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Postpartale Depression: 13 Frauen erzählen, wie sie nach der Geburt litten

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13 Frauen erzählen von ihrer Depression nach der Schwangerschaft

22.12.2018, 15:2221.05.2019, 17:21
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"Das Wunder der Geburt", "Mutterglück" – immer wieder hört man Beschönigungen wie diese. Dabei ist eine Geburt nicht nur eine körperliche, sondern auch geistige Herausforderung, die nicht unbedingt im Kreißsaal endet.

Denn nicht jede frischgebackene Mutter schwebt nach der Geburt auf Wolke 7, und viele leiden danach an der sogenannten Postpartalen Depression, auch bekannt als Wochenbettdepression. Das Problem: Viele Betroffenen schämen sich davor, sich und anderen ihre wahren Gefühle einzugestehen, wenn diese eben nicht mit dem perfekten Mutterglück mithalten können, das uns Hollywood und Co. vorgaukeln.

BuzzFeed hat seine Community dazu aufgerufen, zu erzählen, wie sich eine Postpartale Depression anfühlt. Einige dieser Stimmen möchten wir hier mit euch teilen, denn: Wer sich mit einem Problem allein fühlt, schweigt. Die folgenden 13 Frauen zeigen jedoch, dass man mit diesem Gefühl nie allein ist!

Was ist die Postpartale Depression?
Zwischen zehn und 15 Prozent aller Mütter entwickeln nach der Geburt diese depressive Erkrankung, die sich durch zahlreiche Symptome wie z. B. Desinteresse, Erschöpfung, Schlafstörungen und sogar Suizidgedanken äußern kann. Weil sie langfristige psychische Folgen sowohl für Mutter als auch Kind haben kann, muss sie therapeutisch behandelt werden. Anfällig sind vor allem Frauen mit vorhergehenden psychischen Erkrankungen. Mehr zu dem Thema gibt es im Ärzteblatt.
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Höre genau in dich rein.

"Während der Postpartalen Depression kümmerst du dich manchmal ganz normal um deinen Alltag und um das Baby, allerdings ohne jegliche Gefühle – völlig taub. Es kann dir also 'okay' gehen, aber du bist nicht mehr du selbst."

Bleib geduldig.

"Es kann JAHRE dauern. Ich fing erst an, Mutterglück zu empfinden, als mein Sohn zwei Jahre alt war."

Lass die Leute reden.

"Viele von uns fühlen sich schuldig und beschämt, weil die Gesellschaft von uns Frauen erwartet, dass wir überglücklich darüber sind, Mütter zu sein. In Wahrheit verlierst du aber, wenn du Mutter wirst, eine Schicht deiner Identität und musst schnell eine neue aufbauen. Und manchmal bleibt diese liebende-euphorische-Muttergöttin-Ebene nicht direkt hängen."
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Höre auch auf deinen Körper.

"Es kann sich auch als körperlicher Schmerz äußern. Ich fuhr in die Notaufnahme, weil ich starke Brust- und Rückenschmerzen hatte, wo man mir sagte, das seien eigentlich Postpartale Depressionen und innere Unruhe."

Achte auch schon während der Schwangerschaft auf deine Gefühle.

"Manchmal passiert es auch während der Schwangerschaft. Die Antepartale Depression ist weniger bekannt, aber viele Frauen machen das durch – so wie ich. Ich fühlte mich während der Schwangerschaft am schlechtesten, versteckte es aber vor allen, um den Eindruck zu bewahren, die Schwangerschaft sei ein Segen und eine glückliche Zeit."

Mit echtem Hass hat das nichts zu tun.

"Die Schwangerschaft zu hassen heißt nicht, dass wir unsere Babys hassen, und depressiv zu sein, heißt nicht, dass wir es hassen, Mütter zu sein. Manchmal ist das einfach Chemie."
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Suche dir jemanden, der dich ernst nimmt.

"Was mich am meisten überraschte, war, wie gern die Leute so taten, als hätte ich keine PPD – obwohl ich wortwörtlich das Bedürfnis verspürte, mein Baby aus dem Fenster zu werfen, wenn sie nicht aufhörte zu weinen. Ihr Leugnen gab mir das Gefühl, ich könnte weder darüber reden noch um Hilfe bitten. Gott sei Dank glaubte mir mein Mann und unterstützte mich dabei, mir die Hilfe zu holen, die ich brauchte, um die Mutter zu sein, die meine Tochter verdiente."

Fühl dich nicht ausgeschlossen.

"Ich habe es nicht mal bemerkt, bis ich nicht mehr lächeln oder mich an Gesprächen über mein Baby beteiligen konnte. Alle anderen freuten sich, aber ich konnte mich da nicht anschließen."

Trauere nicht der Vergangenheit hinterher.

"Es bricht mir das Herz, jetzt, während mein Kind aufwächst, zu wissen, dass wir am Anfang so viel Bindungszeit verpasst haben. Ich habe das Gefühl, durchgehend sicherstellen zu müssen, dass er weiß, dass ich ihn liebe. Diese sechs Monate der Postpartalen Depression werden mich für den Rest meines Lebens verfolgen."
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Halte die Augen danach offen – auch später.

"Es passiert nicht immer sofort. Ich dachte, das sei an mir vorübergegangen, bis mein Baby etwa sechs Monate alt war... und es mich wie ein Güterzug erwischte."

Du bist nicht "kaputt".

"Postpartale Depression fühlt sich an, als wärst du auf einer Seite einer Glaswand und würdest dein Kind durch die Scheibe sehen – du willst unbedingt mit ihm in Verbindung treten, kannst es aber einfach nicht. Diejenigen von uns, die ununterbrochen so empfinden, haben das Gefühl, sie seien kaputt – als Mütter und als Frauen."

Angst ist völlig normal.

"Ich hatte das Bedürfnis, in mein Auto zu steigen, von meiner Familie wegzufahren und nie wieder zurückzukommen. Und es jagte mir eine Höllenangst ein."
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Und vor allem: Schäm dich nicht!

"Schäme dich nicht dafür, das zu tun, was du für dich und dein Kind für das Beste hältst. Ich beschloss, eine 'Teilzeit-Mutter' zu werden und mein Kind für ein paar Monate bei einer sehr vertrauenswürdigen Freundin leben zu lassen. Ich wusste, dass ich nicht dazu imstande war, mich um ihn zu kümmern, also schränkte ich seine Nächte mit mir so lange ein, bis ich meine Depression unter Kontrolle hatte."
Kurz gesagt: Bitte hol dir Hilfe, wenn du sie brauchst – denn du bist nie allein! 💖
Früher Ärztin, heute Peloton-Trainerin: "Wenn ich nerve, war der Schweinehund zu groß"

Charlotte Weidenbach ist Ärztin – und hat sich nach dem Medizinstudium für einen ungewöhnlichen Karriereweg entschieden: Sie steht nicht als Frau Dr. Weidenbach in einer Klinik, sondern ist Fitnesstrainerin vor der Kamera.

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