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Dieser Mann sammelt jetzt Plastikmüll aus dem Pazifik

epa05385984 Dutch inventor Boyan Slat stands on a boat in front of first prototype set up of 'The Ocean Cleanup', which is being installed off the Dutch coast near Scheveningen, The Netherla ...
Bild: ANP
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Gigantische Mengen Plastik treiben im Meer – dieser Mann wird das ab Samstag ändern

08.09.2018, 10:35
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In der prächtigen Bucht von San Francisco liegt ein riesiger Schwimmkörper für eine einzigartige Säuberungsaktion bereit. Wie Fangarme sollen sich zwei Kunststoffrohre von je 600 Metern Länge um die riesigen Berge von Plastikmüll im Meer legen – zunächst auf dem Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii. „Ocean Clean Up“ heißt das Projekt, des Niederländers Boyan Slat, das an diesem Samstag an den Start geht. Slat, 24, sagt der niederländischen Zeitung „Volkskrant“:

"Unser Prototyp in der Nordsee war schnell hinüber. Daraus haben wir viel gelernt. Ich bin voller Zuversicht, dass das System jetzt intakt bleibt."
Boyan Slat, Plastiksammler,volkskrant

Die 3 wichtigsten Fakten zum "Ocean Clean up":

Wie soll die Sammelaktion funktionieren? 

System 001 (in der Theorie)...

Am Samstag wird die U-förmige Anlage unter der Golden Gate Brücke hindurch knapp 500 Kilometer von der Küste weg aufs offene Meer gezogen. Ziel ist das sogenannte Great Pacific Garbage Patch – der große Pazifikmüllfleck. Das Gebiet gehört zu den fünf größten Strömungswirbeln weltweit, an denen sich gigantische Mengen Plastikmüll sammeln.

... und in der Praxis

Forscher sprechen von 1,8 Billionen Plastikteilen – alleine im am stärksten verschmutzten Pazifikgebiet, das sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern erstreckt, mehr als viermal die Fläche Deutschlands. 80.000 Tonnen Plastik treiben im Pazifik – das entspricht dem Gewicht von 450 Jumbo Jets.

Jetzt soll ein Teil des Mülls aufgesammelt werden. Der Schwimmkörper, an dem eine Art Vorhang drei Meter tief ins Wasser hängt, soll durch den Plastikteppich treiben und den Müll einsammeln. Boyan Slat sagt:

"Technik ist unglaublich mächtig. Sie hat das Problem geschaffen. Sie soll es auch lösen."
Boyan Slat, Umweltschützer

So läuft das mit dem großen Plastikfleck im Pazifik

Wer ist der Niederländer? 

Boyan Slat, 24, kommt aus der Universitäts-Stadt Delft nahe Den Haag in den Niederlanden. Sechs Jahre hat der Niederländer an dem Projekt gearbeitet. Es fährt unter holländischer Flagge und wird auch von der niederländischen Regierung unterstützt.

Die Idee kam ihm mit 16 (beim Tauchen)

Schon mit 16 Jahren kam er auf die Idee mit den Fangarmen gegen Plastik. Beim Tauchen in Griechenland sei ihm die Idee gekommen, als er im Meer „fast mehr Plastik als Fische“ sah, so Slat. Er konnte Investoren sowie zahlreiche Universitäten und Unternehmen für sein Millionenprojekt gewinnen. Die Zentrale ist im niederländischen Delft, vor der Nordseeküste wurden die ersten Prototypen getestet.

Vorausgesetzt, bei der Generalprobe in Kalifornien mit „System 001“ läuft alles wie geplant, sollen 60 derartige Anlagen installiert werden.

Und sind jetzt mal alle zufrieden? 

Slats Projekt wirft auch Fragen auf und wird von vielen Experten eher kritisch gesehen. Ein Kritikpunkt: „The Ocean Cleanup“ kratze buchstäblich nur an der Oberfläche. Eben Schwartz von der California Coastal Commission, einer staatlichen Behörde für Küstenschutz, verweist darauf, dass sich der Großteil des Plastikmülls in den Weltmeeren unter der Wasseroberfläche ansammelt, bis zum Meeresboden. Schwartz sagt:

"Natürlich gibt es eine Menge Plastikmüll an der Oberfläche des Garbage Patch, aber der macht nicht einmal drei Prozent der gesamten Plastikmasse aus, die jährlich in die Weltmeere wandert."
Eben Schwartz, Kalifornische Küstenbehörde

Schwartz weiter: Slat habe bestimmt die "besten Absichten", Müll zu entfernen, doch viel wichtiger sei es, von vornherein zu verhindern, dass weiter Plastik in die Ozeane gelangt.

Weitere Bedenken von Forschern, dass sich Meerestiere in der schwimmenden Barriere verfangen, weist das Team um Slat zurück. Mit der Wasserströmung könnten sie unbeschadet unter der Anlage wegtauchen, heißt es auf der Webseite der Stiftung.

(dpa, per)