Das Reise-Ziel Nummer eins wird wegen der Corona-Pandemie dieses Jahr kein exotischer Ort sein, sondern der Versuch, selbst gesund zu bleiben und das Virus nicht an seine Mitmenschen weiterzugeben. Wer 2020 dennoch Urlaub machen will, wird die ein oder andere Regel beachten müssen.
Von touristischen Reisen rät das Auswärtige Amt bis mindestens Anfang Mai grundsätzlich ab, laut einem Medienbericht will das Ministerium die weltweite Reisewarnung bis Mitte Juni verlängern. Das Bundeswirtschaftsministerium macht zumindest Hoffnung darauf, dass Urlaub in den europäischen Nachbarländern bald wieder möglich sein könnte:
Selbst wenn wir dieses Jahr Deutschland für den Urlaub nicht verlassen dürfen oder sollten: Entspannung finden können wir zumindest in der eigenen Region, sei es an der Ostsee, in den Bergen oder im Schwarzwald. So sagt auch der Virologe Norbert Tautz von der Uni Lübeck:
Was wir beim Urlaub während der Corona-Krise dennoch beachten sollten, das hat watson Virologen, Epidemiologen und Gesundheits-Experten gefragt.
Generell wird das Coronavirus, anders als anfangs vermutet, auch im Sommer noch ein Thema sein. So kommen US-Forscher mithilfe einer Modellrechnung bis zum Jahr 2025 zu dem Schluss, dass das sich im Gegensatz zu anderen Erkältungskrankheiten im Sommer die Epidemie vermutlich nicht verlangsamen wird. Auch könnte es im Winter zu einer weiteren pandemischen Welle kommen.
Auch der Virologe Thomas Schulz bestätigt gegenüber watson: "Ja, die Rate der Neuerkrankungen sollte sich abflachen, das Virus wird aber vermutlich über den Sommer weiterhin zirkulieren."
Der Epidemiologe Timo Ulrichs rät im Gespräch mit watson davon ab, dieses Jahr zum Urlaub ins Ausland zu fahren. Vor allem manche Reiseziele seien seiner Meinung nach zurzeit besonders kritisch: "Dazu gehören die USA, die Türkei und Russland".
Was Urlaubsziele in Deutschland angeht, warnt Ulrichs davor, besonders beliebte Urlaubsziele aufzusuchen. Der Fall Ischgl habe schließlich gezeigt, welche Auswirkungen so ein buntes Getümmel auf engem Raum haben könnte: "An Ferienorten ist die Durchmischung besonders groß und damit auch das Risiko, dass das Virus von einem anderen Ort dorthin verbracht und weitergegeben wird."
Der Mediziner Karl Lauterbach (SPD) sagt im Interview mit watson, Urlaubspläne generell zu überdenken, um die Neuansteckungen mit dem Virus auf einem niedrigen Level zu halten:
Fazit: Das Risiko, sich im Sommer mit dem Coronavirus anzustecken, bleibt laut den Experten bestehen. Danach könnte eine weitere pandemische Welle kommen. Wer auf Nummer sicher gehen will, plant keinen Urlaub dieses Jahr. Ansonsten gilt: Nur Urlaubsziele aufsuchen, die nicht überfüllt sind und wo ihr einander gut ausweichen könnt, wie zum Beispiel auf einem Bauernhof in der Region (dazu später mehr).
Eine Reise bringt auch immer Strapazen mit sich: Lange Fahrten, ein veränderter Schlafrhythmus oder der wortwörtliche Sprung ins kalte Wasser beim Baden könnten sich negativ auf euer Immunsystem auswirken, was euch anfälliger für eine Ansteckung mit dem Coronavirus und anderen Erkältungsviren macht.
Wenn ihr also diesen Sommer wegfahren wollt, solltet ihr jetzt schon anfangen, euer Immunsystem zu stärken – während der Pandemie ist das übrigens generell eine gute Idee. Laut des Mediziners Jens Wasserberg sind dafür übrigens keine Pillen oder Pülverchen nötig, wie er gegenüber watson sagt:
Auch der Immunologe Casten Watzl sagt dazu gegenüber watson: "Bei der Forschung ist es so, dass wir Korrelationen sehen, etwa dass sich eine gesunde Ernährungsweise und auch Sport positiv auf das Immunsystem auswirken können."
Fazit: Ja, es herrschen gerade Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkung. Gegen einen zügigen Spaziergang, Sport an der frischen Luft und eine gesunde, selbst gekochte Ernährung spricht allerdings nichts. Genau das kann die optimale Vorbereitung auf einen gesunden Urlaub mit gestärktem Immunsystem sein.
"Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit...": Auf jeden Fall eine Menge Sachen, die euch und eure Mitreisenden unterwegs und während eures Urlaubs vor Ansteckung schützen:
Wer gerne mit dem Flugzeug reist, sollte sich dieses Jahr gut überlegen, ob er dieses Verkehrsmittel wirklich nutzen will: "In Flugzeugen geht es sehr eng zu", gibt Tautz zu bedenken. "Wie man da die Abstandregeln einhalten kann, wird zu prüfen sein. Nur die Hälfte der Sitze zu besetzen erscheint möglich."
"Am ehesten ist die Bahn fürs Reisen geeignet", meint hingegen Epidemiologe Ulrichs. Schließlich könnt ihr euch in der Bahn gegenseitig gut aus dem Weg gehen und die Wagons sollten in der Regel gut gelüftet sein, das mindert das Risiko einer Ansteckung.
Fazit: Setzt lieber auf eine Reise mit der Bahn anstatt mit Bus oder Flugzeug, wo ihr dicht aneinander gedrängt sitzt. Ansonsten ist es gerade am sichersten, aufs eigene Auto zurückzugreifen – vorausgesetzt, ihr fahrt nur mit Leuten in den Urlaub, mit denen ihr zusammenwohnt und deswegen so oder so Viren austauschen würdet. Bonus-Tipp: Wer gerne aktiv ist im Urlaub: Noch nie war die Zeit für eine ausgiebige Fahrradtour wohl so gut wie jetzt.
Im Prinzip gelten beim Reisen ähnliche Regeln wie aktuell im Alltag auch:
Alles, wo ihr auf engem Raum aufeinander hängt, ist in diesem Jahr nicht drin: Keine Party-Orte wie Ischgl, lieber solltet ihr euch viel in der Natur aufhalten, wo ihr anderen Menschen aus dem Weg gehen könnt. Virologe Norbert Tautz rät vor allem von Kreuzfahrten ab, da diese seiner Ansicht nach besonders riskant wären, wie das Beispiel der "Diamond Princess" zu Beginn der Corona-Ausbreitung gezeigt hat.
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) riet vor kurzem zu Urlaub auf dem Land. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte sie am Sonntag:
Auch in vielen Landgasthöfen mit großen Außenbereichen gäbe es Platz für ausreichend Abstand zueinander, meint Klöckner. "Für diese Bereiche könnte ich mir gut vorstellen, dass sie Teil unserer Urlaubsplanungen sein könnten, wenn Abstands- und Hygieneregeln auch wirklich einzuhalten sind."
Fazit: Bevor ihr eine Reise an die üblichen Urlaubsziele wie Sylt oder zum Schloss Neuschwanstein antretet, überlegt, welche weniger besuchten Reiseziele es gibt: Wie wäre es zum Beispiel mit dem Sauerland oder dem Elbsandsteingebirge, wo ihr beim Wandern sehr gut Abstand halten könnt? Auch ein Urlaub auf dem Bauernhof, wie Klöckner ihn vorschlägt, könnte eine Alternative sein. Oder aber ihr bleibt lieber zu Hause und nutzt eure freie Zeit, um die Umgebung einmal richtig zu erkunden. Sicher gibt es den einen oder anderen Badesee oder Wald in der Nähe, den ihr noch nicht besucht habt.
(ak)