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Arjen Robben und Franck Ribéry: Wie zwei Unsympathen den FC Bayern stark machten

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Robben und Ribéry waren immer Unsympathen – und das machte die Bayern so stark

18.05.2019, 10:3718.05.2019, 12:30
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Robben und Ribéry bildeten wohl die gefährlichste Flügelzange, die jemals für einen deutschen Verein spielte. Ein Beispiel gefällig? Mai 2013. Wembley. Champions-League-Finale. 89. Spielminute. Frank Ribéry spielt mit der Hacke auf Arjen Robben, der sich durch die BVB-Abwehr tänzelt. Tor. Bayern gewinnt die Königsklasse. Für beide der größte Titel ihrer Karriere.

Sechs Jahre und weitere Titel später ist das Kapitel FC Bayern für beide nun zu Ende, zumindest auf dem Platz. Während die Fans des Rekordmeisters trauern, weinen Anhänger anderer Teams den beiden keine Träne nach. Das liegt vor allem daran, dass sie während ihrer Zeit in München nicht sonderlich sympathisch rüberkamen.

31.03.2018, Fussball GER, 1. Bundesliga Saison 2017 2018, 28. Spieltag, FC Bayern Muenchen - Borussia Dortmund 6:0, Franck Ribery (Bayern Muenchen), re., und Arjen Robben (Bayern Muenchen) *** 31 03 2 ...
Robben und Ribéry waren nicht immer so freundlich zueinander, wie sie es heute sind. Bild: imago sportfotodienst

Wie unausstehlich beide sein können, ließen sie sich auch gegenseitig spüren. Freunde waren sie lange Zeit nämlich nicht, auch wenn die Öffentlichkeit sie gerne als "Robbery" sah. So krachte es zwischen dem ehrgeizigen Robben und dem heißblütigen Ribéry häufiger. Während des Champions-League-Halbfinals 2012 verpasste Ribéry Robben in der Kabine sogar eine Ohrfeige.

"Es hat einmal geknallt. Dann ist es noch besser geworden", erklärte Robben das nicht immer gute Verhältnis. Auch wenn beide Offensivstars sehr unterschiedliche Kicker und Menschen sind, verband beide doch stets der Ruf des Heißsporns. So manch ein Nicht-Bayern-Fan vergaß da schnell die tollen Fußballer abseits der Aufreger-Momente.

Zwei Unsympathen auf dem Platz

Mit Handgreiflichkeiten hat Ribéry nicht erst seit seiner Schelle gegen Robben seine Erfahrung. Erst im November ohrfeigte Ribéry einen TV-Experten nach der Hinrunden-Niederlage gegen den BVB, 2014 bekam Daniel Carvajal auf dem Platz eine. Auch sonst hat der Franzose bis heute an seinem Ruf als "enfant terrible" gearbeitet. Kurzum: Wenn es ein Lexikon für Unsympathen gäbe, hätte Ribéry ein eigenes Kapitel.

2016: Ribéry sticht Gonzalo Castro mit dem Finger ins Auge – und darf weiterspielen.
2016: Ribéry sticht Gonzalo Castro mit dem Finger ins Auge – und darf weiterspielen.Bild: www.imago-images.de

Ihr seid noch nicht überzeugt? Die Liste seiner Unsympathen-Momente ist lang. Wenn er neben dem Platz nicht gerade mit goldenen Steaks posiert, in der französischen Nationalmannschaft einen Boykott mitinitiiert oder versehentlich eine minderjährige Prostituierte fickt, dann packt er auf dem Platz seinen Gegenspielern ins Gesicht. Passlack, Koo, Castro, Mandzukic, Lewandowski... Ribéry hatte mehr Bundesliga-Gesichter in seinen Händen als der Visagist des Aktuellen Sportstudios. Die Rote Karte sah er dafür übrigens in den selteneren Fällen.

Für den Griff in Ja-Cheol Koos Gesicht gab es für Ribéry Rot.
Für den Griff in Ja-Cheol Koos Gesicht gab es für Ribéry Rot.bild: imago sportofotodienst

Anders als sein französischer Mitspieler ist Robben neben dem Platz eher der nette Familienvater, der dir auf dem Campingplatz auch mal seine Luftpumpe leiht. Als Fußballer aber konnte Robben schnell unangenehm werden. Wenn er verletzungsfrei war, aber dennoch nicht aufgestellt wurde oder jemand ihm widersprach, teilte er seine Unzufriedenheit mit jedem. Bei jeder Auswechselung, bei jedem Elfmeter, den ein anderer schießen sollte, benahm sich Robben wie ein beleidigtes Kind, das an der Kasse kein Snickers bekommt. Und wenn es lief, dann überzeugt Robben auch nicht nur mit Toren.

Ein bekanntes Bild: Der fliegende Holländer.
Ein bekanntes Bild: Der fliegende Holländer. bild: imago sportfoto

Klar, wenn ich an Arjen Robben denke, dann denke ich zuerst an Tore. Aber dann sofort an seine Flugeinlagen. Der fliegende Holländer war immer gut für die ein oder andere Schwalbe. Dass er mit diesen auch öfter mal durchkam, machte ihn nur noch unbeliebter bei den gegnerischen Fans.

Bayern profitierte von den beiden

Der FC Bayern profitierte aber vor allem von den Charakterzügen, die beide so unsympathisch machen. Robbens unangenehmer Ehrgeiz trieb den ganzen Verein nach vorne. Ribérys Heißblütigkeit sorgte nicht nur für Handgreiflichkeiten, aber eben auch für Sturmläufe.

Der FC Bayern verstand, dass er mit dem Temperament des Franzosen umgehen musste, um aus Ribéry Weltklasse-Leistungen herauszukitzeln. Der Club jagte ihn nicht vom Hof, sondern ließ den heute 36-Jährigen an der langen Leine. Das geschenkte Vertrauen zahlte sich aus: Der einstige Wandervogel, der nirgendwo richtig glücklich wurde (sechs Stationen in den sieben Jahren vor den Bayern), blieb deswegen auch seit seinem Wechsel 2007 in München und verinnerlichte das "Mia san Mia".

Feierten 19 Titel zusammen: Robben und Ribéry.
Feierten 19 Titel zusammen: Robben und Ribéry.Bild: imago sportfotodienst

Auch bei Robben drückten die Verantwortlichen des FC Bayerns das ein oder andere Auge zu, wenn der ehrgeizige Niederländer mal wieder allen zeigte, dass er mit seiner Situation beim Rekordmeister unzufrieden war. Auch, weil Robben einfach nicht Verlieren konnte – eine Eigenschaft, die ihn mit dem Verein verbindet. Wenn es um die Rolle des ekligen Motivators geht, war Robben der Nachfolger von Oliver Kahn. Den Niederländer hielt es – nach zwei Jahren PSV, drei Saisons Chelsea und zwei Spielzeiten Real – seit 2009 bei den Bayern aus und schoss die Münchner mit seinen Toren zur Weltspitze. Seine Gier nach Siegen ging zwischenzeitlich auf das ganze Team über.

Und so blöd das klingt: Ihr unsympathischer Auftritt mit Fouls, Schwalben und Co. hat dem FC Bayern in manch einem Spiel auch näher an einen Sieg gebracht. Die Bayern mit den beiden Diven Ribéry und Robben waren verhasster denn je. Aber auch verdammt erfolgreich.

Es gehen zwei großartige Fußballer

22 Titel holte Ribéry bisher für die Bayern, 19 hat Robben. In den nächsten zwei Spielen könnten noch zwei hinzu kommen. Sieben Meisterschaften am Stück würden noch stärker untermauern, dass die Zeit von Ribéry und Robben die beste ist, die der FC Bayern je hatte.

Unvergessen – die Geburtsstunde von "Robbery":

Ich werde sie als Fußballer in der Bundesliga sicherlich vermissen, als Charaktere aber nicht.

Die treuesten Kicker der Bundesliga seit Profi-Unterschrift:
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Platz 1: Franck Ribéry (seit dem 01.07.2007). Auf dem Bild posieren Luca Toni und er beim Trainingsauftakt 2007 in München für die Kameras.
quelle: imago
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