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10 Lektionen, die ich in meinen Zwanzigern gelernt habe

Heute geht es journalistisch mal wieder um ALLES.
29.04.2018, 16:3214.08.2018, 10:53
Bianca Xenia Jankovska
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Die meisten Artikeleinleitungen sind total umsonst, deshalb steige ich selbst beim Lesen immer erst irgendwo in der Mitte ein. Als Journalistin gehört das "Überscrollen" zur Berufsneurose. Du darfst natürlich anfangen, wo du willst. Auch so eine Lektion: Hör auf dein Bauchgefühl. Aber jetzt wirklich: Es geht los!

"Fingerfood" ist kein Synonym für "Abendessen"

Ich weiß, Clarissa. Natürlich ist es verlockend, dir das Geld für die Fertigpizza an einem Donnerstagabend zu sparen, wenn du ohnehin vor hast auf eine "hippe Vernissage" mit "Fingerfood" zu gehen.

Aber lass dir eins gesagt sein: Erstens werden die Häppchen, auf die sich dein zusammengezogener Magen seit 15 Uhr freut, erst gegen 21.30 Uhr serviert. Zweitens wirst du von all den Menschen blöd angeschaut werden, die du eigentlich beeindrucken wolltest, während du dir das dritte Mini-Brötchen Beef-Tatare in den Mund stopfst und die Reste "unauffällig" in einer Serviette versteckst.

Du nach der fancy Vernissage:

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Bild: giphy

Ernsthaft. Fingerfood ersetzt kein Abendessen und eignet sich außerdem semi-gut als Unterlage für das Vodka-Soda-Besäufnis, das dich eventuell noch später erwartet, um an ein unbezahltes Praktikum zu kommen.

PS: Nimm es nicht an. Du wirst es bereuen.

Wer mit Ende 20 keine Zigaretten rollen kann, hat sein Leben verpasst

Erwischt! Ich selbst war bis zu meinem 25. Geburtstag diese Person, die sich ihre Ofen immer von dem Typen rollen ließ, mit dem sie gerade ins Bett stieg. Irgendwann war das Verlangen nach Eskapismus dann doch größer als die Sehnsucht nach Gian – und so habe ich als Nichtraucherin auf meine alten Tage gelernt, mir meine Würde mit selbstgedrehten Zigaretten zu bewahren.

Seither gehöre ich auf Partys zu den Menschen, die sich selbst helfen und nicht wie kleine Kinder auf den Moment warten müssen, bis der Mann mit dem, ... äh sorry, der Weihnachtsmann kommt. Ein großartiges Gefühl.

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WikiHow bringt dir alles bei. Auch Zigis rollen.Bild: giphy

Die richtige Entscheidung ist die, die man fällt, während man gerade heulend die falsche lebt

Für diese Anekdote muss ich immer an Rose DeWitt Bukater denken, die – von außen betrachtet – das perfekte Leben als Aristokratin mit fancy Dinnern und handsome Ehemann führte, und sich doch am ersten Abend liebend gerne von der Titanic gestürzt hätte.

Wenn ich eines über dieses Glücklichsein gelernt habe, dann, dass sich die meisten Menschen nicht jahrelang konträr zu ihrer inneren Haltung und charakterlichen Neigung verhalten können, ohne depressiv zu werden. Niemand sollte mit jemanden zusammenbleiben, weil es good on paper wirkt. Vielleicht sieht die Realität, die zu dir passt anders aus als das Bild, das du dir auf Instagram zusammengeschustert hast. Wusste schon Charlotte aus "Sex and the City".

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Kann passieren, muss es aber nicht.Bild: giphy

Gilt übrigens auch für den Job.

Schlechte Bücher zu Ende zu lesen ist wie Balsamico am Tellerrand: unnötig

Mein Gott, wie oft habe ich versucht, Dostojewskis "Schuld und Sühne" fertig zu bekommen – um dann doch immer an denselben Stellen einzuschlafen. Ich bin kein Fan von ewigen Landschaftsbeschreibungen (das Parfüm, anyone?) und dergleichen. Ich möchte Tempo, ich möchte Witz, ich möchte eine Geschichte, die mich fesselt – und nicht zig Nebencharaktere, die mich mit ihren Einzelschicksalen mehr verwirren als anregen.

Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Vielleicht.

Und doch spare ich mir seit dieser Erkenntnis jedes Jahr viele Stunden, die ich auch mit etwas Sinnvollerem verbringen könnte. Diesem Internet, zum Beispiel. Wo wir schon beim nächsten Punkt wären.

Sorry, aber niemand liest jemals "irgendetwas später"

"Danke für die Empfehlung, das lese ich gleich, wenn ich Zuhause bin" ist dicht gefolgt vom Christkind die wohl größte Lüge der Menschheitsgeschichte.

Niemand hat zuhause jemals das gelesen, was ihm irgendjemand kurz vor der Verabschiedung am Bahnhof entgegengeschrien hat.

Menschen lesen so und so schon viel zu wenig, sie werden sich also nicht auch noch mit dem unnötigen Kram auseinandersetzen, den du für wichtig empfunden hast. Deal with it. Menschen sind ignorant. Auch die eigenen Freunde.

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"Keine Zeit was zu lesen, muss scrollen."Bild: giphy

Freundschaft ist das, was übrig bleibt, nachdem man sich angeschrien hat

Eines der größten Probleme unserer Zeit ist – neben Trumps Präsidentschaft und der aktuellen österreichischen Regierung – der Irrglaube, Freundschaft wäre nur dann gut, wenn man sich bis ins späte Erwachsenenalter die Bewunderung eines ersten Flirts bewahrt.

Ich sage: Wer vor dem Feedback seiner engsten Mitmenschen davonrennt, sollte nicht von Freundschaft sprechen – und sich lieber einen Fanclub oder ein paar Likes bei Facebook kaufen. Da kann man dann auch sicher sein, dass in einem Konflikt nichts zurückkommt, was das eigene Ego angreifen könnte.

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Was mit dem Ego von manchen Menschen passiert, wenn man sie zu sehr "liked".Bild: giphy

Wenn du drei Tage nach einer wichtigen Nachricht noch immer nichts von der Person gehört hast, ist es vorbei

Und wer mit 28 immer noch besoffene SMS schreibt, hat ein Problem.

Tu es nicht. Wirklich nicht. Nie mehr. Auch nicht, wenn es Alex ist. Es gibt nichts Schlimmeres, als am Morgen danach als Erstes zu checken, wem man in einem nostalgischen Moment seine nicht vorhandene Liebe gestanden hat. (Außer: die Person neben sich zu fragen, wie sie heißt.)

Therapie ist wie besoffen einen Seelenstriptease vor dem Chef hinlegen, ohne hinterher gefeuert zu werden

Wer in seinen Zwanzigern keine Therapie machen musste, werfe das erste Benzo.

Es gibt keinen guten Zeitpunkt um a) Schluss zu machen b) schwanger zu werden und c) sich die Fingernägel zu lackieren

Hab ich alles selbst überprüft (also bis auf b) – aber drei Jahre sind ja noch eine ganze Weile, oder? Rund um Weihnachten stehen die Feiertage und Neujahr bevor, im Sommer ist schon Urlaub in Ibiza gebucht und im Herbst fangen immer so lästige Dinge wie neue Arbeitsverträge und Vorlesungen an.

Überhaupt werden sie viel zu schnell erwachsen.

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Bild: giphy

Außerdem ist der Zeitraum, den mein Nagellack zum Trocknen braucht exakt der, in dem ich dazu verleitet werde "trotzdem kurz" in die Chipstüte zu greifen, nur um danach fünfzehn weitere Minuten mit dem Ab- und wieder Anlackieren des kleinen Fingernagels zu verschwenden. Die Lektion? Was muss, das muss. Ohne Rücksicht auf die bevorstehenden Schmerzen.

Manchmal muss man seine eigene Mama sein (wenn die richtige zu weit weg wohnt)

Wieso ist dieses Leben eigentlich ein Vollzeitjob? Kaum hat man eingekauft, muss das Zeug eingeräumt und verarbeitet werden, und sobald die selbstgemachten, wässrigen Spinatknödel endlich aus dem Wasser kommen und mit Champignons-Rahmsauce verspeist werden, kann man sich schon wieder hinstellen und den ganzen Spass abwaschen. Und dann ist das Bett nicht mal frisch bezogen!

Du auf dem Weg zu einem «richtigen» Erwachsenen:

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Bild: giphy

Es kann ganz schön nerven, seine eigene Mama zu sein, weil das nicht nur Hausarbeit, sondern auch ganz viel gutes Zureden bedeutet. Wenn der Auftraggeber mal wieder in der letzten Sekunde absagt wie das Tinder-Date vom Vorabend, zum Beispiel. Eines könnt ihr mir glauben: nichts ist so anstrengend, wie sich selbst beim Phrasendreschen zuzuhören.  

Deshalb produziere ich auch keine Podcasts.

Darauf einen Wein. Doch!

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