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Epidemiologe: Wie wir in Restaurants in Zukunft essen werden – 3 mögliche Szenarien

Um eine Übertragung des Coronavirus zu vermeiden, könnte es sinnvoll sein, zunächst nur Außenbereiche von Restaurants und Cafés wieder zu eröffnen. (Symbolbild)
Um eine Übertragung des Coronavirus zu vermeiden, könnte es sinnvoll sein, zunächst nur Außenbereiche von Restaurants und Cafés wieder zu eröffnen. (Symbolbild)Bild: iStockphoto / nd3000
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Corona: Epidemiologe erklärt 3 Szenarien, wie Restaurants wieder öffnen könnten

05.05.2020, 16:27
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Kaum eine Branche ist so schwer von der Corona-Krise betroffen wie die Gastronomie: Mitte März mussten deutschlandweit sämtliche Restaurants, Cafés und Bars ihre Räumlichkeiten für ihre Gäste schließen. Den Inhabern drohen immense Verluste, sogar Schließungen ihrer Betriebe.

Um dem entgegenzuwirken, kann die Branche Kredite sowie Kurzarbeitergeld beantragen. Angesichts des weiter andauernden Ausnahmezustands hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vor Kurzem im "ARD Morgenmagazin" den Gastronomen noch weitere Unterstützung in Aussicht gestellt:

"Sollte es wider Erwarten noch lange dauern, bis eine volle Öffnung möglich ist, dann müssen wir bei den Hilfen auch nachlegen"

Virologe hält schnelle Restaurant-Öffnungen für "gefährlich"

Erste Bundesländer planen bereits, Restaurants wieder zu öffnen. Bayern plant eine Öffnung schrittweise ab Mitte Mai. In anderen Bundesländern soll es schneler gehen. In Mecklenburg-Vorpommern dürfen die Gaststätten im Land vom Samstag an (9. Mai) von 6 bis 21 Uhr unter strikten Hygieneauflagen und mit maximal sechs Erwachsenen je Tisch für Einheimische öffnen. Kellner und Servicepersonal sollen Masken tragen, Gäste aber nicht.

Vom kommenden Montag (11. Mai) an sollen die Niedersachsen wieder Essengehen können. Restaurants, Cafés und Biergärten dürfen dem Stufenplan zufolge dann mit einer maximalen Auslastung von 50 Prozent im Innen- wie Außenbereich öffnen. Dabei gilt eine Reservierungspflicht.

Epidemiologe Timo UIrichs von der Akkon-Hochschule in Berlin sieht das Vorgehen mit gemischten Gefühlen. Gegenüber watson kommentiert er gerade kritisch: "Es ist nicht gut, bereits jetzt weitere Lockerungen umzusetzen, wenn wir noch gar keine Informationen haben, ob die epidemiologischen Zahlen durch die ersten Lockerungen nicht wieder nach oben gehen."

Er kritisiert gerade in Niedersachsen, dass mehrere Bereiche gleichzeitig, also Innen- und Außenraum, hochgefahren werden sollen. Und sagt:

"Das halte ich für gefährlich."

Doch wie können Abstandsregeln in kleinen, geschlossenen und manchmal schlecht gelüfteten öffentlichen Räumen wie Restaurants umgesetzt werden?

Wie der Restaurantbesuch in Zukunft aussehen und welches Vorgehen die pandemische Welle wieder stärken könnte: Darüber hat watson ausführlich mit dem Epidemiologen Ulrichs gesprochen.

Können Restaurants bald wieder öffnen?
Können Restaurants bald wieder öffnen?bild: getty

Warum werden in Restaurants besonders leicht Viren übertragen?

Erst jüngst berichtete die chinesische Seuchenschutzbehörde CDC von zwei Familien, die sich womöglich Ende Januar in einem Restaurant in Guangzhou mit dem Coronavirus angesteckt haben. Bei besagtem Essen saß eine Familie aus Wuhan, die soeben angereist war, nur einen Tisch weiter. Möglicherweise haben sie das Virus eingeschleppt. So konnte es in dem Restaurant über die Klimaanlage verbreitet werden, Fenster gab es keine.

Generell sei laut Ulrichs die Gefahr einer Virusausbreitung an allen Orten größer, an denen sich Menschen treffen, die sich sonst nicht im Alltag treffen würden. Sprich: alle Orte außerhalb des eigenen Haushalts, des Arbeitsplatzes oder der Schule.

"Orte wie Restaurants oder Cafés bergen das Risiko einer größeren Durchmischung und damit auch der Virusausbreitung – vor allem dann, wenn die Verweildauer länger ist"
Timo Ulrichs

Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Restaurants über genügend Fenster verfügen, um zwischendurch frische Luft in die Räume zu lassen, was ein Ansteckungsrisiko verringern würde.

Wie könnte eine Öffnung der Restaurants also aussehen? Drei Szenarien.

Szenario 1: Restaurants reduzieren Sitzplätze nicht

In diesem Restaurant wären genauso viele Tische und Stühle vorhanden wie vor Corona-Zeiten.
In diesem Restaurant wären genauso viele Tische und Stühle vorhanden wie vor Corona-Zeiten.Bild: watson

Nehmen wir also an, die Restaurants würden an der Anordnung von Tischen und Stühlen nichts ändern: Weder die Positionen würden verrückt werden, noch die Anzahl der Sitzmöglichkeiten reduziert.

Das bewertet Ulrichs kritisch: "Wenn die Bestuhlung in Restaurants so bliebe wie in Vor-Coronazeiten, könnten bei einer Wiedereröffnung die Abstände nicht eingehalten werden und die Wege des Personals wären nicht sicher", sagt der Experte dazu.

Fazit: Wenn ein Restaurant, wie in der Grafik gezeigt, voll besetzt wäre mit Gästen, die sich normalerweise im Alltag nicht begegnen, könnte sich hier das Coronavirus schnell ausbreiten. Vor allem, wenn es keine Lüftungsmöglichkeiten gibt und die Raumtemperatur steigt: Bei feuchter, warmer Luft können sich Krankheitserreger in geschlossenen Räumen gut verbreiten. Ulrichs kommt zu dem Schluss:

"Szenario 1 wäre nicht zu empfehlen"

Szenario 2: Restaurants reduzieren Sitzplätze

Hier dürfen nicht alle Gäste rein – und auch nicht mehr als zwei Personen an einem Tisch sitzen.
Hier dürfen nicht alle Gäste rein – und auch nicht mehr als zwei Personen an einem Tisch sitzen.Bild: watson

Im zweiten Szenario würden die Restaurantbesitzer die Bestuhlung reduzieren: Das heißt, sie würden nur noch eine kleinere Anzahl von Gästen zulassen und es dürften nur noch zwei Personen an einem Tisch sitzen, wie oben zu sehen ist.

"Bei Szenario 2 wären die Abstände besser einzuhalten", sagt Ulrichs, "aber auch hier müsste gewährleistet sein, dass das Personal sich frei bewegen könnte." Außerdem müsse laut des Experten ein Weg zu Toiletten und Waschräumen möglich sein.

Fazit: Die Lösung, dass Restaurants weniger Gäste zulassen, könnte eingeschränkt möglich sein. Und zwar nur dann, wenn genügend Fenster vorhanden sind, meint Ulrichs:

"In Innenräumen ist eine Virusübertragung immer wahrscheinlicher als an der frischen Luft. Deshalb sollte auch in wiedereröffneten Restaurants regelmäßig und gründlich gelüftet werden"

Szenario 3: Gäste dürfen nur draußen sitzen

Hier würden die Gäste nicht im Innenraum essen.
Hier würden die Gäste nicht im Innenraum essen.Bild: watson

Eine dritte Idee wäre, dass Gaststätten lediglich ihre Terrassen für Gäste öffnen und draußen bedienen. Auch hier dürfen allerdings nicht zu viele Gäste dicht beieinander sitzen, wie es zum Beispiel in Biergärten der Fall wäre. Die Gästezahl pro Tisch wäre, wie in Szenario 2, auf zwei Personen pro Tisch begrenzt.

"In Szenario 3 wäre alles am besten einzuhalten", meint Ulrichs. Auf einer großen Terrasse, in einem Hinterhof oder Garten könnten Restaurantbesitzer die Sitz-Situation besser entzerren. Außerdem meint der Virologe: "Zudem sorge die frische Luft dafür, dass eine Virusübertragung unwahrscheinlicher wäre." Schließlich steht die Luft draußen nicht komplett still. Viren, die beim Sprechen oder Husten abgegeben werden könnten, würden so weggeweht werden.

Fazit: Gastronomische Betriebe vorerst nach draußen zu verlegen, hält Ulrichs für eine Lösung, die angesichts der Corona-Pandemie noch am besten umsetzbar wäre:

"Überhaupt sollte überlegt werden, Außenbereiche vor Innenräumen wieder zu eröffnen"

Wann können wir überhaupt damit rechnen, dass Restaurants wieder geöffnet werden?

Ein genauer Zeitpunkt, wann gastronomische Betriebe deutschlandweit wieder regulär für ihre Gäste öffnen, steht noch nicht fest. "Zuerst sollte abgewartet werden, wie die aktuellen Lockerungen sich infektionsepidemiologisch auswirken", meint Ulrichs. "Schulen und Arbeitsplätze werden ja zurzeit wieder schrittweise geöffnet. Hier sollte abgewartet werden, ob die Disziplin des Abstandhaltens und Maskentragens durchgehalten wird."

Im öffentlichen Nahverkehr sehe das allerdings bereits sehr gut aus, findet der Experte. Wenn es weiterhin so gut laufe, hält er eine schrittweise Öffnung schon im Mai, wie von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, durchaus für möglich:

"Wenn die epidemiologischen Zahlen weiter niedrig bleiben, beziehungsweise weiter abnehmen, kann über weitere Öffnungen nachgedacht werden. Also wegen der verzögerten Sichtbarkeit in zirka zehn bis 14 Tagen"

Maske tragen auch im Restaurant

Undenkbar ist es also nicht, dass wir in naher Zukunft wieder essen oder ein Bier trinken gehen könnten. Egal wie Wiedereröffnung von Gaststätten erfolgen wird: Es werden weiterhin gewisse Regeln einzuhalten sein, um einen erneuten Anstieg der pandemischen Welle zu vermeiden. So betont Ulrichs: "Es sollte klar sein, dass wann immer es geht, Masken getragen werden. Vor allem beim Personal sowie beim Zurücklegen von Wegen, zum Beispiel zur Toilette."

Bis es so weit ist und die Restaurants, Cafés und Bars wieder ihren Betrieb aufnehmen, rät der Experte bis dahin auf Außerhausbestellungen und Lieferungen zu setzen.

McDonald's stellt neues Sortiment vor: "Wir wollen unsere Gäste nicht erziehen"

Mit einem beherzten Satz springt Stefan Warweitzki über die roten Kordeln des abgesteckten Essensbereichs. Dahinter, fein säuberlich drapiert: Donuts und Muffins, Croissants und Franzbrötchen. Der Albtraum von Karl Lauterbach, das neue Frühstücks-Sortiment des Fast-Food-Riesen McDonalds. "Wir wollen das hier auf eine recht lockere Art machen", sagt Warweitzki. "Wir haben uns ziemlich viele Gedanken gemacht, was unseren Gästen besonders gut schmecken könnte."

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