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"Illner": Karl Lauterbach warnt wieder – dann fällt ihm Boris Palmer ins Wort

Karl Lauterbach verteidigt sich gegen die Einwände von Boris Palmer.
Karl Lauterbach verteidigt sich gegen die Einwände von Boris Palmer.Bild: screenshot ZDF
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"Illner": Lauterbach warnt wieder – dann fällt ihm Palmer ins Wort

26.02.2021, 09:18
maik mosheim
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Deutschland lockert in absehbarer Zeit – das ist zumindest der Plan von Bund und Ländern. Doch die Infektionszahlen sind weiter ziemlich hoch und das Impfen geht nicht wirklich voran. Wie lockern wir also so sicher wie möglich? Darüber spricht Maybrit Illner am Donnerstagabend im ZDF mit folgenden Gästen:

  • Karl Lauterbach (SPD), Epidemiologe, Mitglied des Bundestags
  • Susanne Schreiber, Biophysikerin, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats
  • Boris Palmer (Bündnis 90/ Die Grünen), Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen
  • Isabelle Oberbeck, Amtsärztin und Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Weimar
  • Harald Lesch, Wissenschaftsjournalist und Moderator
  • Shakuntala Banerjee, Journalistin und Moderatorin beim ZDF

"Ich glaube wir schaffen es nicht mehr", sagt Oberbürgermeister Boris Palmer. Sollte noch bis zum Sommer damit gewartet werden, den Einzelhandel zu öffnen, würden es viele Läden nicht schaffen und reihenweise Geschäfte würden pleitegehen. Auch die Menschen seien sehr Lockdown-müde.

Boris Palmer setzt in Tübingen auf eine umfassende Teststrategie
Boris Palmer setzt in Tübingen auf eine umfassende TeststrategieBild: screenshot ZDF

Lauterbach: "Da rasen zwei Züge aufeinander zu"

Und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, seit Monaten Stammgast in allen Talkshows, schaltet sofort wieder in den Warnmodus, in dem er sich seit Beginn der Pandemie befindet. "Da rasen zwei Züge aufeinander zu und keiner weiß, wie das ausgeht", beginnt er schon drastisch und mit Verweis auf die britische Corona-Mutationen, die sich in Deutschland immer weiter ausbreitet. Lauterbach führt aus:

"Das wird dazu führen, dass wir an vielen Plätzen die 35 (Neuinfektionen auf 100.000 Einwohnern, Anm. d. Red.) nicht mehr erreichen werden. (...) Somit machen wir aus meiner Sicht einen ganz zentralen Fehler. Wir kommunizieren schizophren: Erstens, die dritte Welle mit der gefährlichen Mutation ist da, der Bürger muss in eine berechtigte Sorge kommen und auf der anderen Seite wird von Lockerungen gesprochen. Das versteht niemand."
Karl Lauterbach
SPD-Politiker Karl Lauterbach, der Mahner und Warner Deutschlands.
SPD-Politiker Karl Lauterbach, der Mahner und Warner Deutschlands.Bild: screenshots ZDF

Lauterbachs Krisenmodus stößt momentan allerdings auf wenig Beliebtheit bei den Politiker-Kollegen, immer wieder bekommt er starken Gegenwind. So auch an diesem Abend. Während einem von Lauterbachs Wortbeiträgen zur mangelnden Qualität vieler derzeit in der Zulassung steckender Schnelltests, schaltet sich Grünen-Politiker Palmer ein und fällt seinem Kollegen ins Wort. Seine Stimme ist mit einem Mal sehr laut - was wohl auch an seinem Mikrofon liegt:

"Sind aber alles lösbare Probleme. Nicht immer nur Bedenken vortragen, man kann auch Lösungen vortragen."
Boris Palmer

Lauterbach verteidigt sich, sagt er würde auch Lösungen anbieten, Moderatorin Illner schneidet sich kurz darauf auch noch dazu. Als Mahner und Warner hat man es in einer lange andauernden Krise nun mal nicht besonders leicht.

Krise in der Bundesregierung

Das gilt auch für die Bundesregierung. Denn dort besteht derzeit alles, nur keine Einigkeit. Vor allem zwischen Kanzlerin Merkel und Gesundheitsminister Spahn kriselt es gewaltig, immer wieder preschte Spahn mit Aussagen vor, die Merkel später wieder einfing. Ob Spahn zu schnell und Merkel zu langsam sei, fragt Moderatorin Illner die zugeschaltete ZDF-Journalistin Shakuntala Banerjee.

Shakuntala Banerjee ordnet die Krisenstimmung in der Regierung ein.
Shakuntala Banerjee ordnet die Krisenstimmung in der Regierung ein.Bild: screenshot ZDF

Die antwortet nicht klar mit "ja", ordnet aber ein, dass Jens Spahn an einigen Stellen wohl zu überschwänglich mit kleinen Erfolgen umging und sich deshalb auch häufiger schon erklären musste.

AstraZeneca hat ein Imageproblem - doch vor allem die Organisation ist mangelhaft

Einer der größten Streitfaktoren ist dabei die Impfstoff-Frage. Das Thema Beschaffung ist gefühlt schon wieder in der Schublade, jetzt regiert vielmehr das Problem, dass mehr als eine Million Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca unbenutzt herumliegen. Und dass nicht nur, weil das Mittel ein Imageproblem hat und nicht für Über-65-Jährige zugelassen ist – sondern auch weil die Organisation vorsichtig formuliert offenbar sehr schlecht ist.

"In Berlin gibt es für Vorerkrankte, Polizisten und Lehrer keine Möglichkeit, an den Impfstoff heran zu kommen."
Susanne Schreiber
Susanne Schreiber bemängelt die Impf-Verzögerungen.
Susanne Schreiber bemängelt die Impf-Verzögerungen.Bild: screenshots ZDF

Heißt: Diese Gruppen können keinen Impf-Termin bekommen, weil das Mittel nicht für sie freigegeben ist. Für Susanne Schreiber ein Unding. Und man fragt sich wieder einmal, wie so etwas passieren kann und warum die Freigabe so lange dauert. Selbst der Weltmeister der Vorsicht, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, hatte jüngst gefordert, die Priorisierung einfach mal zu vergessen und die vorhandenen AstraZeneca-Dosen frei zu verimpfen.

Der wichtige Appell des Harald Lesch

In der Runde besteht Einigkeit darüber, dass man den britisch-schwedischen Impfstoff für sehr gut hält und dass man sich sofort mit ihm impfen lassen würde.

Physiker Harald Lesch richtet Appell an die Bevölkerung.
Physiker Harald Lesch richtet Appell an die Bevölkerung.Bild: screenshot ZDF

Und der Wissenschaftsjournalist Harald Lesch, der an diesem Abend mehrfach "Pragmatismus" fordert und sich damit dafür stark macht, nur an den Stellschrauben zu drehen, an denen es auch sinnvoll ist zu drehen ("wir können nicht einfach wieder sagen, wir fangen überall an zu öffnen"), richtet einen wichtigen Appell an die Bevölkerung:

"Ich kann nur alle ermuntern: Lassen Sie sich impfen, das ist gelebte Solidarität."
Neues Album von Helene Fischer: Schlager-Queen könnte Genre wechseln

Helene Fischer gehört zu den erfolgreichsten Künstlerinnen Deutschlands. Die Sängerin erfindet sich dennoch immer wieder neu, vor wenigen Monaten etwa nahm sie mit Shirin David zusammen einen Remix ihres Hits "Atemlos" auf, bei dem Shirin einen Rap-Part beisteuerte.

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