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Bundesliga: DFL im TV-Geld-Poker doppelt unter Druck - profitiert jetzt Amazon?

Im bisher einzigen Geisterspiel der Bundesliga: Gladbachs Stürmer Alassane Pléa (r.) läuft Kölns Nationalspieler Jonas Hector davon.
Im bisher einzigen Geisterspiel der Bundesliga: Gladbachs Stürmer Alassane Pléa (r.) läuft Kölns Nationalspieler Jonas Hector davon. Bild: imago images/RHR-Foto/Tim Rehbein
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DFL im TV-Poker doppelt unter Zeitdruck – Amazon könnte profitieren

Die Abhängigkeit der Bundesliga von den TV-Geldern ist groß, das verdeutlicht gerade die Corona-Krise. Ohne die Milliarden Euro der Medienpartner ist die Liga nicht überlebensfähig. Die 'Ware' Fußball fehlt. Auch die Sender können daher ihre finanzielle Situation nicht abschätzen. Internet-Gigant Amazon könnte im Rechte-Poker profitieren.
28.04.2020, 17:26
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Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) steht doppelt unter Zeitdruck. Die Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga sind zum einen dringend auf Geisterspiele angewiesen, damit das gesamte Geld aus dem aktuellen TV-Vertrag fließt und Pleiten verhindert werden können.

Zum anderen ist die Liga sehr daran interessiert, dass die TV-Unternehmen nicht in noch größere wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten – schließlich sollen sie im Wettbieten um den neuen Medien-Vertrag für die Übertragungsrechte an den kommenden Bundesliga-Saisons wieder Milliarden Euro ausgeben.

Eigentlich wollte DFL-Boss Christian Seifert zwischen dem 27. April und 8. Mai mit einem kleinen Kreis von Spezialisten an einem geheimen Ort in Frankfurt am Main die Offerten der Unternehmen sichten, die Mitte März die Zulassung für die Auktion erhalten hatten.

"Sehr viele Bewerber haben signalisiert, dass sie gerne an dem Prozess festhalten möchten", hatte Seifert gesagt. Und musste kurz danach das wichtigste Projekt der DFL wegen der Corona-Krise doch noch verschieben; zunächst auf einen noch nicht näher benannten Termin im Juni.

Zwickmühle: DFL will Planungssicherheit für die Klubs, die Sender brauchen aber Zeit

Dabei steckt die Liga in einer Zwickmühle. Einerseits benötigt sie schnell ein Ergebnis im Milliarden-Poker für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25, damit die Klubs Planungssicherheit erhalten. Andererseits benötigen die Medienunternehmen mehr Zeit, um die Folgen der Krise seriös abzuschätzen und sich von den finanziellen Auswirkungen zu erholen.

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Mit Geisterspielen so wie hier in Paris beim Champions-League-Spiel zwischen PSG und Borussia Dortmund soll die Bundesliga zu Ende gebracht werden.Bild: Getty Images Europe / UEFA - Handout

Vor allem Pay-TV-Sender Sky und Streamingdienst DAZN, die beim Wettbieten um die vier teuren Live-Pakete den Großteil des Geldes bringen sollen, ächzen unter den Folgen der Monate ohne Live-Sport. Beiden Unternehmen fehlt die wichtigste Ware.

Bundesliga: Die große Abhängigkeit von Zahlmeister Sky

Wie groß die gegenseitige Abhängigkeit und wie unverzichtbar vor allem Sky derzeit ist, zeigte sich beim Aufatmen der Liga, als in der vergangenen Woche fast alle Medienpartner Vorauszahlungen für den derzeit noch gültigen Vertrag zusagten – und als ein "besonderer Dank" von Seifert an Sky ging. Also an den größten Zahlmeister der Liga mit durchschnittlich 876 Millionen Euro pro Jahr.

So groß ist die Abhängigkeit von TV-Geldern: Aktuell über eine Milliarde Euro
Insgesamt haben die Klubs der 1. und 2. Bundesliga in der aktuellen Saison 2019/2020 mehr als eine Milliarde Euro aus der Vermarktung der nationalen Medienrechte erhalten. Das meiste Geld daraus haben die 18 Bundesligisten erhalten. Krösus ist hier der FC Bayern mit einem Anteil von 67,92 Millionen Euro TV-Geldern, dicht gefolgt von Borussia Dortmund mit anteilig 66,58 Millionen. Schlusslicht der TV-Geldtabelle ist der SC Paderborn. Der Aufsteiger erhielt mit 26,08 Millionen am wenigsten Geld aus dem Topf. Wenn man dies auf die 34 Bundesliga-Spieltage herunterrechnet, bekommen die Bayern und der BVB fast zwei Millionen Euro pro Partie, der SCP rund 770.000 Euro.
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Ob Sky durch die Vorauszahlung Vorteile beim Poker um den neuen Vertrag hat? "Auch die kommende Medien-Ausschreibung der DFL findet in Abstimmung und unter Aufsicht des Bundeskartellamtes statt", sagte ein DFL-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Das Verfahren ist transparent und diskriminierungsfrei. Individuelle Vor- oder Nebenabsprachen mit einzelnen Bietern sind dabei nicht zugelassen."

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DFL-Boss Christian Seifert: "Besonderer Dank" an Sky.Bild: dpa / Arne Dedert

Grundsätzlich erhält bei der Auktion das meistbietende Unternehmen den Zuschlag. Nur in einem speziellen Fall dürfte sich Sky einen kleinen Vorteil erhoffen. Die vom Kartellamt abgesegneten Auktionsregeln sehen vor, dass die Liga nur dann frei entscheiden darf, wenn der Unterschied zwischen dem höchsten und dem zweithöchsten Gebot 20 Prozent oder weniger beträgt.

Sky, DAZN und die klassischen TV-Sender leiden unter der Corona-Krise, Internet-Riese Amazon könnte profitieren

Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber es ist kein Geheimnis: Sky und DAZN kostet die Krise viel Geld. Viele Kunden haben bereits ihre Abonnements gekündigt, weil es keinen Live-Sport zu sehen gibt. Die Unsicherheit ist groß. Besonders Streaminganbieter DAZN drohen aufgrund der Möglichkeit, zum Monatsende kündigen zu können, enorme kurzfristige Einnahme-Ausfälle.

Auch die klassischen TV-Sender leiden unter den eingebrochenen Werbeeinnahmen. Ob die Pay-TV- und Streaming-Anbieter nun milliardenschwere Verträge über Übertragungsrechte mit der Liga abschließen können und wollen, ist unsicher.

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Jeff Bezos ist Gründer und CEO von Amazon.Bild: imago images / Javier Rojas/Pi

Profitieren könnte ein Bewerber, der von der Krise gerade sogar profitiert. Amazon gilt seit langem als Interessent für Bundesliga-Rechtepakete mit Livespielen und verzeichnet aktuell einen starken Anstieg der Bestellungen aufgrund der Ausbreitung des Virus. Der größte Online-Händler der Welt kündigte im März an, in den USA 100.000 zusätzliche Voll- und Teilzeitkräfte für Lager und Auslieferung anzuheuern, um die gestiegene Nachfrage bewältigen zu können. Die Umsatzzahlen des Internet-Riesen steigen. Und auch der Aktienkurs stieg zuletzt auf ein Rekordhoch. Das Unternehmen hatte sich zuletzt schon TV-Rechte an der Champions League und der Premier League gesichert.

Fast 50 Prozent der Deutschen für Geisterspiel-Übertragungen im Free-TV
Bei einer Fortsetzung der Bundesliga ist ein Großteil der Deutschen für eine Übertragung der Geisterspiele im frei empfangbaren Fernsehen. 49 Prozent würden sich wünschen, dass die Partien der wegen der Corona-Pandemie noch ausstehenden neun Saison-Spieltage ohne Pay-TV-Zugang oder Streaming-Gebühr zu sehen sein sollen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. 26 Prozent der Befragten sprachen sich gegen eine frei zugängliche Übertragung aus. 25 Prozent äußerten keine Meinung.

Zuletzt hatte sich der ehemalige Manager von Werder Bremen, Willi Lemke, dafür ausgesprochen, die Spiele frei zugänglich zu übertragen. Die DFL hatte das mit Hinweis auf die Vertragslage mit den Sendern bislang abgelehnt. Laut Lemke müsse verhindert werden, dass sich viele Menschen in Wohnungen von DAZN- und Sky-Abo-Inhabern versammeln und die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus enorm steige.
dpa

(as/mit Material von dpa)

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