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Hund: Sie vertraut "Ollie" einem Trainer an – und sieht ihn nie wieder

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Bild: Facebook/Montage Watson
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Sie vertraut ihren Hund einem Trainer an – doch sieht ihn niemals wieder

13.01.2019, 14:15
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Wer einen Hund adoptiert, muss sich bewusst sein, dass ein vierbeiniger Gefährte nicht nur viel Freude, sondern vor allem auch viel Arbeit mit sich bringt. Letztere ist nicht bei jedem Hund ein Kinderspiel, je nach Persönlichkeit und Vergangenheit kann sich insbesondere die Sache mit der Gehorsamkeit als echte Herausforderung herausstellen.

Nicht verzagen, Profis fragen: Hundetrainer können helfen. Wer seinen Hund jedoch in fremde Hände gibt, sollte sich vergewissern, dass diese auch vertrauenswürdig sind. Eine Lektion, die Rachel Tyrer aus Arkansas in den USA offenbar ihren Neufundländer-Labrador-Mischling Ollie kostete – und ihn das Leben.

Das sind Rachel und Ollie:

Als Rachel Ollie adoptiert hatte, sei der Hund in einem traurigen Zustand gewesen, erzählte sie gegenüber der örtlichen Nachrichtenseite NEA Report. Nach langwierigen Behandlungen beim Tierarzt war Ollie endlich einigermaßen fit – gehorchte wegen seiner schwierigen Vergangenheit aber nicht so, wie es sich Rachel wünschte. Also wandte sie sich an einen alten Bekannten, der eine Trainingsschule für Hunde betrieb.

Dieser Mann, den Rachel noch aus der Schulzeit kannte, werden wir im Folgenden als "H." bezeichnen; Rachel macht dem Mann in ihrem Facebook-Post, in dem sie dessen Verhalten mithilfe von Chatverläufen öffentlich machte, schwere Vorwürfe.

Rachel wandte sich demnach ursprünglich an H., um sich Rat zu holen, wie sie den schwer zu kontrollierenden Ollie besser erziehen könne. Daraus wurde dann der Plan, ihn für ein vierwöchiges Trainingsprogramm in H.s Hände zu geben. Und so verabschiedete sich Rachel von ihrem außergewöhnlich hübschen Hund, in dem Glauben, von H. regelmäßig mit Berichten und Fotos versorgt zu werden und Ollie zwischendurch immer wieder kurz sehen zu dürfen – ohne zu ahnen, dass dieser Abschied auf Zeit ein Nimmerwiedersehen sein würde.

Hier kommt nun Rachels lange, schreckliche Geschichte, in der sie über Wochen und Monate hinweg versuchte, H. dazu zu bewegen, ihr ihren Hund wiederzugeben – bis der ihr schließlich mitteilte: Ollie ist tot.

Schon nach zwei Wochen hatte Rachel Grund zur Verwunderung.

– "Wie geht es Ollie?"
– "Gut! Das Größte, woran wir arbeiten müssen, ist seine Freundlichkeit, lol. Er hasst es, wenn ich ihn irgendwohin mitnehme und Leute auf uns zukommen."
– "Echt? Das war bei uns nie ein Problem! Er hat Leute immer direkt begrüßt!"

Verständlicherweise hakte Rachel mehrere Male bei H. nach, wie es Ollie denn ginge. Der hatte zwar immer Antworten parat, die ergaben allerdings nicht immer Sinn; so behauptete H. beispielsweise, Ollie habe neuerdings Probleme mit Fremden. Probleme, an denen er "arbeite", versicherte er ihr. 

Der Termin, zu dem Ollies Training enden sollte, kam und ging. August und September verstrichen, und Anfang Oktober – schon mehrere Wochen länger als vereinbart – versuchte Rachel, ihren Hund wiederzubekommen.

Und dann begannen die Ausreden.

– "Ich bin auf dem Heimweg. Bist du unterwegs?"
– "Ich hänge hier fest und warte auf diesen verdammten Kunden."
– "Wann sollte der denn da sein?"
– "Vor einer Stunde."
– "Okay, naja, ich habe nur noch anderthalb Stunden Zeit."
– "Ich rufe dich zurück, ich versuche gerade, den Kunden zu erreichen."
– "Okay!" [vier Stunden später] "Habe noch nichts von dir gehört."

Immer wieder vertröstete H. Rachel laut den von ihr veröffentlichten Chatprotokollen mit Behauptungen, das Wetter / ein Arzttermin / weitere Trainingssessions seien ihm dazwischen gekommen und er könne Ollie unmöglich zu ihr fahren, noch könne Rachel ihn selbst abholen. Die bewies über Wochen (!) hinweg eine Engelsgeduld, für die viele von uns sicher wenig Verständnis aufbringen können. Aus den späteren Chatverläufen geht allerdings hervor, dass sich Rachel und H. bereits seit Jahren kannten und sie ihm deswegen vielleicht in vielerlei Hinsicht mehr Vertrauen entgegenbrachte, als wir es getan hätten.

Dieses Vertrauen wurde aber spätestens mit dieser Nachricht zerstört.

– "Okay, wir sind in Poplar Bluff direkt nördlich von Corning und trainieren, und Ollie und Dax, ein anderer Hund, waren gerade auf Klo und wurden gebissen, Dax in den Bauch, Ollie ins Bein. Es wird alles wieder gut, es ist nicht mal angeschwollen, und der Tierarzt meint, das liegt daran, dass es keine Giftschlange war. [...] Raste nicht aus, alles wird gut, das passiert vielen Hunden beim Training, wenn sie von Ort zu Ort fahren und an verschiedenen Plätzen trainieren, vor allem in der Nähe von Wasser und hohem Gras. Ich halte dich auf dem Laufenden, sobald sich der Arzt meldet, und schicke dir die Screenshots davon, was er schreibt. Melde dich, sobald du Feierabend hast. Wie gesagt, lass dich davon nicht den ganzen Tag verängstigen. Es war keine Giftschlange, das ist 100% gut!"
– "Ja, alles klar. Ich hole ihn morgen früh ab."
– "Okay, perfekt, sobald ich heute Abend eine Uhrzeit dafür weiß, sage ich dir Bescheid. Jetzt lass dich nicht feuern oder so."​

Aus den Chatverläufen geht hervor: Ollie war angeblich von einer Schlange gebissen worden – die jedoch nicht giftig war, weswegen H. behauptete, der Tierarzt habe Entwarnung gegeben. "Es wird alles gut", schrieb er Rachel wieder und wieder, die auf das unerwartete Drama nur eine knappe Antwort hatte, aber offenbar noch nicht ahnte, dass es damit noch längst nicht getan war – denn der Höhepunkt kam mitten in der folgenden Nacht.

"Hey, wir haben gerade mit Ollie Dr. Harts Praxis nahe Corning verlassen. Die Schwellung von seinem Bein wanderte zur Brust und zum Hals hoch, was gar nicht gut war. Ollie schaffte es am Ende nicht. Weil es so spät und kalt draußen ist, werden wir Ollie schnell eine gute Beerdigung auf unserem Grundstück hinter dem Zwinger organisieren, alles ganz ordentlich, wir wollen ja nicht, dass er die ganze Nacht draußen liegt. Nochmal, es tut mir so leid und es ist scheiße, wenn sowas mit Hunden oder anderen Tieren passiert. [...] Ich weiß, es ist mitten in der Nacht und es tut mir zutiefst leid, und ich hasse es, einem Kunden mitteilen zu müssen, dass sein Hund verletzt bzw. in diesem Fall tot ist. Nochmal, ich weiß, dass du total enttäuscht bist und ich verstehe das und es ist definitiv scheiße, wenn sowas passiert. Nochmal, ich werde tun, was du möchtest; wenn du einen neuen Hund oder ein neues Haustier willst, sobald du soweit bist, jetzt oder in der Zukunft, sag mir Bescheid und ich kaufe es für dich, egal, was es kostet. Wir sind ab dem Morgen den ganzen Tag lang in Dyersburg bei einem Jagd-Test [...]"

Aber jetzt hatte Rachel die Lunte gerochen.

– "Wie lautet die Telefonnummer vom Tierarzt?"
– "Dyersburg Renn-Jagd-Test"
– "Wie lautet die Telefonnummer vom Tierarzt?"
– "Ich bin gleich dran mit dem Rennen, sobald ich zurück zum Hundetrailer komme, schicke ich sie dir. Ich habe sie auf einer Karte im Truck und weiß sie nicht auswendig."​

Direkt am Morgen las sie die traurige Nachricht, die ihr H. mitten in der Nacht geschickt hatte. Anstatt allerdings auf seine sehr lange Beileidsbekundung einzugehen, forderte sie ihn laut Chat-Protokoll erstmals dazu auf, ihr die Kontaktdaten zu diesem "Dr. Hart" zukommen zu lassen – woraufhin H. sie erneut vertröstete. 

Aber diesmal ließ sich Rachel darauf nicht ein.

– [auf die Frage hin, wann sie denn vorbeikommen könne] "Okay, wir müssen bis Montag oder danach warten. Ich wusste nicht, dass wir jetzt irgendwas unternehmen müssen."
– "Ich will das Grab meines Hundes sehen und sein Halsband zurückbekommen. Ich werde keine weitere Ausrede hinnehmen, warum du mich nicht treffen kannst. Ich werde zum Tag und zur Uhrzeit unseres Treffens hinfahren und das war's. Ich treffe dich am Montag um 9:30 Uhr. Schicke mir bitte deine Adresse. Danke."

Und dann stellte Rachel endlich all die Fragen, die längst nötig waren.

– "Wie hieß der Tierarzt mit Nachnamen? Und wieso hast du mir erzählt, der sei in Corning, dann in Poplar Bluff und jetzt in Paragould?"
– "Ich weiß, das sind drei Tierärzte. Ich will nicht lügen, also, wie gesagt, lass mich nachgucken und ich sage dir Bescheid, sobald ich heute Abend die Unterlagen gecheckt habe."
– "Ich will ein Foto von diesen Unterlagen und eine Telefonnummer."
– "Okay, ich schicke dir das spät heute Abend, wenn wir zurückkommen. Ich glaube, sie haben morgen offen, ich bin nicht sicher, ich weiß, dass viele Tierärzte geschlossen haben, aber ich denke, irgendjemand wird schon ans Telefon gehen."​

Drei Wochen (!) vergingen – und Rachel platzte der Kragen, wie wir hier lesen:

"Hey H., ich habe vermutet, dass mein Hund noch lebt und verkauft wurde oder du ihn behalten hast, da du nicht bewiesen hast, dass mein Hund gestorben ist. Ich habe unzählige Male darum gebeten, meinen Hund/sein Grab zu sehen und sein Halsband zurückzubekommen und du hast mich wieder und wieder nicht respektiert. Ich wurde jetzt ausschließlich von dir zu diesem Punkt gebracht. Ich werde einen Facebook-Post veröffentlichen, in dem ich dein Geschäft niedermache, wenn du mir keinen Beweis lieferst, wo ich meinen Hund finden kann. Ich gebe dir diese Chance, auf mich zuzukommen; danach werde ich nicht mehr freundlich sein. Das ist deine letzte Chance."

Worauf H. offenbar erst mehrere Stunden später antwortete.

"Hey, habe die Nachricht jetzt erst gesehen. Wir sind gerade mit den Hunden in Mayflower. Ich bin Donnerstagabend wieder da und habe das ganze Wochenende Zeit. Würdest du jederzeit am Freitag oder am Wochenende vorbeikommen? Dann habe ich einen Polizeibeamten vor Ort, damit alles legal ist, und dann zeige ich dir das Grab. Wenn du mir immer noch nicht glaubst, können wir jemanden das Grab öffnen lassen, wenn du damit einverstanden bist. Das kannst du entscheiden. Das Halsband ist noch am Hund. Ich kann dir versprechen, dass er nicht verkauft wurde, verloren ging oder behalten wurde. Wenn du bitte den Facebook-Post löschen würdest, du hast mein Wort, dass du am Freitag oder am Wochenende vorbeikommen kannst, wenn wir wieder da sind. Ich verspreche es dir und du hast mein Wort. Danke. Mein Handy lädt und ich checke es zwischendurch immer wieder."

Mit dieser zugegebenermaßen recht glaubwürdig klingenden Nachricht wollte sich Rachel demnach aber nicht zufrieden geben und recherchierte weiter. Daraufhin konfrontierte sie H., so geht es aus den Verläufen hervor, mit ihren Erkenntnissen – und der rückte endlich, endlich mit der Wahrheit heraus.

– "Ich habe in der Paragould-Tierklinik angerufen und die haben nie deinen Namen, deine Firma, Ollies Namen, Abbies Namen, Schlangenbisse oder meinen Namen im System gehabt. Ich habe es satt, mich mit deiner Scheiße rumzuschlagen. Das war deine letzte Chance :)"
– "Okay, hier ist die Wahrheit. Ich verspreche dir, dass dein Hund gebissen wurde und starb, und ich hasste es und fühlte mich schrecklich, weil ich dich schon ewig kenne und nervös war. Ich habe deinen Hund ordentlich begraben. Wie viel wird es mich kosten, das abzuhaken, ohne einen Facebook-Post? Bitte, ich bin im Geschworenendienst. Ich checke regelmäßig meine Nachrichten. Ich will das wieder geraderücken."

Inzwischen wollte Rachel aber herausgefunden haben, dass Ollie kein Einzelfall gewesen sei.

– "Ich flehte dich an, mich meinen Hund sehen zu lassen und die Wahrheit zu erfahren, aber du hattest so wenig Respekt vor mir. Von dem, was ich gehört habe, bin ich auch nicht die erste Person, der das passiert ist. Du hast den Hund einer Person verkauft. Andere Hunde hatten gesundheitliche Probleme, als sie zurückgegeben wurden. Die wurden auch nicht ordentlich trainiert. Fünf bis sechs Hunde wurden von Schlangen gebissen, während sie bei dir in Pflege waren. Ich weiß wirklich nicht, ob mein Hund tatsächlich tot ist, verkauft wurde oder verloren ging. Du hast absolut keinen Respekt vor mir oder den Leuten gehabt, denen du das angetan hast. Du warst unfair und herzlos jedem gegenüber. Ich war wirklich geduldig und nett zu dir, muss aber irgendwo aufhören. Du hast mich dazu gebracht. Was war Ollies Todestag?"
– "Ja, und aus tiefstem Herzen tut es mir leid, deiner ging nicht verloren, wurde verkauft oder gestohlen. Ich will es so gut ich kann wiedergutmachen und alles tun, um das aus den sozialen Netzwerken rauszuhalten. Nicht für mich, sondern für sie [seine Frau]. Sie wurde wegen des letzten Mals so oft belästigt."

"Wegen des letzten Mals"...?

Rachel hatte guten Grund zur Vermutung, dass diese Formulierung versehentlich angedeutet hatte, dass das schon mehrere Male vorgekommen war. Und tatsächlich äußern sich unter Rachels Facebook-Post – den sie trotz H.s Versuchen, sie davon abzuhalten, verfasste – einige Leute, die behaupten, ähnliche Erfahrungen mit H.s Hundetraining gemacht zu haben.

Eine Frau erzählte – und H. bestätigte gegenüber NEA Report sogar, ihren Hund "trainiert" zu haben –, dass sie ihren Vierbeiner nur nach 11 (!) Wochen habe zurückholen können, nachdem sie H. bedroht hatte. Der Hund habe daraufhin Würmer gehabt und nach Urin und Kot gestunken (NEA Report). Ein Jagdclub äußerte sich, nachdem die Berichte zu Ollies Verschwinden in Arkansas publik wurden, ebenfalls gegenüber NEA Report: Sie hätten H. einen Hund abgekauft, der bereits jemandem gehörte. Erst nach längerem Hin und Her sei klar geworden: H. hatte das ihm zum "Training" gebrachte Tier einfach weiterverkauft.

Rachel hat inzwischen die Polizei eingeschaltet.

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