Wer im Wiener Nahverkehr als Ehrenmann gelten will, der sollte in Zukunft darauf verzichten, sich breitbeinig hinzusetzen. Die Wiener Linien haben nämlich eine Kampagne gegen breitbeiniges Sitzen ins Leben gerufen – und sich dafür folgenden Slogan ausgedacht:
Solltet ihr der süddeutschen Mundart nicht ganz mächtig sein, hier die Übersetzung: Sei ein Ehrenmann, und setze dich nicht breitbeinig auf deinen Sitz.
"Manspreading" gilt als eine von vielen Menschen unangenehm empfundene männliche Verhaltensweise. Während Frauen im ÖPNV oft mit geschlossenen oder übereinander geschlagenen Beinen da sitzen, breiten sich Männer gerne aus – und nehmen dabei fraglos in Kauf, mehr Platz zu beanspruchen oder den Nebensitzer zu berühren.
Die Wiener Linien sind übrigens nicht der erste ÖPNV-Anbieter, der seine (männlichen) Fahrgäste auffordert, doch bitte mehr Rücksicht auf andere zu nehmen (Im Grunde genommen geht es genau darum: Rücksicht auf andere zu nehmen – in den allerseltensten Fällen brauchst du zwei Sitzplätze in der U-Bahn).
In New York oder Washington machen Hinweisschilder auf die unerwünschte Verhaltensweise aufmerksam, ebenso in Madrid, wo Aufkleber seit 2017 in Bussen darauf hinweisen, "manspreading" doch bitte zu unterlassen.
Wie zu erwarten war, stieß die Kampagne der Wiener Linien nicht nur auf positive Rückmeldung. Unter dem Facebook-Post ärgerten sich schnell viele Männer (und manche Frauen) darüber, sie würden von dem ÖPNV-Betreiber gegängelt.
Ein User etwa forderte etwas zynisch "gendergerechte Varianten", schließlich würden ja auch Frauen gerne mal mehr Platz beanspruchen, wenn sie ihre Handtasche auf den freien Platz neben sich stellen (eine Verhaltensweise, für die der Begriff "shebagging" geprägt wurde).
Die Antwort der Wiener Linien auf die Beschwerde?
Wir finden: Dem ist nichts hinzuzufügen.
(pcl)