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Naturkosmetik-Test: Günstige Gesichtscremes überzeugen

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Teurer bedeutet nicht besser – das gilt zumindest für die getesteten Gesichtscremes.Bild: iStockphoto / LightFieldStudios
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Naturkosmetik-Test: Günstige Gesichtscremes überzeugen

26.08.2020, 16:5228.09.2020, 13:37
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Naturkosmetik boomt: In Drogerien und Onlineshops werden immer mehr Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen angeboten. Die sollen schonender für die Umwelt sein – und für die Haut.

Doch nicht überall wo "Nature" oder "Natural" draufsteht, muss auch Natur drin sein – denn der Begriff Naturkosmetik an sich ist in Deutschland nicht geschützt. Allerdings gibt es auch zertifizierte Naturkosmetik-Siegel. Um diese zu erhalten, müssen Hersteller in der Regel auf synthetische Konservierungsmittel, Farb- oder Duftstoffe und Gentechnik verzichten.

Was also steckt tatsächlich in Naturprodukten – und wie pflegen sie im Vergleich zu konventionellen Gesichtscremes?

Stiftung Warentest hat sich das genauer angeschaut und dazu 14 Gesichtscremes untersucht, darunter neun zertifizierte Naturkosmetikprodukte und fünf konventionelle, aber "naturnahe" Cremes (Zeitschrift "test", Ausgabe 9/20). Das Ergebnis: Acht Produkte bekamen die Note "Gut", vier die Bewertung "Befriedigend" und zwei "Mangelhaft".

Testsieger wurde die "Natural Balance feuchtigkeitsspendende Tagespflege" von Nivea mit der Note 1,9 (12 Euro pro 100 ml). Ein Naturkosmetiksiegel hat die Creme nicht, weil diverse synthetische Stoffe enthalten sind, die in zertifizierter Naturkosmetik verboten sind. Schlecht für die Haut sind diese Stoffe zwar nicht, sie sind aber teilweise schwer in der Natur abbaubar.

Auf Platz zwei folgen im Test dann aber punktgleich drei Cremes mit dem Natrue-Siegel: das "Alviana Feuchtig­keits­fluid" (11,70 Euro pro 100 ml), "dm AlverdeAqua Hyaluron" (5,70 Euro) und die "Ross­mann AlterraHydro Tages­creme" (6,60 Euro). Die Cremes, die bei Müller, Rossmann und dm in den Regalen stehen zeigen, dass gute Naturkosmetik nicht teuer sein muss.

Zwei Cremes fallen durch

Weniger gut bei den Testern von Stiftung Warentest kamen zwei Cremes an, die mit der Note "mangelhaft" abgestraft wurden: die "Skin Drink Gesichtscreme" von Lush aufseiten der konventionellen Cremes und die "Organics Sensitive Care Jeunesse Day Cream" von Provida aus der Riege der Naturkosmetik. Der Kritikpunkt: Die Cremes sind nicht ausreichend konserviert und kommen deshalb nicht mit den im Labor eingesetzten Keimen klar. Zudem gibt es nur lückenhafte Belege für die Herkunft von Bio-Inhaltsstoffen.

Übrigens schneiden im Test die teureren Produkte schlechter ab als die günstigen. Die durchgefallenen Cremes von Lush und Provida rangieren mit 52 beziehungsweise 35 Euro pro 100 ml im oberen Preissegment. Und die teuerste der untersuchten Cremes ("Douglas Kora OrganicsSoothing Moisturizer", 96 Euro pro 100 ml) landet auf dem drittletzten Platz.

Siegel schaffen Klarheit

Insgesamt zeigt die Analyse der Warentester: Die zertifizierten Cremes enthielten tatsächlich überwiegend Stoffe natürlichen Ursprungs. Gleichzeitig konnten sie bei der Pflege und Anwendung mit den konventionellen Produkten mithalten. Sie spendeten also Feuchtigkeit, zogen gut ein, und machten die Haut geschmeidig – obwohl sie auf erdölbasierte Emulgatoren, die für ein gutes Hautgefühl sorgen, verzichteten.

Interessant: Auch die konventionellen Produkte enthielten im Test hohe Naturstoffanteile. Bei einigen fanden die Tester aber auch synthetische Emulgatoren oder lösliche, erdölbasierte Kunststoffe. Kritische Duftstoffe wurden in keiner der Cremes gefunden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, und Wert auf Stoffe mit überwiegend natürlichen Ursprungs legt, sollte sich an den Siegeln orientieren – etwa von Natrue oder Cosmos. Solch zertifizierte Produkte verwenden möglichst Naturstoffe, die chemisch unverändert oder nur leicht modifiziert sind. Natrue unterscheidet dabei zwischen drei Stufen: Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bioanteil sowie Biokosmetik. 75 Prozent der Produkte einer Kosmetiklinie müssen diese Kriterien erfüllen, um das Siegel zu erhalten.

Etwas lockerer wird das beim Cosmos-Siegel von Ecocert und dem Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) gesehen. Hier gibt es das Siegel Cosmos Natural, für das Inhaltsstoffe nur zum Teil bio sein müssen, und Cosmos Organic – hier sind sie vorwiegend bio.

Was auch immer am Ende auf die Haut kommt: Gesichtspflege ist äußerst wichtig. "Die Gesichtshaut ist die Haut, die immer der Umwelt ausgesetzt ist", sagt Hautärztin Alice Martin bei "stern TV", "sowohl der Sonne als auch der Kälte, wir können sie nicht mit Kleidung bedecken". Die Hautärztin rät deshalb, schon in jungen Jahren mit der Pflege zu beginnen - und regelmäßig Sonnencreme zu benutzen. Denn die schützt nicht nur vor Hautkrebs, sondern mildert auch Falten.

(ftk)

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