Das Coronavirus, die damit zusammenhängenden Maßnahmen und die möglichen wirtschaftlichen Folgen sind in den Polit-Talk-Runden derzeit Thema Nummer eins. Auch Markus Lanz sprach am Mittwochabend mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, CDU-Politiker Philipp Amthor, Kriminalkommissar Sebastian Fiedler, Zukunftsforscher Matthias Horx und der Virologin Prof. Melanie Brinkmann über die Corona-Krise.
Und in der Talkrunde wurde noch einmal besonders deutlich, wieso derzeit auch so viele junge Menschen von dem Virus – und auch von schweren Verläufen – betroffen sind.
Lanz wollte von Virologin Brinkmann wissen, wie es sein kann, dass plötzlich doch so viele junge Menschen erkrankt sind. Aber eins vorweg: Ein neues Phänomen ist das nicht, wie Brinkmann deutlich macht. Allerdings hat sie eine Erklärung dafür, wie es zu den vermehrten Fällen kommen konnte:
Natürlich seien auch ältere Leute dabei, aber das seien eben nicht vorwiegend die, die anschließend eng beieinander beim Après-Ski feiern. "Das sind Orte, wo die Leute eng gedrängt stehen. Da kann sich dieses Virus wunderbar verteilen. Da werden die Gläser nicht richtig ausgewaschen", erläutert sie.
Allerdings macht Brinkmann auch deutlich, dass das Virus häufiger auf die Älteren, auf Menschen über 60, übertragen wird und diese Gruppe vermehrt in Krankenhäusern behandelt werden müssten. Und die sind die Risikogruppe.
Beunruhigender ist allerdings, was Brinkmann über mögliche Langzeitfolgen der Lungenkrankheit sagt. Denn davor sind auch junge und genesene Menschen nicht gefeit. Das Gefährliche ist, das Lungengewebe zerstört werden kann. "Da tut das Immunsystem etwas zu viel des Guten", erklärt sie. "Es gibt erste Hinweise, dass es auch zu nachhaltigen Schäden kommt, zu Narbenbildung in der Lunge. Das kann man noch nicht genau beurteilen. Man muss jetzt gucken, wie sind die Dauerschäden", führt sie weiter aus.
Allerdings macht die Virologin auch Hoffnung: Es gibt bereits zahlreiche Studien und Forschungen zu Wirk- und Impfstoffen. Und darunter sind tatsächlich auch Wirkstoffe, die sehr vielversprechend seien, wie sie sagt. Aber nicht nur an bereits bekannten Wirkstoffen wird geforscht, sondern auch an völlig neuen.
Außerdem ist eine Antikörper-Therapie ein Ansatz, an dem ebenfalls derzeit fieberhaft gearbeitet wird. "Das ist ein sehr vielversprechender Weg und es gibt bereits erste Erfolge", erklärt sie. Man müsse nun schauen, wie effektiv es sei. Wenn es gut laufe, könne man damit bereits in zwei Monaten an Patienten arbeiten.
Eins will Lanz von der Virologin aber auch abseits möglicher Therapiemöglichkeiten wissen: Wie steht es um den großflächigen Einsatz von Schutzmasken, wie man es derzeit in Südkorea sieht, wo etwa 98 Prozent der Menschen im Alltag mit einer Maske herumlaufen. Wäre das eine Maßnahme, die auch in Deutschland denkbar – und vor allem sinnvoll – wäre?
"Das ist ein Szenario, da könnte man auf jeden Fall drüber nachdenken", sagt Brinkmann. Aber die Masken dienen immer noch als Fremdschutz, wie sie sagt. "Ich habe mir jetzt auch eine Stoffmaske von meiner Nachbarin nähen lassen", wie sie sagt. Weil sie, wenn sie mit einer fremden Person im Auto sitze, den Abstand nicht immer einhalten könne.
Aber selbst, wenn nun alle Menschen Atemschutzmasken tragen wollen würden – einen entscheidenden Haken gibt es: "Im Moment haben wir einfach keine." Und die Masken, die jetzt geliefert werden, bräuchten die Leute an der vordersten Front – in der Pflege und im Krankenhaus.
Aber nicht nur mögliche Therapien im Kampf gegen das Coronavirus wurden an dem Abend thematisiert. Mit Peter Altmaier wurde außerdem über die wirtschaftliche Lage und das Rettungspaket der Bundesregierung gesprochen. Er sagt, der Staat würde alles tun, um dabei zu helfen, dass Firmen niemanden entlassen müssten. Gerade die Kurzarbeit sei dabei ein wichtiger Faktor. Allerdings auch kein Allheilmittel.
CDU-Politiker Philipp Amthor gibt zu bedenken:
Trotzdem ist er dafür, gerade als Politiker, Zuversicht zu zeigen. Die Gesundheitskrise soll sich nicht auch noch zu einer allzu extremen Wirtschaftskrise werden. "Wir versuchen das bestmöglich abzufedern", sagt er. Deshalb lobte er auch das Rettungspaket der Regierung: "Ich finde die Entschlossenheit ist genau das Richtige."
Wie lange es allerdings dauern wird, bis wieder etwas Normalität einkehrt, dabei wollten sich die Politiker nicht festlegen. Altmaier gehe davon aus, "dass der Höhepunkt der Pandemie in einigen Wochen, spätestens in ein oder zwei Monaten, erreicht und überschritten ist" und dann auch mehr Menschen gegen die Krankheit immunisiert sind. Ob das allerdings tatsächlich so eintreten wird, wissen auch die Virologen nicht mit Sicherheit, wie er weiter zu bedenken gibt.
Man wisse aber, dass man so einen Shutdown nicht endlos durchhalten kann. "Ich hoffe schon, dass das Ganze nicht ein halbes oder ein dreiviertel Jahr anhalten wird", erklärt Altmaier. Aber morgen wird es nicht vorbei sein. So viel ist sicher.
(jei)