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19.10.2018, 09:5119.10.2018, 12:28
Es gibt einen Moment in der Bühnen-Show von
Stefan Raab, da wühlt er in einer Kiste. "Wir haben natürlich im
Keller noch alten Kram von früher", erklärt er. Es kommen dann unter
anderem zum Vorschein: Eine "Wok-WM"-Mütze, ein "TV
total"-Kugelschreiber, ein "Schlag den Raab"-T-Shirt. Raab drückt all
das nach und nach einer jungen Frau aus dem Publikum in die Hand, die
ihm gerade bei einer Show-Nummer geholfen hat. Es ist als Dankeschön
gedacht. "Das sind alles so Sachen, die gibt's nicht mehr",
verklickert er ihr. "Deswegen haben die so einen hohen Wert."
Bis vor drei Jahren wären all diese Dinge tatsächlich noch als
simple Fan-Artikel durchgegangen. Nun, an diesem Donnerstagabend in
der Kölner Lanxess Arena, sind es fast schon Antiquitäten. Und ihr
Schöpfer holt sie selbst noch mal aus dem Keller der Geschichte und
hält sie in das grelle Bühnenlicht.
Fast drei Jahre ist es her, dass sich Raab - für viele ziemlich
überraschend - vom Fernsehbildschirm verabschiedete. "TV total", "Schlag den Raab", "Wok-WM", das "TV total Turmspringen", all seine
Shows ließ er hinter sich und öffentlich trat er kaum noch in
Erscheinung. Umso überraschender war es, als "Stefan Raab live!" angekündigt wurde, eine neue Show. Im Fernsehen sollte sie nicht zu
sehen sein, wohl aber vor mehr als 14.000 Menschen in Raabs Heimat
Köln – als Arena-Show. Man kann es Bühnen-Comeback nennen.
Was dort genau passiert? Lange ein Geheimnis. Am Donnerstag wird
es gelüftet. Es dauert keine drei Sekunden, da ist das alte
Raabiversum wieder vereint. Raabs ewiger "Show-Praktikant" Elton (47)
kommt auf die Bühne und kündigt seinen alten Meister an: "Oh mein
Gott, es gibt ihn wirklich noch!" Raab wiederum hat sich optisch kaum
verändert, abgesehen davon, dass er nicht mehr Jeans und Hemd trägt
wie früher meist, sondern - ganz der gesetzte Entertainer - Anzug und
Krawatte. Er eröffnet die Show mit seinem Gaga-Lied "Wadde hadde
dudde da?", das er im Jahr 2000 beim Eurovision Song Contest sang.
Es ist eine Art persönliche Werkschau, die Raab für den Abend
vorbereitet hat - vor allem eine musikalische. Kaum ein Hit von ihm
wird übergangen: "Hier kommt die Maus", "Wir kiffen", sogar die gute
alte Regina Zindler feiert eine Auferstehung. Aus ihrem in einer
Gerichtssendung gesprochenen Wort "Maschendrahtzaun" hatte Raab einst
einen Nummer-eins-Hit komponiert. Man schrieb das Jahr 1999.
Dazwischen streut Raab Witze ein, die man sich genau so auch in
einer Ausgabe von "TV total" hätte vorstellen können. "Wo sind die
Hände?", fragt Raab das Publikum und will dann ein "An den Armen!" hören. Seinen Keyboarder fordert er auf, seinen recht prächtigen
Bauch zu zeigen.
Ab und zu blitzt auch der Raab von ganz früher
durch, der als provozierendes TV-Schreckgespenst durch Sendungen bei
Viva sprang. Sein Bassist etwa kommt aus dem Hunsrück. Raab: "Hunsrück, oder wie wir sagen: Wo Papi und Mami noch Geschwister
sind."
Welchen Stellenwert Raab in der Branche immer noch besitzt, lässt
sich an der Gästeliste ablesen, die immer länger wird. Mit Komikerin
Carolin Kebekus (38) singt er eine Version von "Atemlos durch die
Nacht", Rapper Sido (37) überredet er, aus den Zuschauerrängen auf
die Bühne zu kommen - und mit Komiker Luke Mockridge (29) trällert er
ein albernes Musical. Natürlich sind auch seine beiden musikalischen
Schützlinge Max Mutzke (37) und Stefanie Heinzmann gekommen. Zum
Schluss kommen dann dann auch noch die Toten Hosen, um mit Raab (51) ihren Hit "Bonny & Clyde" zu singen.
Einfach so, ohne große Gags.
Kurzum: Es fühlt sich so an, als habe es die Jahre, in denen Raab
weg war, nicht gegeben. Er macht einfach dort weiter, wo er aufgehört
hat, nur eben nicht im Fernsehen. Er lässt an dem Abend auch
weitgehend offen, was er die ganze Zeit so gemacht hat. Außer, dass
er im vergangenen Jahr bei einem Konzert von Elton John gewesen sei.
Was man ihm anmerkt, ist ein gewisser Enthusiasmus. "Ich könnte
noch stundenlang weitermachen" sagt Raab, ganz zum Schluss der Show,
in der er keine Pause gemacht hat. Er wird noch mindestens zweimal
wiederkommen. Im November und Dezember gibt es noch zwei
Shows.
(pb/dpa)
Rassismus findet sich in unserem Alltag überall – auch in Büchern. People of Color werden seltener in Büchern abgebildet, sowohl als Charaktere als auch im Bild. Oft nehmen sie dann auch nur eine Nebenrolle ein, werden als "die Anderen" gesehen und bekommen klischeehafte Rollen zugewiesen.