Unterhaltung
Interview

Die Orsons im Interview: "Einen leichten Bühnen-Alkoholismus gab es"

Kaas, Maeckes, Tua, Bartek – Die Orsons von links nach rechts
Kaas, Maeckes, Tua, Bartek – Die Orsons von links nach rechtsinstagram.com/orsonsdie
Interview

"Einen leichten Bühnen-Alkoholismus gab es" – Die Orsons im Interview

19.07.2019, 19:4426.07.2019, 15:39
Mehr «Unterhaltung»

Deutscher HipHop ist vielfältig und vor allem groß geworden. 2008, als Deutschrap noch am Boden lag, gründete sich eine Band, die mit vielen antiquierten HipHop-Elementen auf ironische Weise spielte: die Orsons. Vier unterschiedliche Rapper, die sich immer wieder die Köpfe einschlugen, solo machten und dann wieder zueinander fanden. So auch derzeit: Am 2. August erscheint ihr fünftes Album "Orsons Island".

Wir von watson trafen uns im Rahmen der "Yo! MTV Raps"-Aufzeichnung (Samstags, ab 7. September) in Berlin zum Interview. Wir sprachen über Autotune, die Hype-Awards und Alkoholexzesse.

watson.de: Ihr habt euch als "Die Orsons" vor elf Jahren zusammengetan. Was ist heute besser und was schlechter als damals?

Tua: Anfangs war es mehr Haltung. Jetzt sind wir viel mehr "Band", jetzt machen wir Musik. Wir wissen jetzt, wie man Songs schreibt und viel mehr, was wir sein wollen. Gleichzeitig ist die Lockerheit weniger. Die reine Freude am Musikmachen hat sich verändert.
Bartek: Das Songwriting ist besser geworden, die Lines sind schlechter. Die CD-Verkäufe sind schlechter als damals, aber die Wohnsituation ist besser.

Tua.
Tua.Bild: imago stock&people

Löst ihr mittlerweile Meinungsverschiedenheiten anders?

Maeckes: Wir sind cooler miteinander, aber es ist immer noch genauso anstrengend wie immer. Früher haben wir uns die Köpfe eingehauen und jeder wollte auch in dem Gebiet vom anderen zeigen, was er kann. Jetzt weiß jeder, wer was kann und lässt denjenigen da auch glänzen.

Wenn ihr nicht "Die Orsons" heißen würdet, wie dann?

Kaas: Kommando Bimberle.
Tua: Wir haben immer so Unterbandnamen, ein paar verschiedene, die lassen wir aber vielleicht im Dunkeln. Das führt zur Indizierung unserer Musik.
Bartek: "Kommando Bimberle" oder "Don´t Touch My Hair".

Bei den Hype Awards kamen viele Rapper zusammen, was nicht gut geklappt hat. Ihr seid auch vier unterschiedliche Rapper und Charaktere – wie funktioniert das bei euch?

Kaas
: Bei den Hype-Awards hatte das glaub ich nichts damit zu tun, dass das alles Rapper auf einem Haufen waren, sondern dass das eine neue Veranstaltung war, bei der vieles schief gelaufen ist. Das ist natürlich unglücklich. Gerade weil die Idee eigentlich super schön war, einen HipHop-Award zu machen.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Show breiter aufgefächert wird. Das waren jetzt gefühlt Gangster-Rap-Awards. Ich finde "Yo! MTV Raps" cooler, weil mehr von der HipHop-Kultur gezeigt wird.

Berlin Peace x Peace Festival 2019 Die Orsons ist eine deutsche Hip-Hop-Gruppe,steht beim Benefiz-Festival Peace x Peace - Give Love - Get Peace am 01.06.2019 in Berlin auf der Parkbuehne. *** Berlin  ...
Kaas.Bild: imago images / Eibner

Früher war bei euren Auftritten oft Alkohol im Spiel. Ist das heute noch so?

Maeckes: Früher haben wir schon vor den Auftritten hart gesoffen, bis wir zu nichts mehr zu gebrauchen waren. Und das hat man dann irgendwann aus Professionalitätsgründen auf nach der Show verschoben. Eigentlich aber auch nur teilweise.
Tua: Ja, ich erinnere mich nämlich an ein Festival vor ein paar Wochen, wo schon viel gepichelt wurde.
Maeckes: So einen leichten Bühnen-Alkoholismus gab es schon, mit Schnäpsen vor der Show, damit man lockerer ist.
Tua: Aber seit unsere Shows vom Performance-Level her komplexer geworden sind, ist das nicht mehr so. Vor zehn bis 15 Jahren sind wir mit einem DJ und einem Beat auf die Bühne gekommen. Da war es witzig, besoffen zu sein. Man musste nur noch grade irgendwie den Takt treffen und die richtige Energie aufbringen. Bei unseren jetzigen Shows ist Klarheit im Kopf schon besser.

Die Orsons – "Grille"

"Steilheit durch Piwos; Keine Zeit für Konversation; 400 Shots Munition; Ich schieß' nochmal, damit sich's lohnt"Video: YouTube/Chimperator Channel

Wer verträgt mittlerweile am wenigsten Alkohol?

Tua: Ich glaube ich. Ich habe ja fünf Jahre lang gar nicht getrunken, und jetzt auch irgendwie wieder nicht. So zwischen drin kurz ein bisschen.
Maeckes zu Tua: Das halte ich für das größte Gerücht, dass du jemals am wenigsten Alkohol verträgst.
Tua: Ey, ich habe letztens zwei Bier getrunken und war der steilste Mensch der Welt. Also wirklich, ich kann gar nichts am Glas. Was eigentlich voll geil ist, das ist eigentlich das perfekte Level.
Bartek: Wir vertragen glaub ich alle nicht viel, ich vertrage auch nicht viel.
Alle: Jajajaja…
Bartek: Aber ich trink halt dermaßen viel. Ich bin nach zwei Bier genauso steil, wie andere nach vier Bier, aber ich trinke halt dann 40.

01.06.2019, xlakx, Entertainment Musik, PxP Festival 2019 emspor, v.l.Die Orsons ist eine deutsche Hip-Hop-Gruppe,steht beim Benefiz-Festival Peace x Peace - Give Love - Get Peace am 01.06.2019 in Ber ...
Maeckes links und Bartek rechts im VordergrundBild: imago images / Jan Huebner

In welcher Weise unterscheidet sich die Art, wie ihr das Stilmittel Autotune in eurer Single "Dear Mozart" benutzt, von der Art, die ihr darin kritisiert?

Tua: Am Ende ist der Song eine Darstellung der aktuellen Situation. Es soll so verstanden werden, dass wir selbst nicht so recht wissen, was wir davon halten sollen. Deswegen nehmen wir Mozart als Einigungsgröße. Alle finden, dass er gut ist. Und wir fragen ihn, was er davon hält.
Maeckes: Wobei Bartek beim Einstieg schon kritisch ist. Und Kaasi ist totaler Fan, der Autotune auf all unsere Songs machen will. Es gibt verschiedene Meinungen bei uns.
Tua: Autotune ist in etwa so wie die E-Gitarre. Die wurde zu Beginn auch heftig kritisiert, weil sie überall verwendet wurde. Doch sie hat ihren Platz als Stilmittel gefunden. Und ich denke, so ist das mit Autotune auch. Wir sind nur momentan in der Hochzeit davon.

Doch der harte, T-Pain-artige Autotune ist schon weniger geworden. Es gibt mehr, sublimierter getunetes Zeug. Plus: Es ist ja mittlerweile auch ein HipHop-Statement. Wenn du heute irgendwo Autotune drauf machst, dann ist es auch gleich ein bisschen HipHop.

Die Orsons – "Dear Mozart"

Tua, in "Dear Mozart" rappst du von "Algorhythmus im Blut". Hat sich HipHop für Spotify und Youtube zu sehr kommerzialisiert?

Tua: HipHop ist Pop. Es ist die Musik der Stunde. HipHop ist gar nicht so leicht abzugrenzen, das war es im Übrigen noch nie. Seit es jedoch so erfolgreich ist, ist die Frage nach der Definition aufgeworfen worden. Wenn jetzt Miley Cyrus auf Trap-Beats singt, ist das dann nicht mehr HipHop?
Bartek: Das sich alle an dem einen, erfolgreichen Rezept orientieren, hat für mich schon was von Eurotrash. Das wird sich auch irgendwann tot spielen. Aber bis dahin wird, so lange es funktioniert, dieses Rezept genommen und dabei wird zum Teil auch sehr schreckliche Musik entstehen, bis sich alle wieder neu orientieren. Mit dem Algorithmus hat man jetzt nur die Möglichkeit, viel genauer auszuwerten, was Erfolg hat und was nicht.
Tua: Ich glaub Eines ist sicher, es wird nicht besser. Es wird vielleicht anders, aber besser wird es nicht. Die Musik, auf die sich die größte Masse an Menschen einigen kann, wird nicht besser.
Kaas: Das wird sogar noch schlechter. Alles geht kaputt, wir sterben. Bald sind wir alle tot.

Hype um "Fallout": Amazon-Serie ist sogar besser als "Game of Thrones"

Videospiel-Verfilmungen erleben derzeit ein Hoch. Gaming-Klassiker wie "The Last of Us", "Bioshock" und "God of War" haben bereits Adaptionen erhalten oder entsprechende Produktionen sind in naher Zukunft geplant. Lange hatten Gaming-Verfilmungen einen schlechten Ruf, doch das Blatt wendet sich und der neueste Beweis dafür ist "Fallout".

Zur Story