Wäs soll eïgentlich däs mit dëm Umlaüt in Mötley Crüe und Co.?
Das, verehrte Leserschaft, ist Lemmy's Erklärung dafür, weshalb Motörhead sich mit einem Umlaut über dem zweiten 'o' schreibt. Will heißen: Nein, dem Heavy-Metal-Umlaut haftet keinerlei tiefere Bedeutung an. Zudem hat er auch keinerlei Bedeutung bezüglich der (meist englischen) Aussprache.
Er ist bloß graphischer Schnickschnack für Bands, die einen auf harte Siechen machen, weil man mit dem deutschsprachigen Branding auf das vermeintlich Kriegerische an der germanischen Kultur anspielen will. Beispiele gefällig?
Gut, das wissen wir jetzt. Lemmys Faible für Umlaute zeigte sich auch noch in seinen anderen Musikprojekten. Das stand auf der Rückseite des 1971er Albums "In Search of Space" der englischen Band Hawkwind, der Lemmy im gleichen Jahr beitrat:
Aber der Bandname an sich besaß keinen Umlaut. Dieser hingegen schon:
Zwar eine deutsche Band, für die Umlaute also zum normalen Sprachgebrauch gehören. Dafür hat "Düül" keine richtige Bedeutung. Der "Amon"-Teil ist nach einem ägyptischen Gott benannt.
Der erste Bandname aus einem nicht-deutschsprachigen Kulturraum war wohl:
Die Band, die manche vielleicht durch den "More Cowbell!"-Sketch mit Will Ferrell und Christopher Walken aus der Comedy-Show "Saturday Night Live" kennen, war wohl die erste Band aus dem angelsächsischen Raum mit Umlaut. Wie es dazu kam?
Nun, es ist unklar, ob der Gitarrist Allen Lanier oder der Produzent und Manager Sandy Pearlman die Idee hatte, es besteht aber Konsens, dass damit auf die "wagnerianischen Aspekte der Musik hingewiesen werden sollte".
Diese Hardcore-Pioniere benannten sich nach dem Memory-Brettspiel Hūsker Dū?, wobei sie die dänischen Makron-Überstriche ("Hūsker Dū?" bedeutet auf dänisch "Erinnerst du dich?") mit deutschen Umlauten ersetzten.
O-Ton von Leadsänger Vince Neil: "Ich kann mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Wir tranken Löwenbräu, und so kamen wir auf die Idee ein paar Umlaute auf unseren Bandnamen zu setzen. Wir dachten, es würde uns europäisch aussehen lassen. Wir hatten keine Ahnung, dass es eine andere Aussprache war. Als wir nach Deutschland kamen, sangen die Zuschauer 'Moetley Crueh! Moetley Crueh!' – und wir wussten nicht, warum."
Ursprünglich wollte diese Band aus Washington Queensreich heißen, doch man besann sich eines Besseren, nachdem jemand anmerkte, dass man ihnen damit Sympathien zum Dritten Reich unterstellen könnte. Der Wechsel zum Umlaut über dem 'y' barg aber weitere Probleme: "Es verfolgt uns seit Anbeginn", so Frontmann Geoff Tate, "wir haben elf Jahre lang versucht zu erklären, wie man es ausspricht."
Schneewittchen? F*** YOU – das ist Thrash-Metal aus Chicago!
The Accüsed ist eine US-amerikanische Hardcore-Punk-Band aus Washington. Ihren Stil bezeichnete die Band selbst als "Splatter Rock", verdeutlicht durch das Zombie-Maskottchen Martha Splatterhead, das auf jedem Album-Cover zu bewundern ist.
Die selbsternannte "schlechteste Band der Welt" begann als Green Jellö, bevor eine Klage von Kraft Foods (Inhaber der Marke Jell-O) sie dazu zwang, den Namen zu ändern.
So die Erklärung von Sänger David St. Hubbins. Die Gitarrenverstärker gehen bis 11, so ist es nur logisch, dass auch der Bandname Next Level Shit ist, die nicht nur einen Umlaut über dem 'n' beinhaltet, sondern gar ein kleingeschriebenes 'i' ohne i-Punkt!
David St. Hubbins ist in Wahrheit übrigens der Schauspieler Michael McKean und die Band ein Fabrikat für den als Doku getarnten Comedy-Film "This Is Spın̈al Tap" von 1984.
Okay, Konzentration bitte! Diese kinderfreundliche finnische Heavy-Metal-Cover-Band hat sowohl einen Metal-Umlaut als auch einen normalen finnischen Sprachumlaut. "Jyrinä" ist die korrekte finnische Schreibweise und "Moottörin" ist die korrekte Metal-Schreibweise. Yay.
So ziemlich alle Musikkritiker verwiesen beim Albumdebut auf die "augenzwinkernde Verwendung von Umlauten im Bandnamen" dieser 2012 gegründeten Londoner Hardcore-Band. Damit darf man davon ausgehen, dass die nicht-ironische Verwendung vom Heavy-Metal-Umlauten endgültig passé ist.