Was braucht ein gutes Rapalbum? Ein Geheimrezept gibt es da nicht. Ganz grundsätzlich ist das sowieso eine Geschmacksfrage.
Im Prinzip ist es so wie beim Kochen: Egal, ob man jetzt Pasta, Schnitzel oder Curry zubereiten will – man braucht Elementares. Salz, Fett, Zucker, Säure, Hitze. Damit das Essen nach etwas schmeckt.
Übertragen auf Rapalben würde das in etwa heißen: Ein Battletrack (Säure); ein Track über (gute/miese) alte Zeiten (Fett); einen, auf dem man protzt (Salz); einen tanzbaren (Hitze); und einen tiefgründigen, "deepen" Track, auf dem man über Liebe oder irgendwas Sozialkritisches rappt (Zucker) = fünf Grundzutaten, die, sparsam übers Album verteilt, eine harmonische Platte ergeben.
Capital Bra so: Was für sparsam? – Der Bra knallt einfach in fast jeden Song alles zusammen und haut eine ordentliche Prise Autotune-Lelelelele-Glutamat obendrauf. Entsprechend schwer liegt "CB6" nach dem Genuss im Magen.
Das Outro "Für uns" leistet da etwas Widerstand. Nummer 18, der letzte Track, ist anders. Er hebt sich vom Einheitsbrei ab, ist quasi das Dessert – und da haut nicht mal Capital Bra Glutamat rein. Lediglich: Zucker, Zucker, Zucker. Und, wie jeder weiß, passt was Süßes immer noch rein. Deswegen lohnt nach 17 Tracks Fertigfraß ein Biss in die süße Nachspeise.
"Für uns" beginnt erstmal mit "Na na na nanana, na na na nanana!" und Glockenspiel – hier scheint es aber eher als Puderzucker gemeint zu sein, nicht als Geschmacksverstärker. Das Lied kommt ganz ohne Beleidigungen aus, der Bra zeigt seine sanfte Seite. Die einzige Droge, die in "Für uns" vorkommt, ist der Alkohol – und das auch nur, um zu sagen, dass damit jetzt Schluss sei:
Der Track "Für uns" ist der Mutter seiner Kinder gewidmet, die immer für ihn da war und ist, auch in schweren Zeiten. Und zwar nicht wegen "Para oder Blitzlicht".
Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte "CB6" lieber von hinten nach vorne (oder nur "Für uns") hören. Aber grundsätzlich gilt natürlich: Alles eine Frage des Geschmacks...
(as)