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Armut: Obdachlose berichten von erster Nacht im Freien

Niemand ist darauf vorbereitet, obdachlos zu werden.
Niemand ist darauf vorbereitet, obdachlos zu werden.bild: unsplash
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So war die erste Nacht auf der Straße: 9 Obdachlose erzählen

12.11.2019, 18:25
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Langsam aber sicher wird es wieder Winter und die Temperaturen liegen in einigen Regionen Deutschlands bereits um die 0 Grad Celsius, nachts hat es teilweise bereits Minusgrade. Wen die Kälte am härtesten trifft, sind die Obdachlosen, die ihre Tage und Nächte im Freien verbringen. Letzte Schätzungen haben ergeben, dass in Deutschland rund 678.000 Menschen obdachlos sind.

Doch auf der Straße zu leben, ist nicht nur im Winter hart. Ständige Unsicherheit und der Ausschluss aus der Gesellschaft prägen den Alltag. Auf Reddit haben Menschen von ihrem wahrscheinlich unsichersten und verletzlichsten Moment erzählt: ihrer ersten Nacht im Freien.

Versteckte Obdachlosigkeit

"Ich schlief in meinem Auto, auf der Couch von Freunden oder schlich mich in einen unbenutzten Wohnwagen. Während dieser Zeit arbeitete ich die ganze Zeit in einem Supermarkt. Irgendwann hatte ich genug Geld für die Miete einer kleinen schlechten Wohnung zusammen und machte einfach von da aus weiter."
(Source_Points)

Auch Kinder können obdachlos werden
Auch Kinder können obdachlos werdenbild: unsplash

Wenn die ganze Familie obdachlos wird

"Ich hab es gar nicht wirklich mitbekommen, denn ich war erst 6 oder 7. Mein Vater sagte, dass ich einen Rucksack mit Kleidung und Spielzeug packen soll, wir fahren eine Runde um den Block. Meine Mutter weinte und mein älterer Bruder sah verängstigt aus.

Wir fuhren durch die Gegend, bis es dunkel wurde. Dann parkten wir auf einem Supermarktparkplatz. Das war die erste Nacht von vielen weiteren, in denen wir im Auto schliefen. Ich erinnere mich noch, dass meine Eltern immer in Schichten geschlafen haben; einer war immer wach und passte auf."
(Xstitchpixels)

Rückzug in die Natur

"Ich war für ein paar Monate obdachlos. Ich hatte jedoch noch mein Auto und einen schlecht bezahlten Job, also zog ich mit einem Zelt in den Wald. Die erste Nacht war furchtbar kalt und ungemütlich, doch die folgenden Wochen waren nicht zu schlimm.

Ich war gut verborgen an der Stelle, wo ich mein Lager aufgeschlagen hatte und konnte sogar Feuer machen. Es war nicht leicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es in einer großen Stadt noch schwerer und gefährlicher ist." (beandersalad)

Mehr als ein Albtraum

"In der ersten Nacht draußen wachte ich auf einmal auf und fing an, nach "Hause" zu gehen. Nach ein paar Schritten fiel mir wieder ein, dass ich keinen Ort mehr hatte, an den ich gehen konnte, also legte ich mich einfach wieder auf den Boden.

Er war sehr kalt und
ich schämte mich sehr."
(WannabeMoonKnight)

Das schlimmste war die Einsamkeit

"Als Teenager hatte ich viele Probleme mit meiner Mutter und lief quasi von zu Hause weg. Ich schlief in einer katholischen Kirche gegenüber meiner Schule.

Ich lebte dort, wo Menschen begraben waren, manchmal redete ich sogar mit ihnen. Auf Videoaufnahmen würde ich völlig verrückt aussehen. Mir wurde erst klar, wie allein ich auf der Welt war, als ich obdachlos wurde.

Und man kann sich nicht vorstellen, wie kalt Steine und Beton werden können. Die Kälte kriecht bis in die Knochen und ist schmerzhaft."
(Gembloo336)

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Wenn die "Hilfe" keine Hilfe ist

"In meinem Auto zu schlafen, war nicht einmal das schlimmste, da gerade Sommer war. Ich duschte im Fitnessstudio und verbrachte den ganzen Tag in der öffentlichen Bibliothek.

Eines Nachts fand mich die Polizei jedoch schlafend in meinem Auto und brachte mich zu einem Obdachlosen-Zentrum. Das war die schlimmste Erfahrung. Ich lag in meinem Doppelstockbett, während sich drei Männer wegen Drogen stritten und sich anschrien. In meinem Auto fühlte ich mich sicherer."
(22cthulu)

Nichts kann einen darauf vorbereiten

"Es war einfach nur schrecklich, mir war kalt und ich hatte Hunger. In meiner ersten Nacht schlief ich keine Sekunde.

Ich gewöhnte mich mit der Zeit daran: Man muss extrem schnell lernen, um die Obdachlosigkeit zu überleben. Nichts bereitet einen darauf vor."
(QuokkaNerd)

So vieles ist nicht selbstverständlich

"Ich war die meiste Zeit auf Drogen, also traf mich die Erkenntnis, obdachlos zu sein, erst, als ich pleite war. Dann fing die Verzweiflung an.

Ich hing an Tankstellen herum, bettelte die Menschen dort an und stahl hier und da. Es war eine miserable Zeit. Es gibt so viel, dass man als selbstverständlich ansieht: duschen, Kleidung waschen und Ruhe. Es gibt keinen Ort, an den man gehen kann, wo es wirklich ruhig ist.

Zum Glück wurde ich eines Tages beim Stehlen erwischt und verhaftet. So meldete ich mich wieder bei meiner Familie und sie half mir, wieder auf die Füße zu kommen."
(eternalrefuge86)

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bild: unsplash

Zum Glück gab es viel Hilfe

"Mit 18 bin ich von zu Hause weggegangen und bin erst einmal gestrandet. Doch mir wurde dabei auch klar, dass ich mehr Glück hatte als andere.

Ich war jung, weiblich und sah "normal" aus. Also bekam ich von erstaunlich vielen fremden Menschen Unterstützung, die mich sogar "mutig" nannten. Die Erkenntnis traf mich hart, dass ich viel weniger Hilfe bekommen hätte, wenn ich ungepflegt gewirkt hätte, oder ein Mann wäre.

Ich lebte in Spanien und ein paar Nächte im Park fand ich fast ein wenig aufregend. Und nach diesen paar Nächten wurde bereits eine Notfall-Wohnung für mich gefunden. Danach wurde ich in Ruhe gelassen und hangelte mich von einem Job zum nächsten, bis ich eine Ausbildung zur Verkäuferin fand."
(hanny991)

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