Wirtschaft
28.09.2018, 06:4028.09.2018, 07:47
Die amerikanische Börsenaufsicht hat Klage gegen Tesla-CEO Elon Musk eingereicht. Vorgeworfen werden dem 47-Jährigen Wertpapierbetrug durch Falschaussagen, als es um einen möglichen Börsen-Rückzug von Tesla ging. Die Aktie fiel daraufhin um rund sechs Prozent.
Weder Musk noch sein Unternehmen äußerten sich zunächst zu der Klage.
Was war passiert?
Musk hatte im August bei Twitter angekündigt, Tesla zum Kurs von
420 Dollar von der Börse nehmen zu wollen. Die Finanzierung dafür sei
gesichert. Der Plan hatte sofort für Argwohn gesorgt, da er völlig
überraschend kam und dafür sehr viel Kapital erforderlich gewesen
wäre, das Tesla nicht hatte.
Nach nur gut zwei Wochen wurde das
waghalsige Projekt dann genauso unerwartet wie es angekündigt wurde,
wieder abgeblasen. Wegen des Verdachts auf Marktmanipulation folgten
Sammelklagen von Investoren und Ermittlungen der Börsenaufsicht (SEC). Laut
US-Medienberichten prüft auch das Justizministerium den Fall.
Was wird Musk vorgeworfen?
Die Aufsicht beschuldigt Musk, Teslas Aktionäre "wissentlich oder
bewusst" in die Irre geführt zu haben. Während er öffentlich
behauptete, einen Deal für einen Börsenabgang in der Tasche zu haben,
sei ein solches Vorhaben in Wirklichkeit noch nicht einmal mit
potenziellen Geldgebern diskutiert worden.
Trotz der allgemeinen
Irritation über seine Aussagen, habe Musk sich erst deutlich später
ausführlicher im Firmenblog geäußert und auch dort keine Klarheit
über die Finanzierungsfrage geschaffen.
Bild: reuters
Was sind die Konsequenzen?
Die Aufseher fordern in der
Klage harte Konsequenzen - sie wollen Musk unter anderem richterlich
verbieten lassen, weiter börsennotierte Unternehmen zu führen.
Musk hielt zwar bis zuletzt an seiner Behauptung fest, dass "mehr
als genug" Finanzmittel vorhanden gewesen wären, um Tesla von der
Börse zu nehmen. Die Antwort, wo das Geld hätte herkommen sollen,
blieb aber offen.
Um den Eindruck zu zerstreuen, der Tweet zum
Börsenrückzug sei nur ein Bluff gewesen, hatte Tesla kostspielige
Maßnahmen zur Prüfung der Idee ergriffen.
So ließ sich die Firma etwa
von der Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und von den
Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley
beraten – bis der Plan Ende August kurzerhand wieder
begraben wurde.
Wo steht Musk jetzt?
Auch abgesehen vom Chaos um die Privatisierungspläne von Tesla
hat sich Musk zuletzt vom größten Hoffnungsträger zur größten
Belastung seiner Firma entwickelt. Der umtriebige Tech-Milliardär,
der neben Tesla auch noch die Raketenfirma SpaceX, die
Tunnelbohrgesellschaft Boring Company und etliche andere Projekte
betreibt, stieß die Finanzwelt in den vergangenen Monaten oft genug
mit seinen Eskapaden vor den Kopf:
- Erst räumte er in einem emotionalen Zeitungsinterview gesundheitliche Probleme und Schlafmittelkonsum ein, dann rauchte er auch noch vor laufender Kamera einen Joint.
- Darüber hinaus brockte sich der Tesla-Chef eine Verleumdungsklage ein durch eine merkwürdige Fehde mit einem britischen Taucher, der im Juli bei der dramatischen Rettung eines thailändischen Fußball-Teams mitgeholfen hatte, das tagelang in einer überschwemmten Höhle eingeschlossen war.
- Und zu allem Überfluss läuft es auch bei Tesla alles andere als rund: Musk laufen seit Monaten Manager davon, zudem kämpft das Unternehmen mit Produktionsproblemen beim Hoffnungsträger Model 3 – dem ersten günstigeren Tesla für breitere Käuferschichten.
(gam/dpa)