Halbzeit auf dem Transfermarkt: Noch bis zum 31. August können die Bundesligisten sich verstärken, selbst schwächen und ordentlich Zuckerbrausengeld unter die Leute bringen. Fest steht aber schon jetzt: Was haben wir Bock auf die Saison 2018/2019!
Auch ein Grund für unsere Vorfreude sind die bisher eingetrudelten Neuzugänge der 18 Erstligisten. Da stellen wir uns die Frage: Wie würde eine Mannschaft aus den spannendsten Neuverpflichtungen aussehen?
Na so natürlich, in einem klassischen 4-4-2-System:
Frederik Rönnow (25), Eintracht Frankfurt, zuvor Bröndby IF (Dänemark), Ablöse: 2,8 Mio. Euro
Die SGE hat ihrem Stammkeeper Lukas Hradecky einen sicheren Rückhalt an den Ligakonkurrenten Bayer Leverkusen verloren. Was liegt da also näher, als den Typen zu holen, der Hradecky bereits bei zwei Vereinen ersetzt hat? Auftritt Frederik Rönnow: Der Däne wurde nach Hradeckys Wechsel von Esbjerg zu Bröndby von ersteren als Leihe verpflichtet. Nachdem es Hradecky aus der Kopenhagener Vorstadt nach Mainhattan zog, füllte erneut Rönnow seinen Platz. Nun also Hradecky in die Pillenstadt Leverkusen, Rönnow an den Römer. Glückwunsch zum neuen Stammkeeper 2021, Bayer 04!
Diego Contento (28), Fortuna Düsseldorf, zuvor Girondins Bordeaux, ablösefrei
Die Fortuna nach fünf Jahren zurück im Oberhaus, Diego Contento nach vier: So sieht ein Match made in heaven aus. Bei den Münchner Bayern kam der durchaus technisch beschränkte Außenverteidiger nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Im französischen Exil bei Girondins Bordeaux mauserte er sich zum stabilen Stammwadenbeißer mit 78 Ligue-1-Partien.
Abdou Diallo (22), Borussia Dortmund, zuvor Mainz 05, Ablöse: 28 Mio. Euro
Ganz ehrlich? Wir zerbrechen uns heute noch den Kopf darüber, wie der AS Monaco den Kapitän der französischen U20-Nationalmannschaft für nur eine Million Euro nach Mainz ziehen lassen konnte.
Diallo gehörte in der abgelaufenen Saison zu den profiliertesten Innenverteidigern der Bundesliga, der bewies, warum die französische Nachwuchsarbeit längst die deutsche überholt hat: ruhig im Stellungsspiel, mit Überblick in der Spieleröffnung und mit 1,88 Metern auch noch eine echte Waffe im Kopfballspiel. Mit Diallo wird der BVB viel Spaß haben.
Salif Sané (27), Schalke 04, zuvor Hannover 96, Ablöse: 7 Mio. Euro
Oberflächlicher, erster Gedanke von Schalke-Fans: Was wollen wir denn mit einem Spieler eines Mittelklasse-Bundesligisten? Wären die 7 Millionen nicht besser in einen jungen Hüpfer investiert? Zweiter Gedanke: Gut, dass Heidel den Job hat und nicht wir. Denn Sanés Leistungsdaten der abgelaufenen Saison lesen sich beeindruckend: über 325 abgespulte Kilometer, 81% angekommener Pässe, 71% gewonnene Zweikämpfe, öfter gefoult worden als selbst Foul gespielt.
Nach seinen überzeugenden WM-Leistungen als Nationalspieler des Senegals liegt Sanés Marktwert, keine zwei Wochen nach Vertragsbeginn auf Schalke, bereits bei 22 Millionen Euro. 7 Mille klingt da gleich wie ein Schnäppchen.
Achraf Hakimi (19), Borussia Dortmund, Leihe von Real Madrid, Marktwert: 7,5 Mio Euro
Er hat beinahe so viele WM-Partien wie Erstliga-Spiele bestritten, kommt von Real Madrid und gilt als eines der größten Rechtsverteidiger-Talente der Welt: Die Aufruhe um die Dortmunder Leihe des Marokkaners Achraf Hakimi ist riesengroß. Doch mit dem 19-Jährigen sichert sich der BVB auch eine Katze im Sack. Was genau man von dem Teenie mit fehlender Spielpraxis erwarten darf, kann keiner sicher sagen. Am Borsigplatz hoffen sie auf den Batshuayi-Effekt. Vielleicht entpuppt sich Hakimi aber auch eher als ein Januzaj-Verschnitt...
Thomas Delaney (26), Borussia Dortmund, zuvor Werder Bremen, Ablöse: 20 Mio Euro
Ablöse x 10 = Verkaufspreis. So die profitable Rechnung für Werder Bremen. Die hatten Delaney im Winter 2017 für schmale 2 Millionen Euro aus Kopenhagen geholt, wo er als einer der jüngsten Kapitäne der Vereinsgeschichte früh zur Führungspersönlichkeit reifte. Nur eineinhalb Jahre konnten sie sich an der Weser über die van-Bommel-Stärken Delaneys erfreuen, in Dortmund soll er der zum Sauhaufen verkommenen Dortmunder Spieleröffnung eine neue Struktur geben.
Leon Goretzka (23), Bayern München, zuvor Schalke 04, ablösefrei
Selbst ein angebotenes zweistelliges Millionengehalt konnte den Ruhrpottjungen Leon Goretzka nicht beim S04 halten. zu groß war die Gier nach Titeln, als dass er sich mit der Aussicht zu einer Vereinslegende aufzusteigen weiter an den Club aus Gelsenkirchen hätte binden lassen. Goretzka hat alles, um bei den Bayern gemeinsam mit Thiago eines der besten Mittelfeld-Duos Europas zu bilden.
Fraglich ist nur, ob Trainer Niko Kovac auch von Beginn an auf den Nationalspieler setzt. Auch seine Verletzungsanfälligkeit könnte für Goretzka zum Problem bei den bedingungslosen Bayern werden. Die Türen auf Schalke dürften in diesem Fall weit offen stehen. Die haben schließlich damals auch Olaf Thon zurückgenommen.
Paulinho (18), Bayer Leverkusen, zuvor Vasco da Gama (Brasilien), Ablöse: 18,5 Mio Euro
Nein, wir sprechen nicht von Paulinho, dem armen Teufel, der dem Ruf des Geldes aus Barcelona wieder nach China folgte, sondern von Paulinho, dem 18-jährigen Ausnahmetalent, den alle Top-Clubs Europas auf dem Zettel hatten. Warum entscheidet man sich dann für Bayer 04 Leverkusen? was für Argumente kann dieser Autobahnkreuzverein liefern, die einen Teenie überzeugen? Vielleicht hat Paulinho Weitsicht walten lassen und sich eine Aspirin-Flatrate in den Vertrag schreiben lassen.
So oder so: Mit Leon Bailey und Julian Brandt hat Paulinho nominell zwei kaum zu verdrängende Konkurrenten auf seiner Stammposition. Sollte Brandt es sich im Zentrum gemütlich machen und Bailey auf rechts übersiedeln, beglückwünschen wir der Werkself zum besten ICE-TGV-Concorde-Sturm hinterm Mittelstürmer der Bundesliga.
Marius Wolf (23), Borussia Dortmund, zuvor Eintracht Frankfurt, Ablöse: 5 Mio Euro
Ausstiegsklauseln können Freud und Leid heraufbeschwören, davon kann Eintracht Frankfurt ein Lied singen. Für nur 500.000 Euro verpflichteten die Adlerträger Marius Wolf von Hannover 96, für nur 5 Millionen mussten sie ihn nach Dortmund ziehen lassen – und das bei einem kolportierten Marktwert von 10 Millionen Euro. Kevin-Prince Boateng kündigte sein Karriereende an, wenn sein ehemaliger Frankfurter Spezi nicht in kommender Zeit Nationalspieler werde. Bei 14 Torbeteiligungen in 31 Bundesliga-Spielen liegt es zumindest nahe, dass Bundes-Jogi sich den Namen des Neu-Dortmunder in seine Kladde gekritzelt haben mag.
Marvin Ducksch (24), Fortuna Düsseldorf, zuvor FC St. Pauli, Ablöse: 2 Mio Euro
18 Tore, 11 Vorlagen: Marvin Ducksch hätte Holstein Kiel beinahe im Alleingang in die Bundesliga geballert – und das als Leihspieler von FC St. Pauli. Die Relegation verhinderte das Märchen vom Holstein-Tor, aber zumindest für Ducksch geht es ab kommender Saison erstklassig auf Torjagd. In der Bundesliga wird es für Ducksch übrigens zum Duell gegen seinen Ausbildungsverein kommen, bei dem er in der Saison 2013/2014 auf sechs Erstliga-Einsätze kam: Borussia Dortmund. Abzuwarten, ob Ducksch auch bei diesen Aufeinandertreffen netzt.
Alassane Pléa (25), Borussia Mönchengladbach, zuvor OGC Nizza, Ablöse: 23 Mio Euro
Gladbachs Manager Max Eberl hatte die Befürchtung, dass Ex-Nizza-Coach Lucien Favre ihn mit nach Dortmund nimmt, doch am Ende gewannen die Fohlen das Wettbieten um Alassane Pléa – und machten ihn nebenbei zum teuersten Vereinsneuzugang. Was für eine Bürde das bedeutet, kann Pleá ja mal von 12-Millionen-Flop Luuk de Jong erklärt bekommen.
Doch darum machen sie sich rund um den Borussia-Park momentan keine Sorgen. Zu regelmäßig netzte der Franzose für OGC ein, insgesamt 44-mal in 135 Partien, dazu kommen starke 23 Assists. Mit Pleá erhoffen sie sich im Rheinland wieder die Tür zu Europa aufzustoßen.