Am 18. September geht die Bundesliga wieder los. Viel Zeit hat Bayern-Trainer Hansi Flick also nicht mehr, um seine Triple-Champions auf das Saisoneröffnungsspiel gegen den FC Schalke 04 einzustimmen. "Es gibt einen schönen Spruch: Erfolg ist nur gemietet – und die Miete ist jeden Tag fällig", zitiert Flick gerne seine Erfolgsformel, von der er viel hält. "Wir alle wissen, dass es in der Bundesliga viel enger wurde: Dortmund hat sich verstärkt; Leipzig ist dabei, Gladbach, Leverkusen", sagte der 55-Jährige beim Trainingsauftakt am Dienstag und warnte so vor einem engen Titelkampf.
Damit das Rennen um die Meisterschale für den Rekordmeister aus München glücklich ausgeht, müssen die Verantwortlichen aber noch Personalien klären. Allen voran die von David Alaba.
Die Zukunft des Österreichers ist beim Triple-Sieger auch kurz vor dem Saisonstart immer noch offen. Der Vertragspoker zieht sich nun schon etliche Wochen. "Die Situation ist nicht ganz einfach. Ich weiß nicht, wer uns verlässt oder wer noch dazu kommt. Das ist nicht ganz optimal", erklärte Erfolgstrainer Flick am Mittwoch bei der Präsentation des Champions-League-Pokals in der Erlebniswelt des FCB.
Bei Alaba hatten sich die Münchner Verantwortlichen zuletzt optimistisch gezeigt, dass er seinen nur noch ein Jahr laufenden Vertrag verlängert. Das 28-jährige Eigengewächs aus der Bayern-Jugend ist in der vergangenen Saison von der Position des Linksverteidigers in die Abwehrzentrale gerückt und hat sich dort zum Führungsspieler und Fixpunkt der Defensive entwickelt.
Nach Informationen der "Sport Bild" (Mittwoch) scheitert es aber noch am Geld. Demnach habe der FC Bayern elf Millionen Euro Grundgehalt geboten, hinzu kämen weitere sechs Millionen, die Alaba im Idealfall an Prämien verdienen könnte. Sein aktuelles Jahressalär soll, inklusive möglicher Boni, bei 15 Millionen Euro liegen.
Doch Alaba, sein Vater und Berater George sowie der Spieleragent Pini Zahavi, der für die Verhandlungen engagiert wurde, fordern angeblich immer noch 20 Millionen Euro Jahresgehalt. Das Argument der Spielerseite, warum David Alaba entsprechend entlohnt werden sollte, ist auch gar nicht so schlecht: Denn im Gegensatz zum Franzosen Lucas Hernández, der im vergangenen Sommer für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro an die Isar wechselte, musste Bayern für Alaba keine derartige Ablösesumme auf den Tisch legen, da er ja aus der eigenen Jugendabteilung stammt.
Während Alaba neuer Chef der Bayern-Defensive ist, insgesamt 42 Pflichtspiele absolvierte (3693 Minuten), kam Hernández unter anderem aufgrund von Verletzungsproblemen nur zu 25 Einsätzen (1119 Minuten), bei denen er nur zwölfmal in der Startelf stand. Unbestätigten Berichten des "Vermögenmagazins" verdient der Weltmeister von 2018, der wie Alaba links und zentral in der Viererkette eingesetzt werden kann, 13 Millionen Euro im Jahr. Mehr als 20 Millionen soll beim FC Bayern kein Profi verdienen. Diese Gehaltszahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, aber immerhin lassen sie die finanziellen Dimensionen erahnen.
Einen neuen Termin für die nächste Verhandlungsrunde mit David Alaba steht laut "Sport Bild" noch nicht fest. Das letzte Treffen zwischen den Parteien fand vor dem Champions-League-Turnier in Lissabon Mitte August statt.
Auch im Falle von Mittelfeld-Ass Thiago ist übrigens noch nichts entschieden. Der Vertrag des 29-jährigen Spaniers läuft ebenfalls im Sommer 2021 aus. Eigentlich deutete bereits alles auf einen Abschied in diesem Transferfenster hin, der FC Liverpool und Manchester United galten als heiße Kandidaten. Doch dann erklärte der Ex-Barcelona-Profi am Wochenende: "Ich habe nie gesagt, dass ich Bayern verlassen werde."
Alaba und Thiago werden am Freitag zum Start des Mannschaftstrainings erwartet. "Solange beide aber im Kader sind, plane ich auch mit ihnen", sagte Flick über seine beiden Topspieler. Klar sei aber so oder so, betonte Flick, "dass wir nachlegen müssen". Angesichts des stressigen Programms in den kommenden Wochen brauche man "in der Breite gute Qualität".
Ein Ivan Perisic würde da gut passen: Bisher war spekuliert worden, dass Bayern den in den vergangenen Monaten ausgeliehenen Flügelspieler von Inter Mailand fest verpflichten könnte. Doch bei Flick klang es am Mittwoch nicht danach. Man habe entschieden, auf Perisic, Philippe Coutinho (zurück zum FC Barcelona) und Alvaro Odriozola (zu Real Madrid) "nicht mehr zurückzugreifen."
Am Mittwochnachmittag folgte die offizielle Bestätigung: Der FCB verabschiedete den kroatischen Vize-Weltmeister. Er kehrt zu Inter zurück, wo sein Vertrag noch bis 2022 läuft. "Ivan hat sich bei uns sehr professionell verhalten, er war ein wichtiges Mitglied unserer Mannschaft und hat seinen Anteil am Gewinn der Meisterschaft, des DFB-Pokals und der Champions League", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Trainer Hansi Flick bedankte sich für die "gute Leistung".
Einer, der Bayern ebenfalls noch verlassen könnte, ist Javi Martínez. Der 32-Jährige hat keine sportliche Perspektive mehr in München, er wird mit einer Rückkehr zu seinem Heimatverein Athletic Bilbao in Verbindung gebracht.
"Wir schauen, wer uns verlässt und wie wir reagieren werden", hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic frühzeitig signalisiert. "Der Spielkalender verlangt einen guten Kader."
Auch Hansi Flick warnte am Mittwoch nochmal: "Wir verlieren Qualität und müssen entsprechend handeln" – und der Coach wünschte sich möglichst schnell Planungssicherheit. Er hoffe, "dass bald Oktober ist". Denn am 5. Oktober schließt das Transferfenster. Es kann also noch einiges passieren.
(as/mit Material von sid und dpa)