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Bunte Republik Deutschland bekennt Farbe: Der Regenbogen ist allgegenwärtig

19.06.2021, Hessen, Hanau: Ein Regenbogen erscheint in einer Font
In der Diskussion um die Regenbogen-Beleuchtung des EM-Stadions in München bekennen viele Deutsche Farbe.Bild: dpa / Sebastian Gollnow
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Bunte Republik Deutschland bekennt Farbe: Der Regenbogen ist allgegenwärtig

23.06.2021, 17:06
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Die bunte Republik Deutschland hat Farbe bekannt: Da die Münchner EM-Arena rund um das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn am Mittwoch nicht als Regenbogen strahlen durfte, leuchtete eben vieles drumherum in den sechs Tönen. Die Regenbogenfarben waren allgegenwärtig - sogar auf dem Twitter-Account der viel gescholtenen Europäischen Fußball-Union (UEFA). Das Zeichen für Vielfalt und gegen finstere Tendenzen wurde in den Medien, den Sozialen Netzwerken und den Städten gesetzt - zur Freude der UEFA-Kritiker.

"Ich denke, dass sich die UEFA ein echtes Eigentor geschossen hat", kommentierte Dagmar Freitag bei Phoenix die fragwürdige Entscheidung, die eine massive Protestwelle ausgelöst hatte. Die Vorsitzende im Sportausschuss des Bundestages war der Ansicht, dass die UEFA die Folgen ihrer fragwürdigen Entscheidung nicht abgesehen hatte: "Beifall gab es ja eigentlich nur aus Ungarn."

Gegenreaktion in Ungarn geplant

Und dort wurde auch eine Gegenreaktion geplant. Da die Betreiber zahlreicher deutscher Stadien Regenbogen-Beleuchtung angekündigt hatten, wollten mehrere ungarische Vereine ihre Arenen in den Nationalfarben beleuchten. Gabor Kubatov, Präsident des größten Klubs Ferencvaros, rief die Vereine zu dieser Aktion über Facebook auf.

"Lasst uns alle Stadien rot-weiß-grün färben! Heimat vor allem!", schrieb Kubatov, der auch als Vize der Fidesz-Partei von Ministerpräsident Viktor Orban fungiert. Der Aktion wollten sich unter anderem MTK Budapest und DVSC Debrecen anschließen, deren Management ebenfalls mit Fidesz-Politikern in Verbindung steht.

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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat seine Reise zum Länderspiel in München abgesagt.Bild: ap / Laszlo Balogh

Umstrittenes Anti-Homo-Gesetz

Der Regenbogen-Protest, dem Orban mit einer Reise nach Brüssel aus dem Weg ging, richtet sich gegen die Politik der rechtsnationalen Regierung Ungarns und deren zuletzt verabschiedetes Gesetz gegen "Werbung" für Homosexualität. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kritisierte das Gesetz am Mittwoch als "Schande". Es diskriminiere Menschen "aufgrund ihrer sexuellen Orientierung" und verstoße gegen die "fundamentalen Werte der Europäischen Union".

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet wertete es deshalb als "ein starkes Signal, dass viele Städte und Stadien in NRW heute in Regenbogen-Farben leuchten". Für den CDU-Kanzlerkandidaten ist es "ein starkes Signal der Vielfalt".

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Diese Beleuchtung der Münchner Allianz Arena hat die UEFA fürs Spiel gegen Ungarn untersagt.Bild: augenklick/Martin Hangen / Frank Hoerman

Die UEFA hatte am Dienstag erklärt, dass die Münchner Arena nicht in Regenbogenfarben erstrahlen darf. Die UEFA sei "aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation", hieß es als Begründung vom Verband, dessen Präsident Aleksander Ceferin am Mittwoch den Beschluss verteidigte.

UEFA-Präsident: "Ich bin nicht homophob"

Seine Einlassung, wonach er eine bunte Münchner Arena mit "populistischen Aktionen" gleichsetzte, warf allerdings neue Fragen auf. "Sie wissen ganz genau, dass die UEFA keine homophobe Organisation ist. Und ich persönlich bin es natürlich auch nicht", sagte der Slowene der Welt: "Aber wir wollen bei populistischen Aktionen nicht benutzt werden, nur deswegen haben wir diese Entscheidung getroffen."

Der Münchner Stadtrat hatte zu diesem Zeitpunkt bereits alle geplanten Aktionen verabschiedet. In der Folge wurden unter anderem Regenbogenfahnen am Rathaus gehisst. "Die Stadt München steht für eine bunte, vielfältige und tolerante Gesellschaft", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Deshalb stellen wir uns an die Seite derjenigen Menschen, deren Recht auf eine freie Entfaltung der Persönlichkeit eingeschränkt wird."

Fußball: EM, Portugal - Deutschland, Vorrunde, Gruppe F, 2. Spieltag in der EM-Arena München. Deutschlands Torhüter Manuel Neuer ärgert sich nach dem Gegentor.
Manuel Neuer darf seine Regenbogenbinde beim Spiel gegen Ungarn tragen.Bild: dpa / Christian Charisius

Sorge bereiteten der Münchner Polizei derweil "rund 200 Angehörige von problematischeren Fanvereinigungen", die aus Ungarn erwartet wurden. 1500 Beamte waren im Einsatz. "Sollten wir vor, während oder nach dem Spiel Verstöße feststellen, insbesondere bei rassistischen oder homophoben Äußerungen, werden wir diese unterbinden und konsequent gegen die Täter vorgehen", hatte die Polizei angekündigt.

Bei den bisherigen beiden Partien der Ungarn in Budapest (0:3 gegen Portugal und 1:1 gegen Frankreich) war die berüchtigte "Carpathian Brigade" in Erscheinung getreten. Der schwarz gekleidete Mob wird von Experten als paramilitärische Gruppierung eingeschätzt, die aus Neonazis besteht.

(ogo/afp)

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