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Rettung für tausende Tiere: Impfstoffboost aus Labor statt Hai-Leber hergestellt

Silhouettes of sharks underwater in ocean against bright light. 3D rendered illustration.
Der Corona-Impfstoff könnte 500.000 Haie das Leben kosten.Bild: iStockphoto / vchal
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Rettung für tausende Tiere: Impfstoffboost aus Hefe statt aus Hai-Leber hergestellt

15.10.2020, 13:57
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Squalen (mit Betonung auf der letzten Silbe) ist ein natürlicher Stoff, der zur Effektivitätssteigerung von Impfstoffen verwendet wird – auch bei einem Corona-Impfstoff könnte er zum Einsatz kommen. Die Hauptressource des begehrten Öls war bisher die Leber von Tiefseehaien, jetzt haben österreichische Forscher die Substanz erstmals biosynthetisch in Backhefe erzeugt.

Wissenschaftler des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) haben nun eine weitere, nachhaltige Möglichkeit vorgestellt: Das Squalen kann biosynthetisch in Backhefe hergestellt werden.

Wie das genau funktioniert? Da Squalen ein natürliches Stoffwechselprodukt von Hefen ist, ließ sich ein Hefestamm konstruieren, in dessen Zellen der entsprechende Stoffwechselweg "angekurbelt" wurde, sodass die Squalenproduktion anstieg. Gleichzeitig gelang es, die Synthese anderer zellulärer Fettverbindungen zu unterdrücken. Dadurch ist das von den Hefezellen gebildete Squalen besonders rein. Eine Analyse ergab: Das Hefezellen-Squalen stimmt in seiner Struktur mit dem Squalen aus Fischöl überein und kann damit das herkömmliche Squalen ersetzen. Dadurch können potenziell Millionen von Tiefseehaien gerettet und die Umwelt geschont werden.

Jährlich werden bislang nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen etwa 3.000.000 Haie pro Jahr zur Gewinnung von Squalen für die Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsergänzungsmittelindustrie getötet. Sollte das Liquid auch in der Impfstoff-Herstellung gegen das Coronavirus Verwendung finden, befürchtet die Organisation Shark Allies, dass etwa 250.000 Haie sterben müssen, wenn jede Person auf der Welt eine Impfstoffdosis mit Squalen-Adjuvans erhält. Bei einer doppelten Dosis seien es sogar eine halbe Million Tiere.

Mit einer Petition hat die NGO dafür plädiert, statt dem aus Haileber gewonnen Squalen solches aus natürlichen Rohstoffen zu verwenden. Viele Haiarten seien bereits vom Aussterben bedroht und die Haipopulation könne einer Ausbeutung dieser Größe nicht standhalten.

Pflanzliche Alternativen gibt es – Squalen kommt in fast allen höheren Organismen vor, darunter auch in Pflanzen wie Zuckerrohr und Amarant. Die Herstellung ist allerdings so teuer, dass trotzdem fast ausschließlich der tierische Stoff verwendet wird. Die neue Herstellungsmethode aus Backhefe könnte das ändern.

(sb)

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