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"Ich möchte nicht mit Greta tauschen": Doku begleitet Aktivistin Luisa Neubauer

Am sechsten globalen Klimastreik haben sich am Freitag 25.09.2020 in Berlin mehrere tausend vor allem junge Menschen beteiligt. Foto: Fridays for Future -Sprecherin Luisa Neubauer Unter dem Motto Kein ...
Für viele ist Luisa Neubauer die "deutsche Greta" – doch das möchte die Geografie-Studentin eigentlich nicht sein.Bild: www.imago-images.de / Rolf Zoellner
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"Ich möchte nicht mit Greta tauschen": Neue Doku zeigt Leben von Luisa Neubauer

03.11.2020, 12:3229.12.2020, 13:31
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Es ist der Tag vor der Europawahl im vergangenen Jahr. Aktivistinnen und Aktivisten aus zehn Ländern haben den Vorplatz des Europaparlaments in Brüssel besetzt. Mitten unter ihnen: Luisa Neubauer. Die Geografie-Studentin verhandelt mit dem Bürgermeister, ob und wie lange die Aktivisten bleiben dürfen, ruft besorgte Eltern an, deren Kinder sich heimlich der Aktion in Belgien angeschlossen haben. "Ich hoffe, dass Clara zu Hause nichts zu befürchten hat, dass sie das mit uns macht", sagt sie in den Telefonhörer. Eine Kamera fängt die Szene ein.

Nachdem im vergangenen Monat eine Dokumentation über die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ins Kino kam, zeigt 3sat nun einen Dokumentarfilm über Luisa Neubauer, das deutsche Gesicht der Fridays-for-Future-Bewegung. "Luisa" fängt die ersten, noch etwas unsicheren Auftritte bei Demonstrationen ein, bei denen Neubauer von Reportern gefragt wird, wie denn nochmal ihr Name ist und wie diese Organisation heißt, der sie angehört. Und Treffen mit Emmanuel Macron und anderen Staatschefs, bei denen längst schon jeder Neubauer und FFF kennt.

"Das muss furchtbar sein"

Inzwischen steht in Deutschland kaum jemand so sehr für Fridays for Future wie die Geografiestudentin, die mitunter als die "deutsche Greta" betitelt wird. Trotzdem: "Ich möchte nicht mit Greta tauschen, das muss furchtbar sein, was sie erlebt hat", sagt Neubauer auf die Frage eines Reporters, ob sie eine ähnliche Rolle einnehmen möchte wie die schwedische Klimaaktivistin – die mit ihrer plötzlichen Bekanntheit auch viel Kritik und Häme einstecken musste.

"Was Greta und mich unterscheidet, ist doch signifikant", sagt Neubauer später in einem Radio-Interview. "Greta bringt große Antworten raus und wir in Deutschland organisieren eine soziale Bewegung, was viel mit sozialen Dynamiken und Organisationen zu tun hat."

Dass Neubauer längst nicht mehr nur ein kleiner Teil dieser Organisation ist und ihr nicht jeder diesen Ruhm gönnt, wird am Rande eines Treffens mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und anderen EU Staatschefs sichtbar. "Die deutsche Delegation hasst mich wahrscheinlich", sagt Neubauer grübelnd, als sie auf die Politiker wartet, während die anderen Demonstranten hinter Absperrgittern auf dem Boden kauern.

Wenig private Einblicke

Im Gegensatz zu der kürzlich erschienen Dokumentation über Thunberg, die die Klimaaktivistin ganz privat zeigt, zu Hause im Kreis ihrer Familie, weinend am Rande eines Zusammenbruchs im Segelboot auf dem Atlantischen Ozean, als introvertierte Schülerin beim allerersten Streik vor dem schwedischen Parlament, erfährt man in der Dokumentation wenig Privates über Neubauer. Stattdessen sieht man die Studentin von Interview zu Interview hetzen, in Talkshows sitzen, auf Veranstaltungen von Menschen umzingelt werden, die auch ein Stück von Luisa haben wollen, und sei es nur eine Frage, nur ein Foto. Längst hat die Klimaaktivistin ein Team, das Termine organisiert, an die nicht vorhandene Zeit erinnert, Anfragen auf ihrem Handy beantwortet.

Die Dokumentation von Romy Steyer im Rahmen der Doku-Reihe "Ab 18!" über die Lebenswelten junger Erwachsener zeigt alle Szenen unkommentiert. "Ungeschliffenen, rohen, lernenden Aktivismus", wie Neubauer selbst auf ihrer Instagram-Seite dazu schreibt. Der Film sei ein "sehr ehrliches Porträt".

Sie habe ihm zugestimmt, "weil ich die großen Streiks, die Schlagzeilen, den gesellschaftlichen Wandel herunterbrechen und als das zeigen möchte, was es im Kern ist: Menschen wie du und ich, die zusammen kommen und bereit sind, alles zu geben. Weil jeder Menschen Teil davon sein kann."

(ftk)

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