Sensation bei der Leichtathletik-WM in Doha: Der Mainzer Zehnkämpfer Niklas Kaul konnte als zweiter Deutscher völlig unerwartet WM-Gold gewinnen. Mit 8691 Punkten eroberte der neue "Zehnkampf-König" in der Nacht zum Freitag nach einer fantastischen Aufholjagd noch Platz eins.
Er selbst sprach allein davon, "Schadensbegrenzung" betreiben zu wollen.
"Ich wusste, dass ein Platz unter den Top Sechs noch gehen würde", sagte Kaul. Erst nach der Aufgabe (wegen einer Beinverletzung nach dem Stabhochsprung, Anm. Red.) von Titelverteidiger und Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) kam der Gedanke bei uns auf, dass "nun eine Medaille möglich" wäre.
Kaul: "Aber glaubt mir, wir hatten niemals Gold im Kopf". Zumal ihn an beiden Tagen Magenprobleme plagten.
Nach dreieinhalb Runden in 4:15,70 Minuten war die Sensation allerdings perfekt: Mit der persönlichen Bestleistung von 8691 Punkte siegte Kaul. Den bisher einzigen Zehnkampf-WM-Titel für Deutschland hatte 1987 der Schweriner Torsten Voss für die DDR geholt.
Mit 79,05 Meter steigerte Kaul seine persönliche Bestweite um 56 Zentimeter und katapultierte sich auf Platz drei in der Zwischenwertung. Vor dem abschließenden Lauf über 1500 Meter lag er nach dem großen Wurf nur 19 Punkte entfernt von dem bis dahin an der Spitze liegenden Uibo.
Damit ist ihm ein ähnlicher Überraschungscoup wie Frank Busemann mit Olympia-Silber 1996 geglückt.
"Riesen-Chapeau vor Niklas. Er ist sehr weit für sein Alter, auch im Kopf", sagte Kai Kazmirek. "Er weiß genau, was er will." Für den WM-Dritten von 2017 von der LG Rhein Wied, war nach einem Patzer im Hürdensprint der Traum von einer weiteren Medaille geplatzt. Der 28-Jährige beendete trotzdem den WM-Wettkampf und landete auf den 17. Platz. Zehnter wurde der Ulmer Tim Nowak.
Kugelstoßerin Christina Schwanitz gewann Bronze. Die Weltmeisterin von 2015 musste sich mit 19,17 Meter nur Titelverteidigerin Gong Lijiao (China/19,55) und der Jamaikanerin Danniel Thomas-Dodd (19,47) geschlagen geben.
2017 fehlte Schwanitz bei der WM in London wegen der Geburt ihrer Zwillinge, im folgenden Sommer feierte sie aber ein starkes Comeback und wurde in Berlin Vize-Europameisterin. Nun darf sie sich über Bronze freuen.
(ll/dpa)