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Bachelorette: Warum RTL eine berüchtigte Szene nicht im TV zeigte

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"Bachelorette": Warum RTL eine berüchtigte Szene aus dieser Staffel nicht im TV zeigte

29.08.2019, 10:15
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Am Mittwoch strahlt RTL das Halbfinale der aktuellen "Bachelorette"-Staffel aus. Damit nähert sich die diesjährige Staffel allmählich ihrem Ende. Schon jetzt steht fest: Es war eine für RTL sehr erfolgreiche Staffel – die Einschaltquoten lagen episodenweise sogar fast 50 Prozent über dem RTL-Senderschnitt von knapp zwölf Prozent. Laufen die ausstehenden Shows ähnlich stark, könnte es sogar die erfolgreichste Staffel überhaupt werden.

Keine Frage also: Die "Bachelorette" ist ein Format, das sich bei den Zuschauern fest etabliert hat. RTL weiß das – und wagte in dieser Staffel ein Experiment, das seine Gründe hat, aber nicht ohne Risiko ist.

Rückblick: Es war Folge 5 der "Bachelorette"-Staffel. Gerda und Tim verbrachten die Nacht miteinander. Tim hatte Gerda in der Folge zuvor keinen Kuss geben wollen, weil ihm das zu schnell gegangen sei. Doch eine Woche später hatte er seine Meinung offenbar geändert. Gerda und Tim küssten sich, sie lud den Polizisten ein, bei ihr zu übernachten.

Naturgemäß ist das Übernachtungsdate einer der Höhepunkte aller "Bachelorette"- oder auch "Bachelor"-Staffeln. RTL legt hier stets einen besonderen Fokus drauf.

Doch als sich Gerda und Tim in der aktuellen "Bachelorette"-Staffel aufs Zimmer verkrochen, blieben die RTL-Kameras für den gewöhnlichen TV-Zuschauer außen vor. Was dann passierte? Die Ausstrahlung klärt an dieser Stelle nicht weiter auf. Lediglich Villa-Szenen, in denen Tim mit den Jungs über sein nächtliches Abenteuer spricht, werden gezeigt. Dabei verriet der Polizist, dass er und Gerda gewiss nicht "Mensch ärgere dich nicht" gespielt hätten.

Spannender ist das, was RTL bei der "Bachelorette" nicht zeigte

Doch wer genau hinschaute, dem fiel etwas an diesem Abend auf. Es war nur ein kleiner Hinweis, den RTL da im Bildschirm platzierte. Doch der Hinweis ist stellvertretend für eine viel größere, spannende und doch auch besorgniserregende Entwicklung, die dahintersteckt – und die RTL auf seine Art anzugehen versucht.

RTL blendete am Fernsehbildschirm einen Hinweis ein, wonach Szenen vom "Morgen danach" exklusiv auf RTL.de zu sehen seien.

Tatsächlich brach RTL an jenem Mittwoch mit einer Tradition, mit der der Sender in den vergangenen fünf "Bachelorette"- und neun "Bachelor"-Staffeln gut gefahren war. Anders als in allen sonstigen Ausgaben der Dating-Show wurde dieses Mal nicht im Fernsehen gezeigt, wie der Morgen nach dem Übernachtungsdate verlief. Keine Szenen der beiden nach dem Aufstehen, keine verlegenen Aussagen über das, was vergangene Nacht passiert oder nicht passiert ist. Nichts.

Warum hat RTL diese "Bachelorette"-Schlüsselszene den TV-Zuschauern vorenthalten?

Nur wer im Nachgang auf RTL.de ging, sah in einem Video, wie Gerda verlegen die Schlafzimmer-Tür öffnet und Tim, der im weißen Bademantel gekleidet war, Frühstück ans Bett brachte. Die beiden grinsten, erzählten ausführlicher von ihrem Abend.

Genauer nachzulesen ist das hier: Bachelorette Gerda lässt Tim übernachten – was RTL im TV nicht zeigte.

Bleibt nur die Frage: Warum hat RTL einen der spannendsten und wichtigsten Staffelmomente den treuen TV-Zuschauern vorhalten und bietet ihn weiterhin nur online an?

Die neue Strategie: RTL bezieht Stellung

Watson hat bei RTL angefragt. Die Themenwelt des Formates werde ganz bewusst auf RTL.de weitererzählt, teilt der Sender mit.

Ein RTL-Sprecher sagt:

"Es sind wohlüberlegte redaktionelle Entscheidungen, was in einer Staffel/Sendung gezeigt wird und was nicht. Immer alles gleich machen, wäre doch langweilig."

In Hinblick auf den Zuschauer stelle die Weiterführung der Geschichten bei RTL.de einen Mehrwert dar, der auch gerne angenommen werde, so RTL weiter.

RTL hat offenbar nicht die Befürchtung, seine TV-Zuschauer unbefriedigt zurückzulassen – oder nimmt das zumindest in Kauf, um sich strategisch neu aufzustellen. Denn die Entwicklungen, mit denen der TV-Markt sich gerade konfrontiert sieht, sind dramatisch.

Immer mehr Jüngere kehren traditionellen Fernsehen den Rücken

Schon bei den Zahlen im Gesamtpublikum haben es die großen Sender zunehmend schwer. Einer der Gründe ist die Fragmentierung des Fernsehmarktes. Es gibt immer mehr kleinere Sender, die den großen Vollprogrammen die Marktanteile abjagen. RTL beispielsweise hatte 2007 noch einen Marktanteil im Gesamtpublikum von 12,4 Prozent – im vergangenen Juli lag dieser Wert bei 8,1 Prozent.

Noch dramatischer ist die Entwicklung in der jüngeren und damit auch maßgeblich werberelevanten Zielgruppe. Denn während bei den Älteren immerhin die Gesamt-Fernsehdauer stabil bleibt, kehren die Jüngeren dem traditionellen Fernsehen an sich den Rücken. Die 14- bis 29-Jährigen beispielsweise schauten im Jahr 2017 im Schnitt nur noch 105 Minuten pro Tag Fernsehen. 2007 waren es noch 133 Minuten. (meedia)

TV war gestern, Netflix und Amazon sind heute – RTL steuert gegen

Stattdessen dominieren heute Player wie Netflix oder Amazon den Bewegtbildmarkt mit Eigenproduktionen und Abo-Modellen, verzeichnen dabei gigantische Wachstumsraten, während das klassische Fernsehen schrumpft.

Die Fernsehsender und insbesondere auch RTL reagieren auf diese Entwicklung. Die RTL-Gruppe versucht es mit TV Now. Einst diente die Website nur als Mediathek, seit Dezember baut RTL TV Now zum Streamingdienst um.

Auswirkungen dieser Veränderungen spüren Zuschauer schon heute. Jede "Bachelorette"-Folge beispielsweise ist schon ein paar Tage vorher auf TV Now zu sehen – allerdings nur für zahlende Kunden. Ähnlich ist es bei anderen Formaten wie dem "Sommerhaus der Stars". Neben TV Now ist RTL.de ein weiteres großes Projekt des Senders. Die Website wurde zu einem multithematischen Boulevard-Nachrichtenangebot umgebaut.

Die Strategie von RTL scheint klar: Mit seinen starken TV-Formaten will der Sender auch seine neuen Hoffnungs-Angebote RTL.de und TV Now pushen. Es könnte hier die richtige Taktik sein. Oder am Ende TV-Fans nur noch weiter wegstoßen.

König Charles verpasst wichtiges Event und sendet trotzdem klare Botschaft

Seit König Charles III. vor wenigen Wochen seine Krebserkrankung öffentlich machte, nimmt der Monarch wesentlich weniger Termine wahr. Zwar hält er weiterhin Audienzen, doch in der Öffentlichkeit sieht man den König wesentlich seltener als zuvor. Aktuell übernehmen vor allem Königin Camilla, Prinzessin Anne und Prinz Edward Termine im Namen der Königsfamilie.

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