Xylosandrus germanus war bereits ein Landwirt, als es Menschen noch gar nicht gab.
Vermutlich schon seit Millionen Jahren baut dieser Ambrosiakäfer in sterbenden Bäumen ganze Pilzgärten an. Der wichtigster Dünger für den Pilz-Rasen? Alkohol.
Ein Team von Forschern aus Würzburg, Jena und den USA hat gerade eine Studie im Wissenschaftsmagazin PNAS veröffentlicht, wonach Ambrosiella grosmanniae – der Lieblingspilz der Käfer– am besten auf Nährböden wächst, die rund 2,5 Prozent Alkohol enthalten.
Der Pilz ist sozusagen der optimale Babybrei: Vor allem die Larven fressen sich damit voll und entwickeln sich prächtig.
Die erwachsenen Käfer ernähren sich aber auch davon.
Die moderate Alkoholkonzentration hat mehrere Vorteile:
Wichtig ist, dass der Baum mit Alkohol durchsetzt ist.
Die Forscher haben zum Test Alkoholfallen gelegt. Darauf fliegen die Käfer zwar zuerst auch, doch mit dem Anbau beginnen sie dann nicht.
Die Kombination Alkohol und Holz ist unverzichtbar.
Ein Leben in perfekter Symbiose: Der Pilz verbreitet sich mit Hilfe des Käfers. Der Käfer ernährt sich vom Pilz.
Zusammen räumen sie außerdem den Wald auf, indem sie den Zersetzungsprozess toter Bäume beschleunigen.
Der Alkohol entsteht übrigens im sterbenden Baum. Während seine Biomasse zerfällt, entwickelt sich Ethanol. Und der zieht den Ambrosiakäfer magisch an.
So kann es sogar passieren, dass das Insekt mal ein Bier mit einem Baum verwechselt. "Die Tierchen kreisen dann ums Glas und suchen ein Stück Holz", sagt Peter Biedermann, der mit an der Studie gearbeitet hat.
Wenn demnächst also ein ungefähr zwei Millimeter großes, schwarzes Käferchen in deinem Glas zappelt, nicht aufregen: Es hat eigentlich einen sterbenden Baum gesucht.
(Mit dpa und AFP)