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Frauen-WM – DFB-Spielerin Hendrich: "Bei den Männern gibt's mehr Theater"

Kathrin Hendrich erzielte in der Vorbereitung zur WM ein Tor gegen Schweden.
Kathrin Hendrich erzielte in der Vorbereitung zur WM ein Tor gegen Schweden.Bild: imago images / Pressefoto Baumann
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"Bei den Männern gibt's mehr Theater" – DFB-Spielerin Hendrich über die Frauen-WM

07.06.2019, 16:56
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47.600 Fans werden im Prinzenpark-Stadion sein, wenn Gastgeber Frankreich am Freitagabend (21 Uhr/ZDF) die Fußball-WM 2019 gegen Südkorea eröffnet. Das Stadion ist damit ausverkauft, die Vorfreude in Frankreich groß. Der Frauenfußball erlebt aber auch in anderen europäischen Ländern einen Hype. Darauf hoffen auch die deutschen Kickerinnen.

Sie werden einen Tag später ins Turnier starten: Im Auftaktmatch am Samstag (15 Uhr/ARD und DAZN) in Rennes gegen China will der zweimalige Weltmeister die Weichen für ein gutes Turnier setzen und auch in Deutschland eine WM-Euphorie entfachen.

Vor dem Turnier sprach watson mit der deutschen Nationalspielerin Kathrin Hendrich über das Turnier.

Im Interview erzählt die 27-jährige Defensivspielerin des FC Bayern München über elendige Vergleiche mit den Männern, das Ziel Weltmeister zu werden und ob ihr Freund als Spielerinnen-Mann zum Turnier kommt.

watson: In Deutschland ist die Euphorie im Frauenfußball ein wenig gedämpfter als in Frankreich oder Spanien. Wie groß ist die Hoffnung, dass sich das noch ändert, so kurz vor dem Turnier?
Kathrin Hendrich:
Groß. Natürlich sehen wir, wie das in den anderen Ländern ist. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Euphorie in Deutschland größer wird, wenn das Turnier dann mal startet und wir die ersten Spiele absolvieren. Wenn wir erfolgreich sind, dann können wir die Leute in Deutschland mitreißen.

Die Stadien bei der WM sind viel größer als in der Bundesliga. Freust du dich schon vor Zehntausenden Fans zu spielen?
Ja, total. Das ist für uns noch immer etwas Besonderes, da wir nicht jede Woche vor so vielen Zuschauern spielen. Vor einigen Wochen haben wir in Schweden vor über 30.000 Zuschauern gespielt, das ist ein ganz anderes Gefühl. Ich spiele so oder so schon gerne Fußball, aber wenn so viele Zuschauer da sind, dann macht das noch mehr Spaß. Wenn die Stimmung dann noch gut ist, ist es noch toller. Als wir mit Bayern München letztens in Barcelona vor "nur" 15.000 gespielt haben, war das richtig cool, weil die Fans mitgegangen sind und so laut waren, dass wir unsere Kommandos gar nicht mehr gehört haben. Das ist wird ein tolles Erlebnis.

Zur Saison 2018/19 wurde Kathrin Hendrich vom FC Bayern München verpflichtet.
Zur Saison 2018/19 wurde Kathrin Hendrich vom FC Bayern München verpflichtet.bild: imago images / Nordphoto

Viele Fans gucken lediglich Männerfußball und es wird einiges über die Unterschiede von Frauen- und Männerfußball gesprochen. Wie ist das für euch?
Ich finde diese Vergleiche echt blöd, die werden in anderen Sportarten auch nicht so extrem gepusht wie im Fußball. Ich höre schon wieder, wie es sein kann, dass eine U17- Nationalmannschaft der Jungen die Frauen-Nationalmannschaft besiegt, aber das ist doch total logisch, weil die körperliche Komponente unterschiedlich ist und man das einfach nicht vergleichen kann. Taktisch und technisch spielen wir auf einem ähnlichen Niveau wie die Männer. Diese Vergleiche sind totaler Quatsch. Das ist schade, weil wir bei diesen Diskussionen nicht gut aussehen und sozusagen die Verlierer sind.

Ein gängiges Klischee ist aber, dass ihr härter im Nehmen seid. Dein Freund ist auch Profifußballer – kannst du das bestätigen?
Ja, das glaube ich auch. Frauen sind im Fußball deutlich härter im Nehmen als Männer. Bei den Männern wird viel mehr diskutiert und es gibt mehr Theater, um etwa Freistöße zu bekommen. Beim Frauenfußball wird das einfach hingenommen. Vielleicht liegt es daran, dass wir Frauen wissen, dass es nichts bringt zu diskutieren und die Entscheidung getroffen wurde – und die Männer nicht. Ich nehme meinen Freund da natürlich raus, der ist kein Schauspieler (lacht). Aber es gibt genug männliche Fußballspieler, die gerne übertreiben. Das finde ich persönlich immer ein bisschen peinlich und affig, weil die Kameras das doch alles einfangen.

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Spielerin und Spielerinnenmann: Sebastian Griesbeck ist auch Profifußballer, spielt beim 1. FC Heidenheim in der 2. Liga.Bild: imago images / Hartenfelser

Steht dein Freund als Spielerinnenmann als Unterstützung mit Trikot dann auf der Tribüne?
Ja, er ist schon auf dem Weg. (lacht) Er wird sich zumindest die ersten beiden Spiele auf der Tribüne anschauen, danach geht es für ihn selbst wieder in die Saisonvorbereitung. Ich weiß nicht, ob er das Trikot von mir anziehen wird. Als wir gestern telefoniert haben, hatte er sich mein Trikot angezogen und das war bauchfrei bei ihm. Ich glaube also nicht, dass er mein Trikot tragen wird, aber er meinte schon, dass er es als Schal oder Fahne benutzt.

Schaut ihr euch nach eurem Auftaktspiel die anderen Partien der WM an oder das Quali-Spiel der Herren?
Das ist zeitabhängig, weil wir auch noch eigenes Programm mit Essen und Behandlung haben. Aber wir versuchen, sowohl das Spiel unserer Gruppengegnerinnen zu sehen, als auch das Spiel der Herren. Wenn Fußball läuft, schauen wir meist zusammen auch Fußball.

Stimmung ist gut: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und Kathrin Hendrich beim offiziellen Fototermin.
Stimmung ist gut: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und Kathrin Hendrich beim offiziellen Fototermin.Bild: imago images / Kirchner-Media

Wer ist bei euch die Kabinen-DJane?
Weiß ich gar nicht, das ist immer verschieden. Da stellt immer eine andere Spielerin ihr Handy zur Verfügung. Wer es diesmal sein wird, weiß ich dann nächste Woche. Wenn wir gewinnen, ist es auch egal, was im Hintergrund läuft, da singen wir selbst.

Hendrich gegen Barcelona-Star Toni Duggan.
Hendrich gegen Barcelona-Star Toni Duggan.Bild: imago images / foto2press / karsten lauer

Die Frage, die du sicherlich gerade immer beantworten musst: Wie weit kommt ihr?
Wenn man zu so einem Turnier fährt, sollte man den Anspruch haben, es zu gewinnen. Es wird aber nicht einfach, denn es gibt viele andere gute Teams. Das erste Ziel ist, die Gruppenphase zu überstehen. Und dann schauen wir mal, was noch so geht.

Sprüche, die Frauen nicht mehr hören können
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