigt hätten, sagte Cameron.
In Louisville kam es daraufhin zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen. Die Behörden hatten aus Angst vor Ausschreitungen bereits vorsorglich die Nationalgarde nach Louisville beordert und Sperren errichtet. Um 21 Uhr trat eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft. Auch in Städten wie New York, Washington und Atlanta kam es zu Protesten.
Breonna Taylor war bei dem nächtlichen Polizeieinsatz in ihrer eigenen Wohnung erschossen worden. Die Polizisten waren bei Taylors Wohnung mitten in der Nacht mit einem Durchsuchungsbefehl eingetroffen. Bisherigen Untersuchungen zufolge klopften sie an der Tür und gaben sich als Polizei zu erkennen. Dafür gebe es einen Zeugen. Als sie keine Antwort erhielten, hätten sie die Tür aufgebrochen.
In der Wohnung hätten sie einen Mann und eine Frau gesehen, sagte Cameron. Der Mann – Taylors Freund – habe als Erster geschossen und einen der Beamten am Bein verletzt. Daraufhin hätten die Polizisten das Feuer eröffnet und 32 Schüsse abgegeben. Sie trafen die unbewaffnete Breonna Taylor mindestens fünf Mal, ihren Freund nicht. Von den Kugeln, die die 26-jährige Rettungssanitäterin trafen, sei eine tödlich gewesen. Einer der Polizisten habe zehn Mal von außerhalb der Wohnung geschossen und einige seiner Kugeln hätten die Nachbar-Apartments getroffen, sagte Cameron.
Zugleich bleiben Fragen rund um den Fall offen. Die Umstände um die Ausstellung des Durchsuchungsbefehls werden weiterhin untersucht. Es ging dabei um eine Person, die sich nicht in der Wohnung aufhielt. Auch gab Taylors Freund an, dass er zwar ein Klopfen an der Tür gehört habe – aber nicht, dass es die Polizei sei. Deswegen habe er die Polizisten für Einbrecher gehalten.
Der Beamte, der zehn Mal von außerhalb der Wohnung geschossen hat, wurde wegen "mutwilliger Gefährdung" in drei Fällen angeklagt. Dafür drohen ihm drei Mal bis zu fünf Jahre Haft.
Der Vorfall ereignete sich bereits im März. Als Ende Mai in Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz getötet wurde, wurde auch der Fall Breonna Taylor zu einem Symbol der Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Die Stadt Louisville hatte sich vergangene Woche in einem Zivilverfahren mit Taylors Familie auf eine ungewöhnlich hohe Vergleichszahlung von zwölf Millionen Dollar geeinigt. Zugleich stellte sie Reformen bei der Polizei in Aussicht.
(lau/dpa)