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LeBron James in Berlin: Meine zweieinhalb Minuten mit dem Superstar

James beim Auftritt im Funkhaus Berlin.
James beim Auftritt im Funkhaus Berlin.(Quelle: Nike Presse)
Reportage

"Mit dieser Vision fängt alles an" – Meine zweieinhalb Minuten mit LeBron James

10.09.2018, 15:35
David digili
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"Zweieinhalb, vielleicht drei Minuten," sagt mir der rührige Pressemann, der hinter den Kulissen unaufhörlich hin- und herhastet. Zweieinhalb, vielleicht drei Minuten bekomme ich mit LeBron James. Zweieinhalb, vielleicht drei Minuten mit einem der populärsten und erfolgreichsten Sportler der Welt, einer Werbeikone, einer Reizfigur – und: Einem der schärfsten Trump-Gegner der Sportwelt.

In der Halle im Funkhaus Berlin an der Spree dröhnen die Beats, auf einem eigens aufgebauten Basketballfeld spielen Berliner Jugendliche ununterbrochen für einen guten Zweck. Daneben: Imbissstände, ein Friseur und eine umfangreiche Ausstellung mit Basketballschuhen aus James’ Karriere, jedes Paar versehen mit einer Motivationsbotschaft. Motto der Tour von James’ Ausrüster: "More than an Athlete" ("Mehr als ein Sportler").

Meilensteine: Die Ausstellung von James’ Schuhen.
Meilensteine: Die Ausstellung von James’ Schuhen.(Quelle: Nike Presse)

Der 33-Jährige ist dreimaliger NBA-Champion, gilt bereits jetzt als einer der besten Basketballer aller Zeiten. In den letzten Jahren machte sich "King James" aber zusätzlich einen Namen als scharfer Kritiker des US-Präsidenten, bezeichnete Trump bereits als "lachhaft" und "besorgniserregend", warf ihm vor, die Spaltung der US-Gesellschaft zu verstärken. Als Trump 2017 den damaligen NBA-Titelträger Golden State Warriors vom üblichen Besuch im Weißen Haus auslud – obwohl Warriors-Star Stephen Curry bereits zuvor betonte, einen Besuch bei Trump zu boykottieren –, reagierte James: "Du Penner! Ein Besuch im Weißen Haus war eine Ehre, bis Du aufgetaucht bist!"

Als die erzkonservative Moderatorin Laura Ingraham im US-Sender "Fox" forderte, James solle gefälligst "die Klappe halten und dribbeln", erhielt James Zuspruch von allen Seiten – und produzierte eigens eine Dokumentation über die zunehmend wichtige Rolle von Sportlern im aktuellen gesellschaftlichen Klima der USA. James setzt sich ein für soziale Zwecke, finanziert Schulen, kämpft gegen Rassismus. Sogar der in den USA populäre Sportmoderator Skip Bayless – kein James-Fan – sagte einmal: "Abseits des Sports gibt es kein besseres Vorbild für die Jugend als LeBron James."

Plötzlich geht es dann ganz schnell: Der rastlose Pressemann schleust mich hinter den Kulissen hektisch in Richtung des Raumes, in dem James wartet. Ob ich selbst ein Foto machen darf? "Leider nicht", lächelt er verlegen. Dann stehe ich vor ihm. James lächelt freundlich, der Händedruck ist eindringlich. Er schwärmt direkt von Berlin: "Es war ein Erlebnis, die Stadt zu sehen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie 1989 der Mauerfall bei uns im Fernsehen übertragen wurde. Und ich war auch im Olympiastadion, wo es Jesse Owens 1936 allen gezeigt hat. Eine Menge Geschichte hier."

Der Raum ist gefüllt mit Leuten aus dem James-Tross, nebenbei wird ununterbrochen gefilmt für James’ Video-Format "Uninterrupted". Auch hier macht er sich stark gegen soziale Ungleichheit, für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

"Ich wollte mehr als ein Sportler sein"
LeBron James

"Ich wünsche mir, dass junge Menschen mich als Inspiration nutzen, als Anregung", sagt James dann im Interview, seine wachen Augen blitzen dabei auf. "Natürlich bin ich nun in einer Position, in der ich über die nötigen Ressourcen verfüge und großartige Leute in meinem Team an den richtigen Stellen habe – aber alles beginnt mit einer Vision." James spielt seit 2003 in der NBA, galt schon an der Highschool als kommender Megastar. "Ich hatte die Vorstellung, mehr als nur ein Sportler zu sein", erklärt James zu seinen Anfängen. "Meine Vision war, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und auch außerhalb des Basketballs ein erfolgreiches Geschäft aufzubauen."

Bildnummer: 08815223 Datum: 15.10.2011 Copyright: imago/HochZwei/International
Football - soccer: FA Premier League, 2011/2012, FC Liverpool - FC Manchester United, Miami Heat basketball player LeBro ...
Fußballfan: James (li.) 2011 mit Liverpool-Schal an der Anfield Road.imago

Neben seinem gesellschaftspolitischen Engagement ist James auch Geschäftsmann, hält unter anderem Anteile am Premier-League-Klub FC Liverpool. "Ich wusste aber, dass ich zuerst im Basketball erfolgreich sein muss. Wenn du in etwas gut bist, an deinen Fähigkeiten weiter arbeitest und dann noch besser wirst, dann bieten sich auch noch andere Möglichkeiten, ganz von selbst."

James über die Lakers: Wollen die Meisterschaft gewinnen

Neue Möglichkeiten bieten sich James auch sportlich: Ab der kommenden Saison spielt er für die traditionsreichen Los Angeles Lakers – der Wechsel sorgte für ein Erdbeben in der NBA. "Wir wollen mit den Besten mithalten und eine Meisterschaft gewinnen. Das ist mein Ziel, und war schon eine ganze Weile mein Ziel", sagt James – und weiß, dass es mit den Lakers zur Herausforderung wird: Das junge Team hat seit fünf Jahren nicht mehr die Playoffs erreicht, gilt als talentiert, aber längst nicht hochklassig. "Ich sage ja nicht, dass ich es schon dieses Jahr garantieren kann", schiebt James hinterher, "aber wir werden besser als in der letzten Saison sein, und im nächsten Jahr werden wir wieder noch besser sein."

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Duell: James (r.) im Cleveland-Cavaliers-Trikot gegen Warriors-Star Stephen Curry in den Finalspielen der letzten Saison.Bild: imago sportfotodienst

Was ihn so sicher mache? "Wir haben ein großartiges junges Team, dazu gute Neuzugänge, ein hervorragendes Trainerteam – und noch wichtiger: Unsere Führungsetage um Magic Johnson (NBA-Legende, Anm. d. Red.) ist einfach unglaublich." Es herrsche die Überzeugung, an die großen Zeiten des Klubs anzuknüpfen. "Wir wollen Meisterschaften zurück nach L.A. holen. Mit dieser Vision fängt alles an", sagt James.

Am Ende verabschiedet er sich herzlich: "Danke, Bruder!" Dann werde ich wieder aus dem Raum geführt. Schon am Abend zog der James-Tross bereits weiter. Seine Botschaft soll bleiben.

Dieser Artikel erschien zuerst bei t-online.de.

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quelle: franco carabajal
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