Auch immaterielle Dinge sind genauso wichtig. Bild: getty
Leben
"Geld macht glücklich", heißt es oft. Der
Zusammenhang zwischen Geld und Glück treibt Forscher seit Jahren um.
Die UN legt beim jährlich wiederkehrenden "Weltglückstag" am heutigen Freitag einen von drei
Schwerpunkten darauf, der Armut ein Ende zu setzen. Also muss da doch
was dran sein – oder?
Entscheidet unser Einkommen also darüber, wie glücklich wir sind?
Die Forschung zeigt, dass es einen starken Zusammenhang zwischen
Armut und Unglück gibt. "Wer nicht weiß, wie er die eigenen Kinder
ernähren kann, oder ob es morgen noch ein Dach über dem Kopf haben
wird, ist tendenziell deutlich weniger glücklich, als Menschen, die
diese Sorgen nicht haben", sagt die Institutsleiterin der Deutschen
Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP), Judith Mangelsdorf.
Allerdings mache mehr Geld nur bis zu dem Punkt auch glücklicher – bis unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind.
"Geld macht nicht glücklich, aber kein Geld zu haben macht unglücklich."
Dominik Enste, Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
"Das ist schon ganz
entspannend, dass man ein gewisses Jahreseinkommen hat, von dem man
selber weiß: Okay, jetzt muss ich mir keine zu großen Sorgen mehr
machen." Deswegen gebe es ein gewisses Jahreseinkommen, ab dem sich
das Glücksempfinden nicht mehr steigern lasse.
Entscheidet unser Einkommen also darüber, wie glücklich wir sind?
"Eher nein", sagt Mangelsdorf. "Die meisten in Deutschland
lebenden Menschen haben das Glück, mehr zu verdienen, als notwendig
ist, um die Grundbedürfnisse der eigenen Familie decken zu können."
In diesem Fall habe das Einkommen nur einen minimalen Zusammenhang
mit Glück. Nur für Menschen mit sehr geringem Einkommen spiele es
eine entscheidende Rolle im Glückserleben.
Wie viel muss ich verdienen, um dauerhaft glücklich zu sein?
Das ist nicht pauschal zu beantworten. Es ist abhängig vom
jeweiligen Land. "OECD-Studien zeigen, dass es für Deutschland etwa
60 000 bis 70 000 Euro Jahreseinkommen ist", sagt Verhaltensökonom
Enste. Danach bringt mehr Geld den Menschen keine zusätzliche
Lebensfreude.
Ist das Wohlfühleinkommen überschritten, bleibt man dann glücklich?
"Ein zusätzlicher Euro sorgt nicht mehr in gleichem Maße dafür,
dass ich so viel glücklicher werde, als wenn ich weniger Einkommen
habe", sagt Enste. Man werde aber auch nicht unglücklicher, wenn man
reicher ist. Jedoch kämen dann andere Sorgen dazu – etwa, dass man
das Geld wieder verlieren könnte. Beispielsweise durch eine
Inflation.
Besonders wichtig sei es, dass das Einkommen selber generiert
werde. "In Deutschland ist ein Arbeitsloser deutlich unzufriedener
als ein Arbeitender, der ungefähr das gleiche Einkommen hat."
Dass arbeitslose Menschen eine deutlich niedrigere
Lebenszufriedenheit angeben, gelte im Übrigen für alle Länder.
"Selbst der Tod eines Partners ist nicht so gravierend nachhaltig
glücksschädigend wie Arbeitslosigkeit", sagt Enste.
Kann man Glück wirklich messen und vergleichen?
Wie Menschen fühlen, denken und handeln beschäftigt die
psychologische Forschung schon lange. "Dabei kommen viele
verschiedene Methoden von Fragebögen und Interviews, über MRT-Studien
bis hin zu Experimenten zum Einsatz", erklärt Psychologin
Mangelsdorf. Positive Emotionen können etwa in Studien zur
Gehirnaktivität, über den Hormonspiegel, Videoaufnahmen mimischer
Veränderungen und viele andere Verfahren gemessen werden. In der
Wissenschaft spreche man allerdings eher von Lebenszufriedenheit als
von Glück, ergänzt Enste.
Können arme Menschen überhaupt glücklich sein?
"Unbedingt", sagt Mangelsdorf.
"Denn entscheidender für das eigene Glück sind Dinge, die man nicht kaufen kann, wie beispielsweise tiefe und erfüllte Beziehungen zu anderen Menschen, eine erfüllende Aufgabe zu haben und Sinn im Leben zu finden."
Wer
dies habe, könne auch sehr arm sehr glücklich sein. "Wem dies fehlt,
dem hilft auch der Reichtum nicht, denn dieses Glück kann man nicht
kaufen."
(dpa/lin)
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