Der zweite Spieltag der Bundesliga ist gelaufen und der FC Bayern steht schon wieder an der Tabellenspitze. Langweilig? Langweilig! Dabei hat die Bundesliga so viel mehr zu bieten. Zum Beispiel: die Fans, die an diesem Spieltag sehr politisch wurden.
watson schaut in die Fankurven der Bundesliga und zeigt die wichtigsten Banner, Choreos oder andere Aktionen und erklärt das, was sie damit meinen:
Die BVB-Fans starteten den zweiten Spieltag mit einer Choreo zu Ehren ihrer Heimatstadt, auf der diverse Sehenswürdigkeiten wie das Dortmunder "U" oder das Westfalenstadion zu sehen waren. Aber sie machten auch klar, dass offenbar nicht jeder in der Ruhrmetropole willkommen ist. ("You're not welcome")
"Kind still not welcome" – die Dortmunder Ultragruppe "Jubos" zeigte, was sie von 96-Präsident Martin Kind hält, der seit Jahren versucht die 50+1-Regel zu kippen.
Auf Seiten der 96-Fans wurde eine großer Fußball hochgezogen, der eine Rote Karte als Paragraph. Darunter stand auf einem Spruchband:
Hintergrund ist die Großdemonstration am 8. September in Hannover, die vom Bündnis "#noNPOG – Nein zum neuen niedersächsischen Polizeigesetz" den Landtag dazu auffordert, die geplanten Änderungen am Polizeigesetz nicht zu beschließen.
Die Fans der Eintracht huldigten nochmals ihrem insgesamt fünften DFB-Pokalsieg, den sie in der letzten Saison gewannen, mit einer riesigen Adler-Choreo.
Und sie zeigten mit einem "UEFA = Mafia"-Banner, was sie vom Europäischen Fußballverband halten. Der hatte die Vorfreude auf das Comeback der SGE in der Europa League geschmälert, weil das Auswärtsspiel bei Olympique Marseille am 20. September unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Die Franzosen wurden wegen einiger des Fehlverhaltens ihrer Fans zu dem Geisterspiel verdonnert – und Franfurt leidet nun darunter.
Die Werder-Fangruppe "Caillera" wurde beim Auswärtsspiel in Frankfurt politischer und äußerte sich unmissverständlich zu den rechtsextremen Vorfällen in Chemnitz. Die provokante Ansage: "Deutschland, du mieses Stück Scheiße!". Sie kritisierten auch die zögernde Rolle von Politik und Polizei.
Dabei erinnerten sie daran, dass das fremdenfeindliche Chemnitz nur ein Kapitel von vielen in Deutschland war – und zeigten Städtenamen, die dies verdeutlichen sollen.
Sie erinnerten an...
Die FCA-Fans feierten die Umbennung ihrer Stehplatztribüne zu Ehren von Vereinslegende Ulrich Biesinger zur "Ulrich-Biesinger-Tribüne". Vorausgegangen war eine Kampagne der aktiven Fanszene, die dem bisher einzigen Weltmeister von 1954, der zeitgleich seine Schuhe für den FCA-Vorgänger BC Augsburg schnürte, huldigen wollten.
Die Gladbacher Fans hatten eine schlichte schwarz-grüne Choreo gemacht mit der Ansage "Gemeinsam für Borussia".
Die Cannstatter Kurve kritisierte den Videobeweis und sprach sich für die 50+1-Regel aus. Damit machten sie dem eigenen Club (und den anderen VfB-Fans) klar, was sie von der Ausgliederung der Profisparte in eine Aktiengesellschaft halten. Diese wurde von den VfB-Mitgliedern zu 84,2 Prozent Anfang Juni entschieden.
Die Fans des FCN gedachten in ihrer Choreografie an den verstorbenen Fan Ammon "Deddy" Detlef, der am 16. Mai nach langer und schwerer Krankheit im Alter von nur 47 Jahren verstarb. ("Faszination Fankurve")
Die Mainzer Fans zeigten eine rauchige Choreo und feierten die Ultrabewegung.
"Fußballspielen statt diskutieren – Videobeweis abschaffen", forderte die Schalker Nordkurve und einige andere Schalker kritisierten den Videoassistenten gleich mit dem vielsagenden Spitznamen "Video-Assi".
(bn)