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Sekundenlange Stille: Reiner Calmund kämpft in Interview mit den Tränen

Reiner Calmund erzählt von seiner Adoptivtochter Nicha.
Reiner Calmund erzählt von seiner Adoptivtochter Nicha.Bild: screenshot sky
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Sekundenlange Stille: Reiner Calmund kämpft in TV-Interview mit den Tränen

27.01.2021, 16:05
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"Wir haben eine Prinzessin aus dem Waisenhaus adoptiert", sagt Reiner Calmund stolz. Der ehemalige Fußballfunktionär ist inzwischen 72 Jahre alt und erzählt in der Sendung "Meine Geschichte – das Leben des Reiner Calmund" auf Sky Sport News emotional von seiner Adoptivtochter Nicha.

Acht Jahre ist es mittlerweile her, dass Calmund und seine Frau Sylvia das Mädchen aus Thailand adoptiert haben. Eine Frage, die ihm Sky-Moderator Riccardo Basile dazu nun stellte, setzte Calmund jedoch sichtlich zu.

"Ich sehe, wie behutsam und mit wie viel Liebe ihr die Kleine erzieht. Wo wäre die Kleine, wenn ihr sie nicht geholt hättet?" fragt der Moderator. Es vergehen mehrere Sekunden. Calmund schießen bei dem Gedanken die Tränen in die Augen. Er nickt, ringt um Worte. "Kurz Stop", sagt er und bittet um einen Moment, in dem er sich sammeln kann. Es vergehen weitere Sekunden.

Mit Tränen in den Augen antwortet Calmund dann: "Das ist eine schwierige Frage und trotzdem einfach. Wenn ich jetzt das Kinderzimmer sehe, unser Leben mit Nisha, dann muss ich etwas Fieses sagen. Sylvia, ich bin eigentlich sehr froh, dass du so leiden musstest und wir kein leibliches Kind auf die Beine gebracht haben. Wenn wir das gemacht hätten, hätten wir unser Liebchen nicht und die geht mir und meiner Frau über alles. Das geht tief unter die Haut."

Calmund ist seit über 20 Jahren mit seiner Frau Sylvia verheiratet und sagt, "sie ist mein allergrößter Glücksfall. Sie hat ein riesengroßes Herz, ist lieb zu mir, zur Familie".

Sylvia Calmund hatte sich eigentlich ein leibliches Kind gewünscht, dafür nahm sie viel auf sich. "Sie hatte viele Probleme, Fehlgeburten", erzählt Calmund. Das Ehepaar hatte es mehrmals auch mit künstlicher Befruchtung versucht. "Die Ärzte haben sich schon Sorgen um Sylvia gemacht."

Im Urlaub in Thailand habe Sylvia dann im Waisenhaus geholfen. Calmund erinnert sich noch gut, wie die Direktorin des Hauses ihm von Nicha erzählte, die sofort eine Bindung zu seiner Frau aufgebaut hatte. „Das war etwas Bewegendes“, erinnert sich Calmund. Obwohl das Mädchen eigentlich als „nicht adoptierbar“ eingestuft war, entschied sich das Ehepaar dazu, einen Antrag zur Adoption zu stellen. Calmund sagt rückblickend:

"Das war die beste Entscheidung"

Bis die Adoption genehmigt wurde, musste das Ehepaar sowohl in Deutschland, als auch in Thailand, sämtliche Dokumente ausfüllen und Tests durchlaufen. Für das Ehepaar stand aber fest: „Wir werden das Kind nicht mehr im Waisenhaus abgeben“, sagt Caimund. Sie hatten sich bereits einen Notfallplan überlegt. Wenn die Adoption nicht geklappt hätte, wären sie ausgewandert und hätten sich als Pflegeeltern in Thailand um Nicha gekümmert. Damals war der ehemalige Fußballfunktionär bereits über 60 Jahre alt.

Neues Zuhause in Saarlouis

Um mehr Ruhe zu haben, ist die Familie mit der inzwischen zehnjährigen Tochter Nicha nach Saarlouis gezogen. Die Experten hatten Calmund dazu geraten: „Man sagte mir, dass meine Lebensbedingungen so nicht optimal wären. In Leverkusen und Köln kennt mich fast jeder. Da haben sie gesagt: Das Kind wird im Rheinland bekloppt, das braucht Aufmerksamkeit, man muss sehr behutsam mit ihr umgehen“. In der neuen Heimat fühlen sie sich jetzt sehr wohl und genießen das Familienleben. „Das ist jeden Tag für uns gesehenes, gefühltes und gespürtes Glück“, erzählt Calmund und grinst dabei. Seine Frau habe mit „viel Sorgfalt und Liebe“ das Kind entwickelt.

Und auch der Rest der Familie versteht sich gut mit Nisha. „Alle meine fünf anderen Kinder aus den früheren Ehen und die vier Enkel sind glücklich mit ihr, da gibt es keine Eifersucht. Das gönnen sie dem Alten, dass er noch einmal so etwas erlebt“, sagt Calmund.

(pas)

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